Traditions-Gasthaus in Weißenfels: Traditions-Gasthaus in Weißenfels: Steht das Alte Brauhaus vorm Aus?

Weißenfels - Der Chef vom Alten Brauhaus braucht schon ein großes Herz. „Für Weißenfels, für die Gäste und nicht zuletzt für das alte historische Gebäude“, sagt Gastronom Wolfgang Hoffmann. 1994 hat der heute 63-jährige das Lokal zu neuem Leben erweckt.

Seitdem hat der Weißenfelser so manche Herausforderung wie die Einführung des Euros oder des Nichtraucherschutzgesetzes gemeistert. Und auch trotz wiederkehrender Baustellen in der Stadt haben seine Gäste immer wieder ihren Weg zu ihm in die Fischgasse gefunden.

Doch nun droht eine Lücke, die offenbar kaum zu schließen ist: Wolfgang Hoffmann, der vor allem deutsche Hausmannskost serviert, will in zwei Jahren in Rente gehen. Ein Nachfolger für die Pacht des Restaurants ist bisher nicht in Sicht. Und dass, obwohl das Lokal nach Angaben von Wolfgang Hoffmann gut läuft.

Doch besonders zuversichtlich ist er nicht, dass sich noch jemand finden wird. „Das Internet ist voll mit tollen Restaurants und Hotels, die einen neuen Betreiber suchen“, sagt der gelernte Koch.

Doch offenbar will kaum noch jemand ein eigenes Lokal führen. „Die Leute sind einfach nicht mehr bereit, Verantwortung zu übernehmen“, vermutet Wolfgang Hoffmann. Und auch Arbeitszeiten von weit über 40 Stunden in der Woche sind nicht jedermanns Sache.

Von seinen Mitarbeitern ist keiner dazu bereit, den Betrieb zu übernehmen. Neben seiner Frau arbeiten noch ein Koch und zwei Servicekräfte mit. „Tolle Leute, ein eingespieltes Team, zum Teil schon 15 Jahre bei mir“, schwärmt Hoffmann. Ein Nachfolger könnte die komplette Truppe übernehmen.

Dass das Lokal von Hoffmann fast ein Vierteljahrhundert besteht, hat seine guten Gründe. Dank der Ergänzung um eine Pension und einen Biergarten wirft das Alte Brauhaus insgesamt immer ausreichend ab, selbst wenn es mal in einem Bereich nicht so gut läuft.

„Auch die Baustelle auf dem Markt spüren wir bisher nicht“, sagt Wolfgang Hoffmann. Denn vor allem die vielen Stammgäste sind dem Restaurant trotz mancher Durststrecken seit Jahren treugeblieben. Veranstaltungen werden Monate im Voraus gebucht.

Fast jeden Tag gibt es Feiern oder Stammtische. „Wir kennen unsere Gäste gut und müssen gelegentlich auch mal den Seelentröster spielen“, sagt er. Gerade diese Pflege der Stammkunden ist für Hoffmann der wichtigste Schlüssel zum Erfolg. Mit einem Interessenten hat er sich tatsächlich schon einmal getroffen. „Der hatte allerdings zuvor auf einem Kreuzfahrtschiff gearbeitet und daher ganz andere finanzielle Vorstellungen“, sagt Wolfgang Hoffmann.

Das Alte Brauhaus bringt zudem das Kunststück fertig, auch für eine Veranstaltung mit Dutzenden Gästen sämtliche Gerichte à la carte zu servieren. „Dafür ist sehr viel Erfahrung notwendig.“ Zudem werden noch alle Speisen frisch gekocht. Rouladen, Entenbrust, Bauerfrühstück - was die Leute halt so mögen. „Das kann heute gar nicht mehr jeder Koch.“

Wolfgang Hoffmann hofft nun, dass doch noch ein kleines Wunder geschieht und er einen Nachfolger findet, den er auch einarbeiten würde. Bedauerlich wäre es hingegen, wenn er das Alte Brauhaus mit seinem Renteneintritt schließen müsste. „Es wäre wirklich Schade für unsere Gäste, für unsere Mitarbeiter und die Stadt Weißenfels“, sagt Wolfgang Hoffmann.

Wobei er sich um seine Leute keine echten Sorgen macht. Denn die seien so gut, dass sie sofort etwas Neues finden würden, ist er überzeugt. (mz)