Tödlicher Unfall auf der A9 Tödlicher Unfall auf der A9: "Das Bild von dem Mädchen werden wir nicht mehr los"

Weißenfels - Die Lützener Feuerwehr lässt die Sache mit den verschwundenen Kameras nicht los: Nach dem Tod eines Mädchens auf der A9 sucht der Großvater die beiden Digitalkameras, weil darauf die letzten Fotos seiner Enkelin gespeichert sind.
Deshalb setzt sich am Donnerstag Stadtwehrleiter Torsten Schubert in eines der Einsatzautos der Wehr und fährt noch einmal zu der Unfallstelle. An der stark befahrenen Autobahn A9 setzt er den Warnblinker, zieht sich eine Warnweste über und steigt die durch den Regen aufgeweichte Böschung in den Graben hinab.
Akribisch sucht er unter dem vom Unfall immer noch zerdrücktem Gras. Meter für Meter arbeitet er sich voran. Kindersöckchen findet er und es liegen noch immer kleine Trümmerteile des Wohnwagens, in dem das Mädchen starb, zwischen den Halmen und im flachen Wasser. Auch die andere Seite des Grabens wird durchforstet – ohne Erfolg. Eine halbe Stunde später beendet Schubert die Suche. „Wir haben es versucht“, sagt er.
Tödliches Unglück auf der A9 bei Weißenfels: Mädchen starb noch an der Unfallstelle
Ihn und den Rest der Wehr hat dieser Einsatz unglaublich mitgenommen. So sehr, dass die Brandbekämpfer noch am Tag des Unfalls die Notfallseelsorge des Deutschen Rotes Kreuzes in Anspruch genommen hatte. Die Fachleute, die Hilfesuchenden im Ehrenamt zur Seite stehen, sprachen mit der Mannschaft, räumten die Schuldgefühle aus dem Weg. Denn die Männer hatten durchaus überlegt, ob sie schnell genug an der Unfallstelle waren, oder ob sie etwas hätten unternehmen können, um vielleicht doch noch das Leben der Neunjährigen retten zu können.
Doch für Henriette kam jede Hilfe zu spät. Außerdem machten die Seelsorger klar, dass Reaktionen wie Angstzustände nach so einem Ereignis normal seien. „Es handelte sich um eine außergewöhnliche Extremsituation“, so die Leiterin Annett Hirscher. Bei einem Kind erreiche dies eine besondere Dimension, weil ein natürlicher Schutzinstinkt in Kraft tritt.
Tödliches Unglück auf der A9 bei Weißenfels: Brandbekämpfer krankgeschrieben unter psychologischer Betreuung
Für zwei der Brandbekämpfer reichten die Gespräche nicht aus. Sie wurden krankgeschrieben und bekamen psychologische Betreuung. Es waren die Männer, die das tote Mädchen aus dem Wohnwagen bargen.
Herumliegende Gegenstände auf den Straßen sind häufig Folgen von Unfällen. Sie werden aus den Wagen geschleudert. Einsatzkräfte wie die Feuerwehr sammeln sie ein und übergeben sie an die Polizei. Die Beamten verschließen diese Sachen üblichweise in den Fahrzeugen der Unfallbeteiligten, bis diese ihre Wagen abholen. Dann können sie sie vor Ort ansehen, zuordnen und mit nach Hause nehmen. (ahr)
„Ich bin 32 Jahre in der Feuerwehr und habe viele Tote gesehen. Aber das war das erste tote Kind“, sagt Torsten Schubert und er muss schlucken.
„Das Bild von dem Mädchen werden wir nicht mehr los. Wir werden nun nur lernen müssen, damit umzugehen“, schließt sein Bruder Thomas Schubert, der sich seit 28 Jahren in der Lützener Feuerwehr engagiert, ab. (mz)
