Tödlicher Unfall Tödlicher Unfall: 19-jähriger Unfallfahrer stellt sich der Polizei
WEISSENFELS/ZORBAU/MZ. - Am Ende hat sich der 19-Jährige doch noch ein Herz gefasst und ist selbst zur Polizei gegangen. "Er hat sich am Sonnabend den Behörden gestellt und gesagt, dass er den Unfall von Weißenfels verursacht hat", bestätigte der Naumburger Oberstaatsanwalt Hans-Jürgen Neufang am Montag auf Nachfrage der MZ.
Zu dem Zeitpunkt hatten die Ermittler nach dem tödlichen Verkehrsunfall vom vergangenen Donnerstag in Zorbau bei Weißenfels (Burgenlandkreis) den jungen Mann aus dem sächsischen Kreis Zwickau schon im Visier, sagte Polizeisprecher Ralf Karlstedt. Zwar hatte sein Fahrzeug ein falsches Kennzeichen - es gehört zu einem Kranwagen in Rostock. Über die Fahrzeug-Identifikationsnummer des Unfall-Pkw konnte indes ein Händler ausfindig gemacht werden, der das Auto im Juli an den 19-Jährigen verkauft hatte.
Trauer im Dorf
In Zorbau reagierten die Menschen erleichtert auf die Nachricht, dass der Unfallverursacher gefunden ist. Das Unfallopfer, eine 63 Jahre alte Frau, war vielen bekannt. Blumen und Kerzen an der Unfallstelle zeigen, dass die Einwohner um sie trauern.
Für den 68 Jahre alten Ehemann der getöten Radfahrerin ist das alles nur ein schwacher Trost. Dennoch habe er der Polizei gedankt, "dass sie den jungen Mann so schnell gefasst hat. Ich hätte nicht damit gerechnet." Er wolle nun einen Anwalt damit beauftragen, ihn zu vertreten, wenn der Schuldige am Tod seiner Frau vor Gericht steht. "Ich kann das alles noch gar nicht fassen." Tränen wechseln mit gefassten Worten. Vor fünf Monaten ist seine Frau in Rente gegangen. "Wir wollten uns das Leben schön machen, verreisen, den Ruhestand genießen." Jetzt bleiben ihm die Erinnerung und "die Blumen, die meine Frau mit viel Liebe pflegte, ich versuche, es so zu machen, wie sie."
Derjenige, der so viel Leid über die Familie gebracht hat, hatte nach dem Autokauf das Fahrzeug nie zugelassen, war demzufolge auch nicht haftpflichtversichert. Die Nummernschilder habe er gefunden, gab er gegenüber der Polizei an. Und es stellte sich heraus, dass er nicht einmal einen Pkw-Führerschein hat.
Dennoch machte er sich am vorigen Donnerstag vom Zwickauer Land aus mit seiner 15 Jahre alten Freundin auf zu einer Spritztour. Nahe Weißenfels auf der Autobahn 9 nahm das Verhängnis seinen Lauf. Auf den Kennzeichen fehlte der Vermerk der Hauptuntersuchung, was einer Streife der Autobahnpolizei Weißenfels auffiel. Die Überprüfung per Funk ergab, dass es zu besagtem Kranwagen in Rostock gehört.
Die Polizisten überholten den dunklen Mitsubishi des 19-Jährigen und forderten ihn auf, an der Behelfsausfahrt Zorbau die Autobahn zu verlassen. Das tat der junge Mann auch. Als aber einer der Beamten ausstieg und auf ihn zukam, habe ihn die Angst vor Strafe befallen, wie er in seiner Vernehmung beschrieb. Er gab Gas und flüchtete. Mit rund 100 Kilometern pro Stunde jagte er durch das Dörfchen Zorbau in Richtung Granschütz, die Polizisten folgten in einigem Abstand. Nach einem waghalsigen Wendemanöver fuhr der junge Mann zurück Richtung Weißenfels. Die Polizisten mussten ebenfalls wenden und verloren ihn laut Polizeisprecher Karlstedt für einige Augenblicke aus den Augen. Hinter einer Biegung sahen sie dann ein zertrümmertes Fahrrad und eine Person auf der Straße liegen. Das Fluchtfahrzeug hatte die Radfahrerin, die vermutlich auf dem Weg zum Bäcker war, gerammt. Das Fahrrad wurde in seine Einzelteile zerlegt, die Frau starb wenig später. Der 19-Jährige ließ sein Auto in Weißenfels stehen. Mit dem Mädchen flüchtete er per Anhalter nach Hause, wo er sich zwei Tage später stellte. Vermutlich war ihm klar geworden, dass die Spuren über kurz oder lang zu ihm führen mussten.
Mindestens ein Jahr Haft droht
Ermittelt wird gegen den jungen Mann jetzt wegen gefährlichen Eingriffs in den Straßenverkehr und Körperverletzung mit Todesfolge. Laut Staatsanwalt Neufang droht ihm eine Mindestfreiheitsstrafe von einem Jahr, möglich sind bis zu zehn Jahre. Gegen die 15 Jahre alte Begleiterin wird derzeit nicht ermittelt.
Verhandelt wird am Ende wohl in Zwickau, also nahe dem Wohnort des 19-Jährigen. "Das ist im Gesetz so vorgesehen, wenn es um Jugendliche beziehungsweise Heranwachsende geht", sagte Neufang.