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Taubenzucht-Europameister Taubenzucht-Europameister: Mit Eleganz zum Titel

Von Holger Zimmer 17.01.2013, 17:23

Uichteritz/MZ. - "Natürlich habe ich mich gefreut über den Europameister-Titel", sagt Rainer Jänicke. "Aber noch mehr gefreut hätte ich mich ein Jahr früher." Der 67-Jährige nennt dafür einen einfachen Grund. Dann hätte es nämlich anlässlich des 100. Gründungsjubiläums des Rassegeflügelzuchtvereins Uichteritz noch etwas mehr zu feiern gegeben.

Seine acht Wiener Spitzentümmler sitzen derzeit in ihren Käfigen in Quarantäne. Sie haben sich etwas Ruhe verdient, denn erst gab es die Europameisterschaft in Leipzig, dann die eigene Geflügelschau in Lobitzsch und am vergangenen Wochenende die in Hohenmölsen. Von den kleineren Schauen kamen die Vögel mit Bestnoten wie "Vorzüglich", "Hervorragend" und Zuschlagspreisen nach Hause.

Jänicke ist noch immer hochzufrieden. Doch was ist all das zu den 380 Punkten, die ihm seinen ersten kontinentalen Titel eingebracht haben? Mit drei Preisen schaffte er es bei seinem Debüt auf Anhieb auf den ersten Platz, den er sich allerdings mit einem Thüringer teilen musste.

Doch damit kann der Uichteritzer leben, hat sein direkter Kontrahent doch einen Anteil an seinem Erfolg. Immerhin hatte er Mitte der 1980er Jahre von ihm die ersten Tümmler erhalten, mit denen er in seine Zucht startete.

Begonnen hatte Jänicke vor über 50 Jahren mit Strassern, die ihm sein Onkel damals schenkte. Auch Steiger-Kröpfer und Brieftauben folgten, als er zu seiner Frau nach Uichteritz zog. Dann schaffte er vor über 25 Jahren die Tümmler an. "Das war so etwas wie Liebe auf den ersten Blick. Sie zeigen Eleganz, kommt es bei ihnen auf Kropf, Augenränder, Augen und Schnabelform an."

Im Freien fliegen lasse er sie nicht, denn da seien ihm einfach die Verluste durch Greifvögel zu hoch, bekennt Jänicke. Deshalb hält er sie lieber in der Voliere. Arbeit scheut er dabei nicht, denn ausgestellt hat er in Leipzig seine hellstorchfarbenen Vögel und er zeigt, wie er im Vorfeld einer solchen Schau mit der Pinzette zu Werke geht, um dunkle Ansätze im hellen Gefieder zu beseitigen. Und demnächst muss er wieder sein züchterisches Geschick unter Beweis stellen. Denn im Februar werden weibliche und männliche Tauben gepaart. Im März sind dann die Bruterfolge sichtbar.

Der Nachwuchs muss beringt werden und Qualitätsfutter ist notwendig, damit auch in diesem Jahr Preise eingeheimst werden können. Immerhin wollen 20 Euro für 25 Kilogramm Mischfutter bezahlt sein. Die wiederum sind bei Dutzenden Tieren schnell aufgebraucht. Angesichts von Stand- und Fahrgeld sei die Zucht ein Zuschussgeschäft, denn der Uichteritzer stellt auch in Erfurt und Nürnberg aus. Preise habe es immer gegeben, aber erst jetzt habe er auch für die Europaschau gemeldet.

Der Grund: "Ich hatte mir mit meinen Tieren durchaus etwas ausgerechnet." Und als er dann zwei Tage, nachdem er die Tauben abgeliefert hatte, im Internet von seinem Erfolg las, habe er sich gefreut. Nicht überschwänglich, sondern eher ruhig, wie es Jänickes Art ist. Eines aber ist schon jetzt klar: Am Samstag gibt er bei der Jahreshauptversammlung seines Vereins einen auf den Sieg aus.