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Stuntman gibt Tipps für den Fenstersturz

Von HOLGER ZIMMER 17.05.2009, 18:53

WEISSENFELS/MZ. - Dabei gerät das Schauspiel kurzzeitig in Gefahr, weil Kulturmanager Robert Brückner im Schloss noch mit Vorbereitungsarbeiten zu tun hat. Als die über 200 Teilnehmer des Museumspfades plötzlich vor dem Geleitshaus auftauchen, ist Eile geboten. Brückner junior schlüpft in Hose sowie Jacke und setzt den Dreispitz auf. Dann kann ein Disput mit Wortspielereien und Witz beginnen, den Uwe Brückner verfasst hat.

Nach dem Sturz winkt ein Siebenjähriger ab: "Der ist ja nur in Kisten gefallen." Für die hat der Pub-Wirt mit Unterstützung der Firma Pelipal gesorgt. Ein Stuntman verrät ihm vorab, dass drei Schichten Kartons, jeweils abgedeckt mit zusammengefalteten Kisten, einen Sturz aus gut acht Metern bremsen, wenn der Fallende mit dem Rücken oder seitlich aufkommt. Das ist Winfried Pecher dann aber doch nicht so geheuer, so dass er letztlich mit den Füßen voran landet. Der 28-Jährige sagt: "Vorher hat man sich da natürlich Gedanken gemacht." Doch angesichts des zeitigeren Beginns habe er gar keine Zeit mehr für Lampenfieber gehabt. Pecher, der schon Krippenspiele mitgestaltet hat, lebt seine Rolle als Katholik, der er tatsächlich ist, wie er verrät.

Viele kleine Höhepunkte machen den Museumspfad aus. So empfangen fünf Mädchen und Jungen die Gäste im Francoishaus an der Promenade im barocken Kostüm und mit kleinen Leckereien. Immerhin feiert Clara Caspar ihren fünften Geburtstag. "Da wollten wir etwas Besonderes bieten", sagt Hausherrin Beate Caspar. Deren Mutter, Erdmuthe Müller-Taube, wiederum, lässt es sich nicht nehmen, eine Geschichte von Louise von Francois über ein Komödienspiel zu lesen. "Damals hat sogar der Bürgermeister auf der Bühne gestanden", kann sich die 84-Jährige einen Seitenhieb auf die Moderne nicht verkneifen. Immerhin hat Museumsleiter Martin Schmager Stadtoberhaupt Robby Risch (parteilos) wegen einer Terminüberschneidung entschuldigt.

Auch das Schützhaus ist im Rahmen des Rundganges zum Thema "Grüne Muse(e)n" ein Ziel. Hier wartet Johannes Kreis im Kostüm des Komponisten. Dudelsackspieler Volker Seyboth erhält von Uta Dreßler Verstärkung, die ihn mit einem sogenannten Hümmelchen, einem leiseren Instrument dieser Art, begleitet. Die 65-Jährige hat zuvor mit Enkelin Caroline Schönsee einen Workshop geleitet, an dem 20 Kinder teilnahmen.

Die Seniorin hat vor Jahren schon mal einen Wandelgang durch die Stadt mitgestaltet. "Ich musste aber nie mit der Musik meinen Lebensunterhalt bestreiten", sagt sie. Und Uta Dreßler betont, dass sie nach der Wende, als sie solche Instrumente wie Pommer und Drehleier erwerben konnte, eine wahre Sammelleidenschaft entwickelt habe. Auf den Terrassen von Stadtarchiv und Schloss klingt der Abend aus. Dort beteuern Irina Knyazeva und Swetlana Lucke, dass sie im nächsten Jahr wiederkommen werden.

Gästeführerin Gudrun Schulze, die Besucher schon im Barockkostüm, als Nachtwächterin und nun als Gärtnerin begleitet hat, steht erleichtert daneben und sagt: "Ich hoffe, wir haben die Leute witzig unterhalten können." Auf sie warten daheim gepackte Koffer, will sie doch tags darauf zur Enkelin nach Amerika fliegen. Dass sie beim Rundgang etwas aufs Tempo gedrückt habe, sei dem Spaziergang des Vorjahres geschuldet gewesen, weil der länger dauerte als gedacht und nicht alle bis zum Ende durchgehalten hätten.