StrukturwandelStrukturwandel: Hohenmölsener Bürgermeister spricht für das Revier

Halle/Hohenmölsen - Es ist gerade das Dauerbrennerthema schlechthin: Das Aus der Braunkohle im Jahr 2038. In Halle hat sich nun die Initiative „Energie Vernunft Mitteldeutschland“ (EVM) gegründet, die vor dem Kohleausstieg warnt und sich für eine „vernünftige Energiepolitik“ einsetzen will - vor allem mit Blick auf die Unternehmen und Menschen im südlichen Sachsen-Anhalt.
Zu den Mitbegründern des Vereins gehört auch Andy Haugk (parteilos), Bürgermeister von Hohenmölsen. „Wir sagen nicht Nein zu erneuerbaren Energien. Mit unserer Arbeit wollen wir aber die Frage aufstellen, ob wir mit dem Kohleausstieg denn wirklich alles richtig machen“, so Haugk.
Kohle der Hauptarbeitgeber
Der Hohenmölsener Verwaltungschef will mit seiner Arbeit in der Initiative für die Menschen im mitteldeutschen Revier sprechen und die Betroffenheit der Region darstellen. Schließlich sei auch Hohenmölsen unmittelbar und intensiv vom Kohleausstieg betroffen. Denn die Mitteldeutsche Braunkohlengesellschaft (Mibrag) ist der Hauptarbeitgeber der Stadt. Viele Arbeitsplätze stehen auf dem Spiel. „Tagtäglich verrichten die Blaumänner eine schwere Arbeit für eine sichere Energieversorgung in unserem Land.
Diese Menschen brauchen die Zuversicht, dass wir ihre Arbeitsplätze nicht für einen nationalen Alleingang ohne spürbare Auswirkung auf unser Klima opfern“, so Haugk. Durch den Kohleausstieg würden vor allem junge und gut ausgebildete Menschen in der Region um eine berufliche Perspektive bangen.
Bürgermeister Haugk: Experten bezweifeln Einfluss von Braunkohle auf Klima
Zudem habe das Revier bereits bei einer Deindustrialisierungswelle vor 30 Jahren eine Hauptlast der Reduzierung des deutschen CO2 -Ausstoßes getragen. „Diesen Strukturwandel haben wir bis heute noch nicht richtig verkraftet. Viele Menschen sind damals arbeitslos geworden und weggezogen. Und jetzt, wo die Region wieder am wachsen ist, kommt der nächste Strukturwandel“, erklärt Andy Haugk. Der Verein wolle mahnen, aufklären und auch Menschen eine Stimme geben, die den Sinn des Kohleausstiegs in Frage stellen. „Es gibt Experten, die bezweifeln, dass sich das Weltklima durch den Braunkohleausstieg wirklich ändert“, sagt der Hohenmölsener Verwaltungschef.
Zumal vor allem in Indien und China derzeit über 1.600 neue Kohlekraftwerke geplant sind oder entstehen. „Da stellt sich schon die Frage, ob das alles überhaupt Sinn macht“, sagt Haugk. Der nächsten Generation sei ein Kohleausstieg Deutschlands ohne Auswirkungen für das Weltklima nur schwer zu vermitteln.
Folgen auch für die Jugend
Neben dem Hohenmölsener Bürgermeister gehören auch anderer Vertreter aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und der Gesellschaft zu den Gründungsmitgliedern der Initiative. Der Vorsitzende der EVM, Uwe Schrader sagte bei der Vorstellung der Initiative am Dienstag in Halle in Hinblick auf eine „vernünftige Energiepolitik“: „Es sollen die besten Technologien und die geeignetsten Energieträger zum Einsatz kommen. Staatlich verordnete Verbote von Technologien und Ausstiege aus wettbewerbsfähigen Energieträgern wie der Braunkohle lehnen wir ab“, erklärte er. Dadurch seien Arbeitsplätze in Gefahr, Strompreise würden steigen und regionale Firmen ihre Wettbewerbsfähigkeit verlieren.
Statt moderne Kohlekraftwerke in Deutschland abzuschalten, sei es sinnvoller, veraltete Anlagen in China und Indien mit den für den Strukturwandel vorgesehenen Fördermitteln aufzurüsten und klimafreundlicher zu machen, sagte hingegen der Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer Halle-Dessau, Thomas Brockmeier. Der FDP-Politiker und Student Maximilian Gludau aus Weißenfels verwies auf die Jugend: „Ein Braunkohleausstieg nimmt den jungen Menschen vor Ort die Zukunft“, erklärte er. (mz)