1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Weißenfels
  6. >
  7. Staffelstab übergeben: Staffelstab übergeben: Die Erfolgsgeschichte eines Dachdeckerunternehmens

Staffelstab übergeben Staffelstab übergeben: Die Erfolgsgeschichte eines Dachdeckerunternehmens

Von Andrea Hamann-Richter 23.02.2021, 10:30
Andreas Wolter (links)ist seit diesem Monat offizieller Geschäftsführer. Vater Walter Wolter will ihm mit seinem Rat zur Seite stehen.
Andreas Wolter (links)ist seit diesem Monat offizieller Geschäftsführer. Vater Walter Wolter will ihm mit seinem Rat zur Seite stehen. Andrea Hamann-Richter

Langendorf - Beim Dachdeckerunternehmen „Dach und Zimmerei Wolter“ aus Langendorf stand dieser Tage ein Generationswechsel an. Nach 30 Jahren hat Geschäftsinhaber Walter Wolter den Staffelstab an seinen Sohn Andreas Wolter übergeben.

Das Dachdeckerhandwerk lag Walter Wolter immer im Blut. Nachdem der gebürtige Langendorfer diesen Beruf im Jahr 1973 ausgelernt und seine Armeezeit absolviert hatte, ging es beruflich aber erst einmal als Berufskraftfahrer weiter. Nach Feierabend und an den Wochenenden arbeitete er jedoch weiterhin als Dachdecker, qualifizierte sich 1985 zum Meister und ein Jahr später dann auch noch zum Meister für bautechnische Instandsetzung.

„Im Januar 1990 wollte ich mich dann selbstständig machen“

„Im Januar 1990 wollte ich mich dann selbstständig machen“, sagt Walter Wolter. Doch seine weitere Leidenschaft, der Fußball, machte ihm einen Strich durch die Rechnung: „Ich brach mir die Hand und so musste das Vorhaben erst mal zu den Akten gelegt werden, denn so konnte ich nicht anpacken.“ Darum nahm der Langendorfer zunächst einmal eine Tätigkeit als technischer Leiter der Polyklinik in Weißenfels auf.

Nach einem Jahr war er genesen und machte sich auf die Suche nach einem Partner, mit dem er sein Unternehmen nun erneut in Angriff nehmen wollte. Er fand ihn in Augsburg und gemeinsam gründeten sie am 1. April 1992 den Betrieb. Der Partner erwies sich als richtige Entscheidung, denn dieser suchte Aufträge und Wolter und sein Team führten sie aus.

Sohn stieg in die Firma ein

Das Unternehmen, welches zuerst zu Hause im Keller in Langendorf startete, hatte 1995 schon 29 Mitarbeiter und drei Jahre später bereits 60 Angestellte. 1994 kaufte Walter Wolter in Langendorf ein Gewerbegebiet und errichtete dort seinen neuen Standort. Außerdem wurden nach und nach noch Zimmereileistungen, Gerüstbau, Spenglerei, Fassadenbau und Spezialabdichtungen angeboten. Die Aufgaben bestimmten lange das Leben des Langendorfers. „Ich war 26 Jahre der Erste, der auf der Arbeit erschien und auch der Letzte, der Feierabend machte“, sagt er.

Auch Sohn Andreas Wolter stieg in die Firma ein. Als er 1996 seine Lehre begann, kannte der junge Mann den elterlichen Betrieb schon wie seine eigene Westentasche. Bereits als Kind hatte der heute 40-Jährige dem Vater bei den Arbeiten geholfen und war so immer mehr mit der elterlichen Firma verwachsen.

„Mit 23 Jahren war ich der jüngste Meister Sachsen-Anhalts“

Nach dem er den Gesellenbrief in der Tasche hatte, wollte sich Andreas Wolter eigentlich zunächst mehr Praxis aneignen und nach fünf Jahren den Meister in Angriff nehmen. Aber auch er verletzte sich beim Fußball. So kam dieses Vorhaben erst einmal zu Erliegen, denn es folgte eine lange Krankschreibung. Die Zwangspause nutzte Andreas Wolter, um seine Weiterbildung zu stemmen: „Mit 23 Jahren war ich der jüngste Meister Sachsen-Anhalts“, sagt er. 2008 absolvierte er noch zusätzlich den Meister zum Zimmerer und sein Vater übertrug ihm nach und nach mehr Aufgaben in der Unternehmensleitung, bis er ihn später sogar zum Teilhaber machte.

In diesem Monat ist Andreas Wolter nun der offizielle Geschäftsführer geworden. Vater Walter Wolter ist trotzdem noch in der Firma anzutreffen. Er will seinem Sohn, so lange der es zulässt, mit seinem großen Erfahrungsschatz zur Seite stehen, aber durchaus auch Veränderungen akzeptieren. So hat Andreas Wolter nicht nur die Arbeit im Auge. Daneben, so sagt er, gebe es noch das private Leben und die Familie. Diese sollen nicht zu kurz kommen.

„Langendorf ist einfach der schönste Ort“

Langweilig wird es Walter Wolter aber auch im Ruhestand nicht werden. In seiner Freizeit spielt der 65-Jährige Tischtennis, denn mit dem aktiven Fußball hatte er 1990 aufgehört. Im Sport finde er den Ausgleich, Gespräche mit den Bürgern und Freunden und Gesellschaft außerhalb des Arbeitslebens, sagt er. Außerdem wirkte er jahrelang im Gemeinderat von Langendorf mit, war stellvertretender Ortschaftsvorsitzender und sitzt seit 2010 im Weißenfelser Stadtrat.

Das Wohl seines Ortes habe ihm immer am Herzen gelegen und er habe mit diesen Ämtern die Möglichkeit gesehen, etwas für Langendorf zu erreichen. „Langendorf ist einfach der schönste Ort“, schwärmt er. Daher verzichtet der Mann auch schon einige Jahre auf Geschenke zu Geburtstagen. Lieber bittet er um Spenden, mit denen er die Vereine in Langendorf unterstützt. (mz)