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Stadtteilbüro für die Neustadt Stadtteilbüro für die Neustadt in Weißenfels: Welche Erwartungen die Einwohner damit verbinden

Von Andreas Richter 10.08.2018, 05:00
Kathrin Mavromatis (links) und Katja Henze vom Bereich Gleichstellung der Stadt öffnen die Türen zum neuen Stadtteilbüro in der Neustadt.
Kathrin Mavromatis (links) und Katja Henze vom Bereich Gleichstellung der Stadt öffnen die Türen zum neuen Stadtteilbüro in der Neustadt. Peter Lisker

Weißenfels - Schwarze Buchstaben auf einem weißen Blatt Papier weisen den Weg. Der Eingang ist eher trist, die Wände im Inneren schmucklos. Und doch steht der Neumarkt 6 seit Donnerstag für ein kleines Stück Aufbruch in der Weißenfelser Neustadt. Der mit 9.000 Einwohnern größte Stadtteil hat nun sein eigenes Bürgerbüro - Anlaufpunkt für die Neustädter mit ihren Sorgen und Nöten.

Einer der ersten Besucher ist an diesem Vormittag Lothar Wolff. Seit mehr als 50 Jahren lebt er in dem großen Stadtteil im Weißenfelser Norden. Nun versteht sich der sachkundige Einwohner im Umweltausschuss des Stadtrates als eine Art ehrenamtlicher Koordinator, als Bindeglied zwischen den Leuten „da draußen“ und den Ansprechpartnern im neuen Stadtteilbüro. Und das ist ein ganzer Strauß von Problemen.

Stadtteilbüro in Weißenfels Neustadt: „Am Anfang wird es darum gehen, einfach zuzuhören und Menschen kennenzulernen“

Manche schieben sie schon lange ungelöst vor sich her - wie etwa die Müllhalde auf einem Privatgrundstück an der Schlachthofstraße. Andere tauchen immer wieder in neuen Facetten auf: Straßenlärm, Sicherheit, Parkmöglichkeiten.

„Am Anfang wird es darum gehen, einfach zuzuhören und Menschen kennenzulernen“, sagt Katja Henze, die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt. Spätestens nach einer ersten Bürgerversammlung im Herbst vergangenen Jahres war klar geworden, dass das problembeladene Quartier ein eigenes Büro braucht, eine beständige Adresse für die Bürgerschaft.

Stadtteilbüro in Weißenfels Neustadt: „Es geht um Gehör und Veränderung“

Immerhin knapp ein Jahr hat es gedauert, bis eine Lösung in Sack und Tüten ist: Die Wohnungsbau Wohnungsverwaltung Weißenfels GmbH (WVW) hat im Erdgeschoss des Wohnblocks am Neumarkt mehrere Räume mit einer Gesamtfläche von rund 150 Quadratmetern kostenfrei zur Verfügung gestellt.

Räume, von denen aus die schwierige Lobbyarbeit für einen Stadtteil mit komplizierter Gemengelage gelingen soll. Dabei baut Katja Henze auf die Mitarbeit der Neustädter. „Wer hierher kommt, hat den Willen zur Veränderung“, hofft sie. Sören Fauß jedenfalls hat diesen Willen. Seit zwanzig Jahren lebt der 45-Jährige in der Neustadt.

„Es geht um Gehör und Veränderung“, sagt der kritische Geist. Und er deutet an, worum es ihm in einem Stadtteil mit hohem Ausländeranteil geht. „Wir haben ein gewisses Verständnis von Ordnung“, sagt er für die Mehrheit der Neustädter, spricht von überbelegten Wohnungen, von schlechter Kommunikation, von Problemen an Schulen und Kitas.

Stadtteilbüro in Weißenfels Neustadt: „Wir stehen ganz am Anfang“

„Wir stehen ganz am Anfang“, sagt Katja Henze und ist sich darin mit Einwohnern wie Sören Fauß und Lothar Wolff einig. Für Achim Baatzsch vom Verein Arbeit und Leben Sachsen-Anhalt wird es an diesem ersten Sprechtag schon ziemlich konkret. Ein polnischer Gastarbeiter kommt mit seinen Sorgen ins Büro. Er hat Probleme mit dem Kindergeld und sieht nicht ein, dass in einer Wohnung, in der fünf Personen leben, jeder knapp 200 Euro Miete zahlen soll. Baatzsch spricht polnisch und hört sich die Sorgen an. Nun wird er den Mann auch beim nächsten Sprechtag der Wohnungsgesellschaft WVW begleiten.

So ähnlich stellt sich Katja Henze den Alltag im neuen Stadtteilbüro vor - zuhören, Probleme erkennen, Lösungsansätze finden. Irgendwann sollen dann auch die Räume weniger Tristesse ausstrahlen. „Wir suchen Ideen und Mitstreiter“, sagt Henze. Ideen für den großen Aufbruch in der Neustadt.

››Das Stadtteilbüro am Neumarkt 6 ist dienstags, 14 bis 18 Uhr, und donnerstags, 9 bis 13 Uhr, geöffnet. (mz)