Stadtbild in Weißenfels Stadtbild in Weißenfels: Anwohner regt sich über Ruine auf

Weissenfels/MZ - Andreas Kahl wohnt in der Kubastraße. Nur einen Steinwurf entfernt ist das Kulturhaus der Stadt und der dazugehörige Parkplatz, wenige Meter auch eine der größten Ruinen der Saalestadt. Das Geburtshaus des 56-Jährigen ist gepflegt und gut saniert. „Viele pflegen hier ihren Besitz, es ist eine Freude, das zu sehen“, erzählt er. Doch tritt der Mann aus dem Haus, dann wird er wütend. Es schwillt ihm der Kamm (die MZ berichtete bereits 2011).
Denn im steten Wechsel stehen hier hübsche eingeschossige Häuser neben maroden Bruchhütten. Es kommt jedoch noch schlimmer. Am Ende der Kubastraße dümpelt das ehemalige Forschungsinstitut des volkseigenen Betriebes „Banner des Friedens“ vor sich hin. Die Fenster - soweit vorhanden - sind dreckig oder zerschlagen. Hier und da weht eine schmutzige Gardine hinaus auf die Straße. Ein Teil des Gebäudes, so zeigt Kahl der MZ, wurde vor Jahren abgerissen. So klafft jetzt ein Riesenloch in dem Industriegebäude. Aus den Fugen wächst Gehölz, auch Unkraut hat gediegen viel Platz.
„Die Abrissfirma ist irgendwann mal nicht mehr gekommen.“ Dann kam seitens der Stadt nach dem x-ten Anruf ein Bauzaun her. Der Fußweg ist damit versperrt. Parken ist im unteren Bereich der Kubastraße nicht mehr möglich. Auch hier wächst längst Gras aus den Fugen des Buckelpflaster. „Blühende Landschaften sehen anders aus“, schimpft Kahl. Im Sommer würden sich Obdachlose ein Fleckchen an der Ecke zum Mühlweg suchen. Leere Räume seien auch schon als Drogenumschlagplatz genutzt worden. Zudem würden sich in diesem Müllplatz Ungeziefer wie Ratten, aber auch Waschbären außerordentlich wohl fühlen. „Das ist doch kein Umfeld, in dem man gern wohnt“, findet Andreas Kahl, fügt jedoch hinzu, dass die Kubastraße - sei sie denn vollkommen saniert schon ihrem Charme habe.
"Passiert ist nichts"
Viele Male habe er sich an die Stadtverwaltung gewandt. „Ich habe aufgehört zu zählen, wie oft ich schon angerufen habe. Passiert ist nichts“, zieht er sein Resümee. Das ehemalige Forschungsinstitut gehöre heute einer Erbengemeinschaft, weiß er. Auch die Besitzer der unsanierten Häuser wie der Nummer 9, 10 oder 20 tun nichts. Seitens der Stadt sei er sogar schon ausgebremst worden, „offenbar aus Angst, die Erbengemeinschaft würde sich noch mehr von ihrem Besitz distanzieren“. Doch was würde sich da verändern? Das Institut sei an eine Immobilien-GmbH in Rathenow verkauft worden.
Die hatte vor sechs Jahren Bauantrag für ein Seniorenheim gestellt, jedoch nie wieder etwas von sich hören lassen. Der Kontakt der Stadt zu dieser Firma ist abgebrochen. Das Unternehmen ist nicht mehr zu erreichen. Es wird vermutet, das es insolvent ist. Die Stadt selbst muss für die Kosten der Sicherung des Objektes aufkommen. „In anderen Städten Sachsen-Anhalts ist man schneller mit der Abrissbirne“, klagt Kahl. Da würden Fördertöpfe angezapft, um solche Schandflecken zu beseitigen. Für die Stadt ist das Industriegebäude ein Fass ohne Boden.
30.000 Euro für Teilabbruch und Absperrung
„Grundsätzlich werden im Haushalt immer 100.000 bis 120.000 Euro für Gefahrenabwehrmaßnahmen eingeplant. Allein die Ecke Kubastraße/Am Mühlberg hat in den letzten Jahren 30.000 Euro für Teilabbruch und Absperrung gekostet; für einen Gesamtabbruch reichen die Mittel eines Haushaltsjahres nicht aus“, schätzt Anke Fey, Leiterin der Pressestelle der Stadt ein.
Die Untere Bauaufsicht kann jederzeit gegenüber dem Eigentümer verfügen, Gefahren zu beseitigen. „Tut dieser das nicht oder ist aus verschiedenen Gründen nicht dazu in der Lage, kann die Bauaufsicht die Gefahr beseitigen lassen. Dies gilt jedoch nur für die reine Gefahrenabwehr, also je nach vorliegendem Fall Abnahme der Dachziegel oder Entfernen des losen Putzes.
Außerdem kann die Gefahr vorerst auch durch Absperrmaßnahmen minimiert werden. Lediglich ein „unschönes“ Aussehen reicht aber zum Einleiten der Maßnahmen nicht aus. Andreas Kahl hingegen weiß nur eine Lösung: „Weg das Ding!“

