Sorgerecht Sorgerecht : Streit um Unterhalt ohne Ende
naumburg/MZ - Die Mehrzahl der unterhaltspflichtigen Mütter und Väter im Burgenlandkreis sind nicht in der Lage, den Mindestunterhalt für ihr Kind zu leisten. Derzeit registriert das Jugendamt der Kreisverwaltung etwa 1 500 Fälle. Die Hälfte der Betroffenen hat sich an die Behörde gewandt und um Unterstützung gebeten. Dass so oft nicht gezahlt wird, führt man im Jugendamt vor allem auf schwierige Einkommenssituation zurück. Viel Zeit brauchen die Mitarbeiter des Amtes, um die Höhe des Unterhaltes festzulegen. „Das ist nach wie vor die schwierigste Aufgabe“, bestätigt Amtsleiterin Ursula Kühn, denn die Fronten zwischen den Eltern sind zumeist verhärtet.
Hinzu kommt, dass sich seit 1. Januar die gesetzlichen Bestimmungen geändert haben. Mussten erwerbstätigen Unterhaltsschuldner bisher 950 Euro für sich selbst zugestanden werden, sind es nun 1 000 Euro. Wie viel Unterhalt ein Partner zahlen muss, richtet sich unter anderem nach der Höhe seines Verdienstes und danach, wie viel Kinder in seinem Haushalt leben, falls eine neue Partnerschaft besteht.
„Oftmals ist es so, dass zahlende Väter argumentieren, dass das Geld nicht dem Kind zugutekommt, sondern der Mutter, die sich ein ,schönes’ Leben mache“, sagt Sachbearbeiterin Hannelore Kühn. Doch genau das sei der falsche Ansatz im Denken, denn „es geht immer um die Wahrnehmung der Interessen des Kindes“, ergänzt ihre Kollegin Nicole Jäger. Ein Recht der Überprüfung, wie das Geld in der Erziehung verwendet werde, gebe es jedoch nicht.
Die Interessen des Kindes sind auch in weiterer Hinsicht von Bedeutung: „Es geht nicht nur um die finanzielle Absicherung des Kindes“, so die Amtsleiterin. Die Kenntnis der eigenen Herkunft nehme im Bewusstsein des Kindes eine Schlüsselstellung ein. „Das Kind hat ein Recht auf Kenntnis der eigenen Abstammung.“ Doch genau dagegen sträuben sich etliche Väter. Da viele die Anerkennung der Vaterschaft anzweifeln, bleibe am Ende nur der Weg zum Gericht, das zugleich ein Gutachten in die Wege leitet. In der Mehrzahl der Gutachten werde allerdings die Vaterschaft bestätigt. „Diesen Weg schlagen zwar etliche Männer ein, aber die sollten wissen, dass sie am Ende sowohl das Gutachten, als auch die Gerichtskosten zu zahlen haben“, so Nicole Jäger.
Auffällig sei, dass im Naumburger Bereich wesentlich mehr Männer bei der Anerkennung der Vaterschaft ein außergerichtliches Gutachten einholen als in Weißenfels und in Zeitz. Dessen Kosten belaufen sich auf 150 und 300 Euro, wobei nach oben hin keine Grenze gesetzt sei. Und auffällig sei weiterhin, dass eine steigende Zahl an Müttern Unterhalt leisten müsse und im Umkehrschluss zugleich mehr Väter alleinerziehend sind und immer mehr Rechte in der Erziehung einfordern. „Das Rollenverständnis, dass eben nur die Mutter Kinder erzieht, ist gekippt“, sagt die Amtsleiterin.
Leider verlaufe auch dieser Prozess problematisch: „Streitigkeiten werden oft auf dem Rücken des Kindes ausgetragen“, so Kühn. Das Jugendamt ergreife aber auf keinen Fall für eine Seite Partei, denn es gehe immer um das Wohl des Kindes. Wird am Ende kein Unterhalt gezahlt, bleibt nur die Zwangsvollstreckung wie die Kontenpfändung. Das habe in letzter Zeit zugenommen.