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Seit 30 Jahren Elektrofachhandel in Weißenfels Seit 30 Jahren Elektrofachhandel in Weißenfels: Warum der Ruhestand noch warten kann

Von Meike Ruppe-Schmidt 12.10.2020, 07:00
Raimund Graß bietet in seinem Fachmarkt in Weißenfels elektrische Großgeräte und einen Reparaturservice an.
Raimund Graß bietet in seinem Fachmarkt in Weißenfels elektrische Großgeräte und einen Reparaturservice an. Meike Ruppe-Schmidt

Weißenfels - In Zeiten von Amazon, großen Discounterketten und billigen Anbietern verschwinden immer mehr familiengeführte Elektrogeschäfte aus den Städten. Einer, der diesem Trend trotzt, ist Raimund Graß. Seit 30 Jahren führt er sein Geschäft „Elektro-Graß“ in Weißenfels. „Natürlich verspüren wir den Preisdruck in den letzten Jahren immer mehr. Doch ich hänge einfach an meinem Geschäft.“

Kurz nach der Wende hatte der Elektroinstallateur-Meister sein Fachgeschäft zunächst in Uichteritz eröffnet. Später erst kaufte er das Grundstück am heutigen Standort in der Käthe-Kollwitz-Siedlung, wo er 1994 das heutige Firmengebäude mit einer Verkaufsfläche von 800 Quadratmetern errichtete. „Es waren gute Jahre“, erinnert sich der gebürtige Franke und lacht: „Ich stand nach der Wende mit meinen TV-Geräten auf dem Weißenfelser Marktplatz und habe innerhalb von drei Stunden zwölf Fernsehgeräte verkauft.“

Was Franke in die Saalestadt verschlagen hatte?

Was ihn in die Saalestadt verschlagen hatte? „An meinem zweiten Firmenstandort bei Kulmbach beschäftigte ich damals einen Kollegen, der aus Weißenfels stammt.“ Der vermittelte ihm Aufträge in der Region. „Wir haben hier vor allem die Installation von TV-Satelliten-Anlagen vorgenommen.“ Das Geschäft brummte. Neben Satellitenschüsseln kauften die Leute Waschmaschinen, Kühlschränke und Fernsehgeräte.

„Viele Stammkunden aus dieser Zeit sind uns bis heute treu geblieben“, so Graß. Das Problem: Die jüngere Generation kaufe inzwischen lieber in Discountern oder im Internet ein. Ein Trend, der durch die Corona-Krise noch verstärkt wurde. „Ich habe während des Lockdowns 20 Prozent meiner Kundschaft verloren, weil sie ihre Waren im Internet bestellt haben“, schätzt der Inhaber.

Wie er sich auf Dauer von dieser Konkurrenz abheben will?

Wie er sich auf Dauer von dieser Konkurrenz abheben will? „Zunächst einmal leisten wir einen guten Service. Neben der Reparatur alter Geräte liefern wir neue Geräte nach Hause, schließen sie an und entsorgen die alten.“ Außerdem biete man Beratung durch geschultes Personal vor Ort an. Allerdings macht sich auch bei ihm der Fachkräftemangel bemerkbar. „Wir suchen händeringend Personal.“ Von ehemals 15 Mitarbeitern sind inzwischen nur noch vier Angestellte vor Ort tätig. „Ich bringe mir teilweise meine Installateure aus Kulmbach mit“, so Graß.

Trotzdem hält der 62-Jährige an seinem Geschäft in Weißenfels fest. „Ich liebe meinen Beruf und den Umgang mit Menschen.“ Außerdem habe ihn Technik immer interessiert. „Schon als Kind habe ich gern Elektrogeräte meiner Eltern auseinander- und wieder zusammengebaut.“

Nach der Lehre zum Energiegeräteelektroniker machte er 1986 seinen Meister und verwirklichte seinen Traum von der Selbstständigkeit mit dem eigenen Fachhandel - zunächst in Kulmbach, später zusätzlich in Weißenfels. „Ich könnte mir vorstellen, bis 80 zu arbeiten“, so Graß. Seine Hoffnung: „Dass mein zwölfjähriger Enkel das Geschäft irgendwann übernimmt. “ (mz)