Schüco PWS GmbH in Zorbau Schüco PWS GmbH in Zorbau: Bester Azubi Deutschlands steht seinen Mann

WEISSENFELS/MZ - Ralf Böttcher bedient bei der Schüco PWS GmbH in Zorbau Anlagen, an deren Anfang Kunststoffgrundstoffe eingegeben werden und an deren Ende Profile für Kunststofffenster herauskommen, sogenannte Extrusionsanlagen. Zwei bis drei gleichzeitig, „das ist schon eine Herausforderung“, sagt er. Ihm geht ein hoher Anspruch voraus, weil er seine Ausbildung als bundesweit bester Lehrling abgeschlossen hat.
Das hat den 30-Jährigen stolz gemacht, Ende des vergangenen Jahres in Berlin als bester Auszubildender im Beruf des Verfahrensmechanikers für Kunststoff- und Kautschuktechnik in Berlin ausgezeichnet zu werden. Sein Prüfungsergebnis lag bei 98,7 Prozent. „Ich gehörte zu einem überhaupt recht erfolgreichen Jahrgang“, relativiert er bescheiden seine Leistung. Alle hätten da das Beste gegeben. „Nur allein hätt’ ich’s auch nicht hinkriegen können, der Ausbildungsbetrieb legt dafür die Basis“, lobt er Schüco. Im gleichen Atemzug bezieht er seine Familie in den Erfolg ein. Denn er sei zwar sehr ehrgeizig, doch das gesamte Lebensumfeld müsse stimmen, um ordentlich lernen zu können. Immerhin hat der Weißenfelser bereits Frau und Kind, Haus und Hund. Die Frau arbeitet im Schichtrhythmus bei der Deutschen Bahn, Tochter June ist vier Jahre alt. Da ist die Hilfe der Großeltern nicht wegzudenken.
Ralf Böttcher hat nicht den geradlinigen Weg in den Beruf gewählt. Nach dem Abitur hat er ein Informatikstudium begonnen. Doch erkannte er bald, dass er seine Zukunft nicht vor dem Rechner verbringen wollte. Seine Ausbildung zum Koch schloss er dann nach zwei Jahren schon mit der Note 1,6 ab. Beim Menü-Service und in der Schnitzelschmiede am Schloss machte er in Weißenfels erste Berufserfahrungen. Das waren keine schlechten, sagt er. Doch als er geheiratet hatte und die Tochter geboren wurde, veränderte sich seine Sicht auf den Zeitrhythmus in der Gastronomie. Da geht es immer erst los, wenn woanders Ruhezeiten eingelegt werden.
Von Schüco hatte er viel Gutes gehört, deswegen begann er dort mit 27 Jahren seine zweite Berufsausbildung. Und weil es dabei von Anbeginn sehr gut lief, fühlte er seinen Ehrgeiz im Klub der Besten der Industrie- und Handelskammer (IHK) besonders angestachelt. „Ich bin schon in der Nacht aufgestanden, um zu lernen“, blickt Böttcher zurück. Heute setzt er die Nachtarbeit im Schichtbetrieb des Unternehmens fort.
Er fühlt sich an seinen Anlagen noch immer als Lernender. „Das war vor allem Theorie“, so wertet er dabei seinen Ausbildungserfolg. „Jetzt muss ich die Praxis beherrschen“, sagt er und spricht davon, dass er die Kollegen gern mal frage, viel Erfahrungen sammeln wolle. Routiniert die Anlage bedienen, dahin will er zunächst kommen. Dann will er sich weiterentwickeln, nach einer Ruhephase neue Aufgaben angehen. „Ich denke, bei Schüco“, sagt er. Für dieses Jahr hätten er und seine Familie sich aber erst einmal einen Urlaub verdient - der erste nach sechs Jahren.