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Schlossgartenschule in Weißenfels Schlossgartenschule in Weißenfels: So trainieren junge Behinderte den Alltag

Von Andrea Hamann-Richter 10.12.2017, 11:00
Vivien und Florian rollen in der Trainingswohnung einen Teppich aus.
Vivien und Florian rollen in der Trainingswohnung einen Teppich aus. Peter Lisker

Weißenfels - Dominik von der Schlossgartenschule in Weißenfels möchte irgendwann selbstständig leben. „Ich will es zumindest versuchen“, sagt der 18-Jährige. Das ist für den geistig Behinderten eine große Aufgabe. Er muss lernen, pünktlich aufzustehen, zu frühstücken, den Tisch abzuräumen und zur Arbeit zu gehen, einen Kinobesuch zu planen, einen Treff mit Freunden organisieren - eigentlich ganz alltäglich Dinge.

Für viele Schlossgartenschüler ist das aber schwerer Stoff. Der wird ihnen ab dem 7. Dezember leichter fallen. An diesem Tag wird die neue Trainingswohnung eröffnet.

Trainingswohnung für Behinderte: Viel Liebe im Detail

Mit diesen besonderen vier Wänden geht für die Schule ein mehr als zehn Jahre langer Traum in Erfüllung. „Seit 2006 war ich dran“, sagt die Leiterin Kathrin Frohl-Heinold. Sie steht vor dem Häuschen auf dem Gelände der Schule, steckt den Schlüssel in das Loch, dreht ihn um und die Tür öffnet sich. Freundlich gestaltete Räume verbergen sich dahinter. Sie sind mit hellem Laminat ausgelegt. Die Küche ist in Beige mit roten Akzenten gehalten.

Der Essraum und das Wohnzimmer mit der Schlafcouch zeigen, dass viel Liebe im Detail steckt. „Wir haben die Fenster und Türen abgeschliffen, und den Boden verlegt“, erzählt Dominik. Den Lehrern war es wichtig, dass die Schüler einbezogen werden. Sie duften auch entscheiden, wie die Räume gestaltet und eingerichtet werden. Es gibt einen Ess- und Beschäftigungsplatz für zehn Personen. Sitzecken und Polster sind genauso vorhanden, wie Herd, Kochfeld, Kühlschrank, Mikrowelle, Geschirrspüler und Waschmaschine. „Wir hatten sehr viele Spenden“, sagt Kathrin Frohl-Heinold und blickt durch das 1856 erbaute Haus.

Vier Klassen der Stufen zehn, elf und zwölf werden im Wechsel unterrichtet

In diesem ehemaligen Jägerhäuschen können die jungen Männer und Frauen gut auf das richtige Leben vorbereitet werden. Zum Vergleich: Momentan geschieht das für die Berufsschüler in regulären Unterricht. Es ist aber etwas völlig anderes, wenn ein Schüler sein Aufstehen und Frühstück in einer Wohnung plant, als an der Schulbank. Es sind die ganz banalen Dinge, auf die es manchmal besonders ankommt.

Vier Klassen der Stufen zehn, elf und zwölf werden im Wechsel unterrichtet. Ihre Fächer heißen Arbeit und Beruf, Persönlichkeit soziale Beziehungen, Leben und Wohnen, Umwelt und Öffentlichkeit. Dahinter stehen die Ziele, den Schülern möglichst viel Verantwortung und Selbstbestimmung für ihr eigenes Leben zu geben. Dafür gibt es Tipps, um den Alltag gut alleine zu strukturieren und zu organisieren, damit sie, je nach ihren Fähigkeiten, ein möglichst eigenständiges Leben führen können - so wie es Dominic gerne schaffen möchte. (mz)