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Legendäre Schlagzeug-Marke Sonor Schlagzeug-Hersteller Sonor: Weltmarke aus Nordrhein-Westfalen hat Wurzeln in Weißenfels

Von Alexander Kempf 27.01.2018, 11:00
In der Leipziger Straße 107 in Weißenfels stand die erste Trommelfabrik.
In der Leipziger Straße 107 in Weißenfels stand die erste Trommelfabrik. Ruple

Weißenfels - Klaus Ruple ist Weißenfels eine Lesung schuldig. Das sagt er selbst. „Die Weißenfelser haben mich so gut unterstützt“, schwärmt der 55-jährige Schwabe. Eine Lesung sei da eine Selbstverständlichkeit. Vermutlich wird es im Frühjahr soweit sein und die Plätze in der Weißenfelser Seumebuchhandlung könnten schnell besetzt sein. Denn Klaus Ruple hat ein Buch über eine der spannendsten Familienbetriebe aus der Saalestadt geschrieben.

Sonor in Weißenfels: Drechsler Johannes Link gründete die Firma 1875

Sonor wurde 1875 von dem Drechsler Johannes Link in Weißenfels gegründet. Fünfzig Jahre später war es eine Marke von Welt. Die Links hatten nämlich nicht nur ein gutes Händchen für Instrumente, sondern auch fürs Geschäft. Ihre Instrumente lieferten sie schon Anfang des vergangenen Jahrhunderts auch nach Übersee und profitieren etwa in Amerika vom Aufstieg des Jazz’.

Der Sohn des Firmengründers Otto Link zog aber auch Heeresaufträge der Wehrmacht an Land, erzählt Buchautor Klaus Ruple. Nach dem Zweiten Weltkrieg floh der umsichtige Freimaurer und Freund des Schwedischen Königshauses in den Westteil Deutschlands, wo er seinen Sohn Horst zuvor schon eine neue Fabrik aufbauen ließ. All das sei ein guter Filmstoff, ist Klaus Ruple überzeugt.

Sonor in Weißenfels: „Schon damals war Sonor der Daimler unter den Schlagzeugen“

Im geteilten Deutschland gelang es der Familie dann schnell, an alte Erfolge anzuknüpfen. Es ist die Zeit, in der auch der Schwabe Klaus Ruple das Schlagzeug für sich entdeckt. „Schon damals war Sonor der Daimler unter den Schlagzeugen“, sagt er. Gefertigt wurden die Instrumente seither im westfälischen Aue in Nordrhein-Westfalen.

Dort entstehen noch heute die hochwertigeren Schlagzeuge von Sonor. Das ist seit 1991 zwar kein klassischer Familienbetrieb mehr, aber noch immer eine Marke von Welt. Ob Rammstein, Iron Maiden oder Wir sind Helden - verschiedene Schlagzeuger vertrauen auf die deutschen Instrumente. Darum verwundert es auch nicht, dass das Buch von Klaus Ruple über die bewegte Geschichte der Firma zweisprachig also auf Deutsch und Englisch erschienen ist.

Buch über Sonor in Weißenfels: Autor Ruple ist in der Musikszene bestens vernetzt

Dabei ist der Autor gar nicht vom Fach, also weder promovierter Historiker noch studierter Musiker. Beruflich arbeitet er als Fertigungsleiter in einem größeren Metallbaubetrieb. Doch da er einige Jahre nebenberuflich einen Fachhandel für Schlagzeuge führte, ist Klaus Ruple in der Szene bestens vernetzt. Noch nach dem Druck des Buches erreichen ihn pro Woche mehrere Zuschriften zum Thema.

„Dieses Buch war nur möglich, weil viele ehrenamtlich geholfen haben“, sagt Klaus Ruple bescheiden. Gerade aus Weißenfels. So sei Silke Künzel aus dem Weißenfelser Stadtarchiv eine große Stütze gewesen. „Sie hat wirklich alles recherchiert. Das war einmalig“, schwärmt Klaus Ruple. Auch dem mittlerweile verstorbenen Martin Tischer oder der Familie Fronske gebührt sein Dank.

Der Autor aus Leidenschaft hatte im Zuge seiner Recherche einfach mehrere Nachbarn der ehemaligen Trommelfabrik in der Leipziger Straße auf dem Postweg angeschrieben. Seine Akribie und Hartnäckigkeit haben sich gelohnt. Die Fachpresse rezensiert das Buch mit Begeisterung.

Vielleicht auch weil es eben keine Auftragsarbeit des Unternehmens ist. „Ich wollte immer eigenständig bleiben“, sagt Klaus Ruple. Schließlich habe er zu Beginn seiner Recherchen nicht gewusst, was er entdecken wird.

Sonor in Weißenfels: Warum kehrte die Firma 1990 nicht zurück?

Trotzdem habe ihn Sonor „sehr unter die Arme gegriffen“ und viel Material zugearbeitet. Ganze 450 Fotos und Dokumente sind im Buch zu sehen, erzählt Klaus Ruple. Sein persönliches Archiv ist dreimal so groß.

Eine spannende Frage aber kann der Buchautor den Weißenfelsern noch nicht beantworten. Warum ist Sonor nach 1990 nicht an die Saale zurückgekehrt? Es soll zwar Kontakte gegeben haben, erzählt Klaus Ruple. Auf einen Nachweis für offizielle Verhandlungen ist er bei seinen Recherchen aber nicht gestoßen. (mz)