Sammellust Sammellust: Kaffee als Leidenschaft

langendorf/MZ - Wenn Wolfram Schreiber in sein Kaffee-Reich entführt, dann lässt es den Besucher so schnell nicht wieder los. „Das ist mein Refugium. Ich bin fast jeden Tag hier unten“, sagt Schreiber und zeigt in das kleine Museum, das er im einstigen Kohlenkeller seines Hauses geschaffen hat. Allein rund 700 Kaffeedosen der verschiedensten Marken stehen da. Die älteste stammt aus dem Jahr 1910. „Jetzt sammle ich Büchsen nur noch aus Bremen und Hamburg“, erzählt Schreiber. Fast sind es mittlerweile schon zu viele Ausstellungsstücke geworden. Alte Schilder, Waagen und Schütten, Kaffeemühlen aus verschiedenen Jahrzehnten, Tassen und Filter, ein alter Musterkoffer für Vertriebsreisende in Sachen Kaffee - es ist eine ganz eigene Welt, in die der Besucher bei Wolfram Schreiber eintauchen kann.
Dabei kommt das besondere Hobby des 62-Jährigen nicht ganz von Ungefähr. Immerhin hat der heutige Rentner Betriebswirtschaft studiert, war zu DDR-Zeiten lange im Lebensmittelhandel tätig und hat nach der Wende bis 2010 in verschiedenen Funktionen bei der Firma Jacobs Kaffee gearbeitet. Ein Jahr davon sei er Verkaufsdirektor für ganz Deutschland gewesen, berichtet Schreiber. In einem im vergangenen Jahr erschienenen Buch mit dem Titel „Ein Bulli-Oldtimer auf Kaffee-Tour“ lässt er jene, die in den Jahren 1952 bis 1984 im Frischdienst für Jacobs Kaffee mit ihren schwarz-gelben Bullis die Ware ausgeliefert haben, in 89 Geschichten über ihren oft harten Arbeitsalltag berichten.
Seit dem Jahr 2006 hat Schreiber ein eigenes Kaffeemobil, das er vermietet. Bei Hochzeiten und Jubiläumsfeiern hat das Fahrzeug ebenso schon Station gemacht, wie vor Autohäusern oder in Einkaufszentren. Beim Sachsen-Anhalt-Tag 2010 in Weißenfels stand Schreiber mit seinem Mobil an der Marienkirche.
Wer Kontakt mit Wolfram Schreiber aufnehmen möchte, kann sich melden unter Telefon 03443/23 20 22.
„1991 habe ich auf einer Messe in Dresden eine alte Dose geschenkt bekommen. Irgendwann habe ich dann angefangen zu sammeln“, erinnert sich Schreiber, der täglich selbst fünf bis sechs Tassen Kaffee mit Milch trinkt. Er begann Bücher über den Kaffee und seinen Anbau zu lesen, fing an zu recherchieren und zu archivieren. War der alte Kohlenkeller seit 1991 Schreibers Büro, so fing der Langendorfer etwa ab 2008 damit an, sein kleines Museum darin einzurichten. Stundenlang kann er heute anhand der Exponate über den Kaffee erzählen. So etwa über den Weg eines original Kaffeezweiges, den er aus Brasilien mitgebracht hat, von der Ernte über die Trocknung bis hin zur grünen Kaffeebohne. Oder über die Geschichte der Kaffeerösterei. Wenn die grüne Bohne hinein- und die schwarze herauskommt - eine Wissenschaft für sich. Und Schreiber ist ausgebildeter Kaffeeröster. Mittlerweile hat der Langendorfer schon viele Kontakte über seinen Ort hinaus geknüpft, so etwa zur Kaffeerösterei von Jens Burg in Hamburg. Zum vergangenen Weihnachtsfest hat er von seiner Frau ein amerikanisches Modell eines Kaffeerösters geschenkt bekommen.
Und weil der Langendorfer so viel über das Getränk weiß, hält er mitunter auch Vorträge, so über den Kaffee als Wirtschaftsgut. Neulich war sogar das MDR-Fernsehen auf seine zumindest in Sachsen-Anhalt wohl einmalige Sammlung aufmerksam geworden und hatte einen Beitrag in der Reihe „Außenseiter-Spitzenreiter“ gesendet.
Freunde und Bekannte führt Wolfram Schreiber gern durch sein Refugium. Ein richtiges Museum mit festen Öffnungszeiten will er allerdings nicht daraus machen. Und wenn längst auch Exponate in der Garage stehen, weil sie keinen Platz mehr im Keller finden, so wird der Langendorfer das Sammeln wohl auch künftig nicht lassen können. Da sind zum Beispiel noch alte DDR-Packungen der Marken Mocca fix Gold, Rondo Melange oder Mona, mit denen man dem Kaffee-Mann aus Langendorf eine Freude machen könnte.
