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Rätsel um altes Foto ist gelöst: Kajaer gründete Caja

Von Heike Riedel 28.07.2005, 17:16

Kaja/MZ. - "Ich habe mich immer gefragt, was es mit diesem Bild auf sich hat", gibt Gisela Lilge zu. Von der Lösung des Rätsels kann die 70-Jährige nun berichten: In bester Erinnerung an den Ort, in dem er aufgewachsen ist, hat Albert Richard Dietze das Foto mit einer Widmung der Rudolphschen Gastwirtschaft "Zur Eiche" 1887 geschenkt. Es zeigt das Caja, das er gegründet hat: Ein großes Haus mit einer großen Familie, die Station Caja in Santa Leopoldina, Provinz Esperito Santo, Brasilien.

Die spannende Geschichte begann mit dem Besuch einer Naumburgerin 1999 in Kaja, die nach den Spuren des Großvaters einer Brasilianerin forschte. Im Frühjahr 2002 kamen dann die Brasilianer selbst und fanden heraus, dass jener Dietze einst im Marschall-Ney-Haus gewohnt hat. Ein Foto, das viel später bei Verwandtschaft in Latdorf bei Bernburg auftauchte, legte den Weg zu Nachfahren in Kleingörschen offen. Birk Bergners Ururgroßmutter Thusnelda war eine geborene Dietze und Schwester jenes Albert. In der Familie Renker wird nach alten Fotos noch Halbschwester Emilie vermutet.

Auch wenn sie nicht direkt helfen konnte, war Gisela Lilge den Forschenden stets herzliche Gastgeberin. Als solche wurde sie gemeinsam mit der Latdorfer Verwandtschaft in diesem Jahr nach Brasilien eingeladen und konnte dort die Spuren des 1838 geborenen Kajaers verfolgen, der um 1868 ausgewandert ist. In Deutschland hatte er eine fotografische Ausbildung absolviert und war Porträtfotograf. In Brasilien faszinierte ihn das Aufbauwerk. Er arbeitete als Ingenieur an den ersten Eisenbahnstrecken mit und fotografierte das neue Leben. "Er dokumentierte sowohl Negersklaven, Musiker von Congada-Kapellen wie auch Indianer. . . und wurde damit der erste Fotograf dieser Art von Bildern in Esperito Santo", ehrt ihn Buchautor Pedro Karp Vasquez.

1873 hat sich Dietze in Santa Leopoldina niedergelassen. Drei Jahre später erwarb er ein Grundstück in Richtung Santa Maria de Jetiba und schuf dort die Station Caja zur Ehre seines Elternhauses und seines Heimatdorfes. Es entstand eine Ausspanne für die gehobene Gesellschaft. Mit Tanz, Theater und Musik regte er das gesellschaftliche Leben an. Von den Begabungen des Preußen als Maler, Erzieher und Musiker sprechen Publikationen. Als Mitglied der Bezirksregierung wird er genannt sowie als Assistent von Glaziou, der den Botanischen Garten in Rio de Janeiro aufgebaut hat. Dietze leitete ein Fotografie-Unternehmen in Rio und hinterließ zehn Kinder.

Seinen Vorschlag, mit den Bildern vom beispielhaften Kaffeeanbau im einstigen Dschungel neue Einwanderer zu gewinnen, beachtete Kaiser Pedro II. zwar nicht, doch kamen die einmaligen Fotos, die den Kaffeeanbau in Santa Leopoldina dokumentierten, auf dem Weg über das Kaiserhaus schließlich in die Nationalbibliothek.