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Rassismus in Weißenfels  Rassismus in Weißenfels: Ist die Integration in der Neustadt gescheitert?

Von Alexander Kempf 16.11.2017, 08:51
Neustart für die Neustadt? Das wünschte diese Malerei dem Viertel schon 2008. Integration war damals noch kein Schlagwort.
Neustart für die Neustadt? Das wünschte diese Malerei dem Viertel schon 2008. Integration war damals noch kein Schlagwort. Peter Lisker

Weißenfels - Seine Rede anlässlich der Judenverfolgung in Weißenfels hat Oberbürgermeister Robby Risch (parteilos) vergangene Woche genutzt, um auf Rassismus in der Weißenfelser Neustadt hinzuweisen. „In der Neustadt reicht es dann schon aus“, so das Stadtoberhaupt wörtlich, „ein Deutscher zu sein, um sich in der Hackordnung über die osteuropäischen Arbeiter des Fleischwerks oder gar Flüchtlinge zu stellen.“ Er kritisierte, dass der größte Weißenfelser Stadtteil erst durch Abgrenzung und Ausgrenzung in Verruf geraten sei.

Sorgen in der Weißenfelser-Neustadt: Bürgermeister warnt vor möglichen Parallelgesellschaften

Diese Entwicklung bedauert Robby Risch und warnt vor möglichen Parallelgesellschaften im Sorgenstadtteil. Dabei räumte er auch eigene Versäumnisse der Verwaltung ein. „Die Integration vieler Menschen, die in der Neustadt wohnen, ist uns bisher nicht gelungen“, so Robby Risch selbstkritisch. Genau aus diesem Grund intensiviere die Stadt nun auch ihre Bemühungen.

Es gebe viele Ideen, um die Integration zu verbessern. Diese reichen von einem Bürgerbüro bis hin zu einem Stadtteilrat. Eine stärkere politische Beteiligung der Anwohner in der Weißenfelser Neustadt sei überfällig, so der Oberbürgermeister. „Es muss unser Ziel sein, diese Leute wieder gesellschaftlich mitzunehmen, sie einzubeziehen, sie anzuhören aber auch sie zu fordern, sie wach zu rütteln“, sagte Robby Risch.

Schüsse in der Weißenfelser Neustadt sorgten zuletzt für Aufregung

Zuletzt hat die Weißenfelser Neustadt für negative Schlagzeilen gesorgt, als dort in einem Fenster mehrere Einschusslöcher entdeckt worden sind. Weil in dem Haus nahe des Märchenbrunnens überwiegend Familien mit Migrationshintergrund leben, geht die Polizei auch dem Verdacht nach, dass der Angriff einen fremdenfeindlichen Hintergrund haben könnte. Wie Polizeisprecherin Gesine Kerwien auf Nachfrage erklärt, gibt es in dem Fall aber derzeit noch keine neuen Erkenntnisse.

Verschiedene Kulturen treffen in Weißenfels-Neustadt aufeinander

In der Weißenfelser Neustadt leben viele verschiedene Kulturen nebeneinander. Das allerdings nicht immer konfliktfrei. So hatten sich in der Vergangenheit, insbesondere in den Sommermonaten, Anwohner über eine zu hohe Lautstärke und herumliegenden Müll beschwert. Die Stadtverwaltung reagierte in diesem Jahr bereits mit einem Bürgerforum auf drohende Konflikte im Quartier.

Neben einem hohen Anteil von Migranten leben in der Weißenfelser Neustadt vor allen Dingen viele osteuropäische Gastarbeiter, die oft im Schlachthof ihr Geld verdienen. Um ihnen die Ankunft in der Saalestadt zu erleichtern, beschäftigt die Stadt zum Beispiel eine Mitarbeiterin, die fließend Polnisch spricht. Doch nicht alle Gastarbeiter haben sich in der Vergangenheit auch in Weißenfels niedergelassen. Mancher arbeitet und lebt nur wenige Monate in der Stadt. (mz)