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Randale bei Verbandsliga-Derby Randale bei Verbandsliga-Derby: Gästefans wollen Kneipe stürmen - Gefahr unterschätzt?

Von Tobias Schlegel 05.11.2019, 14:30
Ordner des SV Blau-Weiß Zorbau sammeln Rauchfackeln ein, die zuvor aus dem Weißenfelser Gästeblock aufs Spielfeld geschmissen worden.
Ordner des SV Blau-Weiß Zorbau sammeln Rauchfackeln ein, die zuvor aus dem Weißenfelser Gästeblock aufs Spielfeld geschmissen worden. Peter Lisker

Zorbau/Weißenfels - Am Tag danach kann Dietmar Neuhaus Entwarnung geben. „Ich habe keine Verletzungen. Alles in Ordnung“, sagt der Vereinschef des SV Blau-Weiß Zorbau. Neuhaus wurde am Sonntag in eine Prügelei am Rande des Verbandsliga-Fußballspiels zwischen Zorbau und dem SSC Weißenfels verwickelt, als Anhänger der Gäste versucht hatten, die Vereinsgaststätte in Zorbau zu stürmen.

Die Randalierer wurden daraufhin aus der Gaststätte geworfen, es kam zu einem Handgemenge, bei dem auch Neuhaus einen Schlag ins Gesicht bekam. Andere Beteiligte erlitten bei der Prügelei Prellungen, einer verlor laut Neuhaus ein Stück eines Zahns.

Als die Zorbauer in Führung gingen, explodierte ein Böller

Es war das erste Aufeinandertreffen der beiden Rivalen Zorbau und Weißenfels in einem Ligaspiel seit über drei Jahren. Doch über den 4:2-Sieg der Gastgeber spricht im Nachgang wohl keiner mehr. Vielmehr sind die Geschehnisse abseits des Spielfeldes Thema. Bereits zu Beginn der Partie hatten Fans aus Weißenfels im Gästeblock Rauchfackeln gezündet. Als die Zorbauer Mitte der ersten Halbzeit mit 1:0 in Führung gingen, explodierte ein Böller in der Weißenfelser Kurve.

Des Weiteren warfen vermummte Fans aus dem Gästeblock Leuchtraketen auf das Spielfeld. Daraufhin unterbrach Schiedsrichter Felix-Benjamin Schwermer zum ersten Mal die Partie. Nach rund fünf Minuten wurde das Spiel fortgesetzt.

„Es waren schon vor dem Spiel Weißenfelser Fans in der Gaststätte gewesen. Sie wollten Schnaps haben“

Wenige Minuten später dann ein Handgemenge zwischen mehreren Personen am Eingang der Zorbauer Vereinsgaststätte. „Es waren schon vor dem Spiel Weißenfelser Fans in der Gaststätte gewesen. Sie wollten Schnaps haben“, erzählt Neuhaus. Während des Spiels kamen dann laut dem Vereinschef sechs Vermummte aus dem Weißenfelser Block erneut in das Vereinsheim. Zunächst sollen sie ein Bild von der Wand geschleudert, dann zwei Kleiderständer umgeschmissen haben. „Dadurch entstand ein Loch im Fußboden. Die Männer haben dann noch einen Stuhl an einem Tisch kaputt geschlagen“, schildert Neuhaus.

50 Jahre ist er dem Fußball schon verbunden. Szenen wie diese habe er dabei noch nicht erlebt - auch nicht bei einem Derby gegen Weißenfels. Zwischen beiden Vereinen gibt es seit Jahren eine Rivalität. „Seit wir vor elf Jahren sportlich an dem Verein vorbeigezogen sind, werden wir von Weißenfelsern beschimpft“, sagt Neuhaus. Zu Gewaltszenen sei es bisher aber noch nicht gekommen.

„Wir distanzieren uns davon und entschuldigen uns“

Aufseiten des SSC Weißenfels verurteilt man die Geschehnisse aufs Schärfste. „Wir distanzieren uns davon und entschuldigen uns bei Blau-Weiß Zorbau für die Vorkommnisse“, sagt der sportliche Leiter des SSC, Rene Milbrath. Er habe Dietmar Neuhaus bereits angeboten, für den entstandenen Schaden auch finanziell aufzukommen. „Das ist nicht das, wofür wir stehen und was wir wollen“, ergänzt Vereinschef Wolfgang Hoppe.

Die rund zehn Randalierer seien ihm zum Großteil unbekannt gewesen. Hoppe vermutet, dass die Männer in dem Derby eine Bühne gesehen haben, um für Ärger zu sorgen. Schließlich besuchten über 400 Zuschauer das Spiel. Sofern man die Schuldigen ausfindig machen kann, werde man ihnen Stadionverbot erteilen. Auch in Zorbau werden die Randalierer keinen Zutritt mehr erhalten, wie Neuhaus ankündigt.

„Es gab keine extra Vorkehrungen und keine Sicherheitskonferenz“

Allerdings: Die Weißenfelser bemängeln auch die Sicherheitsvorkehrungen seitens der Zorbauer am Spieltag. Doch hier haben beide Vereine andere Versionen. „Es gab keine extra Vorkehrungen und keine Sicherheitskonferenz“, sagt Hoppe. Neuhaus entgegnet, dass Verantwortliche des SSC seinem Verein zugesichert hätten, es werde keine Probleme mit Anhängern geben. Dieser Darstellung widersprechen die Weißenfelser jedoch.

Ein Gespräch zwischen beiden Vereinen habe im Vorfeld nicht stattgefunden. Zudem verteidigt Neuhaus die vorgenommenen Sicherheitsvorkehrungen: „Es waren zehn Ordner von uns im Einsatz, vier davon im Gästeblock. Das sind mehr als wir sonst haben“, sagt Neuhaus. Zudem habe es am Einlass Taschenkontrollen gegeben und nachdem ein Böller im Gästeblock hochging, habe man die Polizei verständigt.

„Es war nicht absehbar, dass so etwas passiert“

Doch warum waren die Polizei nicht von Anfang an und externe Security-Mitarbeiter überhaupt nicht vor Ort? „Es handelte sich bei der Partie nicht um ein Risikospiel“, erklärte Staffelleiter Stephan Gräfe vom Fußball-Landesverband (FSA). Wäre die Begegnung als ein solches eingestuft worden, hätte Zorbau als Gastgeber verschärfte Sicherheitsvorkehrungen treffen müssen. Im Gegensatz zum SSC sahen dafür weder Zorbau noch der FSA einen Anlass.

„Es war nicht absehbar, dass so etwas passiert. Die Weißenfelser Fans sind in den vergangenen zehn Jahren nicht negativ aufgefallen“, meint Gräfe. Man werde beim nächsten Staffeltag mit beiden Vereinen reden und neu entscheiden, ob man bei künftigen Duellen womöglich die Sicherheitsvorkehrungen doch verschärft. Dem SSC droht indes eine Strafe wegen der Ausschreitungen. Gräfe erklärt, dass sich das Sportgericht des FSA nun mit den Geschehnissen auseinander setzen wird. Welche möglichen Sanktionen dem Verein drohen können, will Gräfe nicht sagen, da es sich um ein schwebendes Verfahren handelt. Beim SSC rechnet man mit einer Geldstrafe.

Die Polizei ermittelt indes gegen fünf Personen wegen Sachbeschädigung und Körperverletzung. „Ein Teil von ihnen ist polizeilich bekannt“, so Polizeisprecherin Gesine Kerwien. (mz)