Prozess gegen Weißenfelser Prozess gegen Weißenfelser: Türsteher soll Partygäste krankenhausreif geprügelt haben

Weissenfels - Am Ende lagen zwei Partygäste bewusstlos im Hof von Schloss Neu-Augustusburg. Doch als die Teilnehmer und Zuschauer der Schlägerei die Ereignisse am Dienstag vor dem Amtsgericht Weißenfels schilderten, waren sich die Zeugen nur in einem einig: Es ging alles unglaublich schnell. Alles andere blieb bis zuletzt umstritten. Dennoch versuchte das Gericht, den Hergang der Prügelei im Schlosshof im Detail zu rekonstruieren.
Angeklagt war ein 45-jähriger Weißenfelser, der im Dezember 2015 für eine Sicherheitsfirma gearbeitet hatte. Als Türsteher sollte er bei der X-Mas Beats-Party im ehemaligen Schlosscafé Weißenfels für die Sicherheit sorgen. Doch nun muss er sich wegen Körperverletzung verantworten, weil er zwei Gäste krankenhausreif geschlagen haben soll.
Heftiger Streit zwischen zwei Gruppen junger Männer
Nach übereinstimmenden Zeugenaussagen kam es gegen Mitternacht auf dem Schlosshof zu einem heftigen Streit zwischen zwei Gruppen junger Männer, die eine aus Weißenfels, die andere aus Tschechien. Worum es in dem Streit ging, konnte vor Gericht nicht geklärt werden.
Da die anwesenden Mitarbeiter einer Sicherheitsfirma die Auseinandersetzung nicht schlichten konnten, holten sie den Angeklagten als Verstärkung hinzu. Der große und durchtrainierte Mann arbeitete ebenfalls als Türsteher auf der Party und versuchte nach Angaben seines Anwaltes, die Streithähne zu trennen. Diese seien stark alkoholisiert, aggressiv und rechtswidrig auf den Angeklagten losgegangen, wie der Verteidiger vor Gericht betonte.
Angeklagter nur in Notwehr verteidigt?
Der Angeklagte hätte sich nur in Notwehr verteidigt. Zudem sei es seine Aufgabe gewesen, für Sicherheit und Ordnung auf der Veranstaltung zur sorgen. „Wer die Gefahr sucht, darf sich nicht wundern“, kommentierte der Verteidiger das Verhalten der Angreifer trocken.
In der folgenden Rangelei war es einem der Tschechen offenbar gelungen, den angeklagten Türsteher zu Fall zu bringen. Der aktive Kampfsportler stand wieder auf und schlug den Angreifer bewusstlos. Auch einen unbeteiligten Partygast, der nach eigenen Angaben nur schlichtend eingreifen wollte und einen eingegipsten Arm hatte, schlug der Angeklagte offenbar aus Reflex ins Gesicht.
Widersprüchliche Aussagen gab es vor Gericht
Widersprüchliche Aussagen gab es vor Gericht vor allem darüber, ob der Angeklagte den am Boden liegenden Tschechen weiter geschlagen und getreten hat. Mehrere Zeugenaussagen legten dies nahe, der Tscheche selbst konnte sich nicht mehr an den Täter erinnern. Er gab jedoch an, dass er mehrfach in Rücken und Bauch getreten worden war. Der Angeklagte bestritt, dass er den Geschädigten getreten hatte, als dieser auf dem Boden lag.
Der Tscheche wurde daraufhin mit einem Jochbeinbruch ins Krankenhaus eingeliefert. Bei einer mehrstündigen Operation wurden ihm vorübergehend vier Titanplatten ins Gesicht implantiert. Noch heute spürt er ein Kribbeln im Gesicht und sieht teilweise doppelt. Ein Anwalt vertritt ihn bei einer Schadensersatzklage gegen den Angeklagten.
Mit einer gebrochenen Nase ins Krankenhaus
Ebenfalls schwer verletzt wurde der zweite Geschädigte, der den Streit schlichten wollten. Er wurde mit einer gebrochenen Nase ins Krankenhaus gebracht. Einer seiner Zähne ist nach dem Schlag ins Gesicht abgestorben. An den Vorfall hat er kaum noch eigene Erinnerungen. Er fordert nun ein Schmerzensgeld in Höhe von 6.000 Euro vom Angeklagten. Dieser bot ihm vor Gericht eine Entschädigung von 1.000 Euro, womit er seine Schuld zumindest indirekt eingestand. Der Geschädigte lehnte jedoch ab.
Vor dem Amtsgericht Weißenfels waren am ersten Prozesstag nicht alle geladene Zeugen erschienen. Die Verhandlung wird am Donnerstag fortgesetzt. (mz)