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Prämie füllt Schrottplätze und leert Autohäuser

Von DOROTHEA HECHT 16.03.2009, 18:52

WEISSENFELS/LÜTZEN/ZEITZ/MZ. - Auf beiden Seiten der Auffahrt stehen die Autos dicht an dicht, gleich am Eingang stapeln sich mehrere übereinander: verbeulte rote, blaue, schwarze und silber-glänzende Hüllen von Fahrzeugen, die vor kurzem noch auf der Straße fuhren.

Laut Gesetz müssen alle mindestens neun Jahre alt sein, doch ihr Alter sieht man vielen Autos gar nicht an. "Wir haben Kleinwagen hier, Ford Ka, Baujahr 1998 oder 1999 zum Beispiel, die sind noch im Top-Zustand", sagt Gisela Rauch. Solche Fahrzeuge zu verschrotten - das tue ihr richtig weh. Gerne würde sie einige als Gebrauchtwagen weiterverkaufen, doch das ist laut Gesetz nicht erlaubt. "Ich würde das auch nie machen", sagt die ehemalige Grundschullehrerin entrüstet und zeigt die Ansammlung von Dokumenten, die sich auf ihrem Schreibtisch stapeln. "Die Verwertungsnachweise müssen von Fahrzeughalter, Schrotthändler und Landratsamt unterschrieben werden", erklärt Gisela Rauch. Außerdem seien die Kfz-Besitzer inzwischen verpflichtet, das entwertete Original des Fahrzeugbriefs beim Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (Bafa) abzugeben.

Möglichst schnell noch eine Prämie sichern - darauf spekulierten viele. Bis Montag wurden 246 853 von möglichen 600 000 Anträgen beim Bafa eingereicht, mehr als ein Drittel ist damit schon weg. Auch in den Autohäusern leeren sich da die Lager. "Es ist unglaublich, wie es hier zugeht", sagt Ralf Hildebrandt vom Autohaus Schulze in Tagewerben bei Weißenfels. Jahreswagen seien ausverkauft und auch bei anderen sehe es schlecht aus. "Renault Twingo und ähnliche Kleinwagen gehen bei uns schnell weg", bestätigt der Autoverkäufer.

Ab Ende März können die Kunden die Prämie sogar reservieren. Für Autoverwerter Frank Viehweg bedeutet das derzeit nur eines: Stress. Bisher war der Tröglitzer vor allem mit Reparaturen in seiner Werkstatt beschäftigt, doch seit Mitte Januar ist er jeden Tag unterwegs, um bis zu zehn schrottreife Autos abzuholen. "Wir haben jetzt so viele pro Tag, wie wir vorher im Monat hatten", sagt Viehweg.

Inzwischen haben er und seine Mitarbeiter schon über 200 Altfahrzeuge eingesammelt. Sobald die Mechaniker Motoren, Batterien und sämtliche Flüssigkeiten entfernt haben, erwartet die Reste nur noch eins: die Schrottpresse. Diese kommt auf Bestellung von einer Recycling-Firma aus Espenhain und macht aus dem fahrbaren Untersatz in Sekunden ein kompaktes Quadrat.

Am Verkauf des Metalls verdienen die Schrotthändler aber kaum. Für eine Tonne Schrott bekommen sie derzeit nur etwa 20 bis 30 Euro, vor der Wirtschaftskrise im letzten Jahr waren es noch bis zu 200 Euro.

Trotzdem ist die Abwrackprämie für die Autoverwerter ein Glücksfall: "Wir hatten noch nie so viele und vor allem so neuwertige Ersatzteile auf Lager", sagt Gisela Rauch. Auch ihr Tröglitzer Kollege Frank Viehweg hofft auf Gewinn beim Ersatzteilverkauf. Neuere Teile sind selten und kommen besonders bei privaten Bastlern gut an. "In den nächsten Monaten wird sich zeigen, ob sich das Geschäft wirklich lohnt", meint der Kfz-Meister. Bis dahin gilt weiterhin: Sammeln und Verschrotten, soviel nur geht.