Pädagogischer Austausch Pädagogischer Austausch: In Lützen ist Lehrer aus Polen zu Besuch

LÜTZEN/MZ - Besuch aus Polen hatte jetzt drei Wochen lang die Gustav-Adolf-Schule in Lützen. Nun wissen die Jungen und Mädchen, dass Opel-Autos im Nachbarland gern gefahren werden und es in Gliwice (Gleiwitz) ein Opel-Werk gibt. Sie kennen die Tracht eines Oberschlesiers und sogar einen Oberschlesier selbst. Und sie wissen von den Unterschieden zwischen den Polen ebenso wie davon, dass auch Deutschland nicht homogen ist. Sie haben erfahren, dass Schüler in Polen in der sechsten Klasse einen Tag lang geprüft werden und in der neunten Klasse noch einmal drei Tage lang und dabei schon über ihre zukünftige Entwicklung entschieden werden kann. . . Mit einem ganzen Berg von Fragen haben sie nämlich Aleksander Lubina überhäuft. Und sie haben interessante Antworten von dem Lehrer erhalten, der über das EU-Hospitationsprogramm Comenius für Lehrer in Lützen ihre Schule kennenlernen konnte.
„Ich war überrascht, als ich an eine so kleine Schule kam“, gesteht der 58-jährige Lubina ein, der Gymnasialunterricht in Deutsch an einer Schule mit 500 Jungen und Mädchen gibt. Mit Aufmerksamkeit hat er den Unterricht und das Leben in und um die Schule verfolgt. „Was hier passiert, spricht für die Lehrer und für die ganze Region“, sagte er am Ende anerkennend. Zur Schul- und Vereinsversammlung habe er weit mehr Menschen angetroffen als zum Karneval auf dem Lützener Markt. Nicht nur das Lehrerkollegium und Eltern, sondern viele Menschen tragen aus seiner Sicht die sich im Aufbau befindliche Schule mit. Die Schüler seien sehr wissbegierig und offen, sehr aktiv im Unterricht, aber auch diszipliniert. Das Verhalten der Lehrer präge deutlich das der Schüler.
In einem Fragebogen und Bericht wird er dem Pädagogischen Austauschdienst der Ständigen Konferenz der Kultusminister der Länder seine Erfahrungen mitteilen. Doch vor allem nimmt er sie mit ins politische und Schulleben von Gliwice. Als langjähriger Fachberater für Fremdsprachen, Heimat- und Europa ist er dort nicht nur ein angesehener Pädagoge, Lubina gilt ebenso als Mann, der Kulturaustausch lebt und organisiert. Fast jedes Jahr ist er selbst mit Schülern im Ausland unterwegs, für Lützen möchte er einen Schüleraustausch mit einer kleineren Schule anstoßen. Es passe gerade gut, dass Maik Reichel, der Lützen ja sehr verbunden sei, als Leiter der Landeszentrale für politische Bildung ohnehin jetzt eine Reise nach Polen plane. Ansonsten helfe der Besuch bei Bürgermeister Dirk Könnecke (parteilos) vielleicht partnerschaftliche Beziehungen in seine Heimat aufzubauen.
Die Schüler selbst können erst im Alter von 14 Jahren an Austauschprogrammen teilnehmen. Mal sehen, wie weit gemeinsame Projekte im Deutsch-Polnischen Jugendwerk bis dahin gereift sind.
Schulleiter Klaus-Dieter Hinz und Vereinsvorsitzender Mario Mende haben sich gefreut, dass ihre Bewerbung im Comenius-Programm Berücksichtigung gefunden hat und sie so auf eine besondere Art und Weise ihren Schülern „Europa-Unterricht“ anbieten konnten. In Geografie, selbst Deutsch und Mathe sowie beim Förderunterricht hospitierte Lubina nicht nur, sondern versuchte auch, den Unterricht mit seinen Erfahrungen zu bereichern. Bei allen Lehrern fand er offene Ohren, stellte er dabei fest.
Die Gustav-Adolf-Schule strebt nun noch an, für den Sprachunterricht, den sie anbietet, also Englisch und zukünftig auf Wunsch der Eltern auch Spanisch, Muttersprachler über das Austauschprogramm zu bekommen. „Das wäre dann ganz ideal“, meint Hinz.