Nicht nur Spaß und Knalleffekte
WEISSENFELS/ALTTRÖGLITZ/MZ. - Viele interessierte Jugendliche, die sich für die Arbeit des Friseurs begeistern, die engagiert und wissbegierig sind, erhoffte sich der Weißenfelser Friseur Jens Koegel zum gestrigen Tag der Berufe, einer Aktion der Agentur für Arbeit Merseburg, an der sich 38 Unternehmen aus dem Burgenlandkreis beteiligten. Schülerinnen - hauptsächlich aus der siebten Klasse - gefällt der Beruf. "An mir selbst probiere ich gern Frisuren aus, weil es mir Spaß bereitet", erzählte die Siebtklässlerin Lisa Haase. Wichtig für Jens Koegel war es, dass die Jugendlichen einen Einblick in den Salonalltag bekommen und "die Praxis live erleben", erklärt der Friseurmeister. Während er einer Kundin die Haare frisierte, schauten und hörten die Mädchen aufmerksam zu. "Ich möchte sehr viel Erfahrung mitnehmen, die ich dann später umsetzen kann", erklärte Schülerin Nicole Aßmann aus Zeitz.
JuniorchefSie wollte wie die anderen in den Beruf reinschnuppern, austesten, ob es ihr gefällt. "Als Friseur muss man eine Qualität erfüllen. Gute schulische Leistungen sind die Basis. Chemie, Biologie und Mathematik - das Wissen gehört einfach dazu", erklärte Koegel. Zudem spiele der Umgang mit den Kunden neben dem Frisieren eine genauso große Rolle, denn schließlich habe man mit Menschen zu tun.
In den mittelständischen Handwerksbetrieb Fenster- und Türenbau Glaß in Weißenfels kamen indes 27 Jungen, die sich für den Beruf Tischler interessieren. Juniorchef Matthias Glaß führte die Schüler, die oftmals von ihren Eltern begleitet wurden, durch den Betrieb und stellte die einzelnen Schritte vor, die nötig sind, damit aus vielen Stücken Holz ein Fenster wird. Lucas Metz aus Naumburg gefiel es hier. "Er baut heimlich im Keller", erzählte Mutter Grit. Doch Glaß verdeutlichte, dass ein Tischler nicht nur mit Holz umgehen, sondern auch die Maschinen bedienen müsse. "Das ist eine hohe Verantwortung und beeinflusst auch den Wert des Fensters", machte der Juniorchef klar. Andreas Herzog war mit seinem Sohn Manuel hierher gekommen, der sich vor allem für die Arbeit mit Holz interessiert. "Zum Reinschnuppern ist die Aktion sehr gut", bemerkte der Vater. Und auch Matthias Glaß gab der Initiative letztlich gute Noten: "Ich freue mich, dass so viele Interesse am Handwerk bekunden. Letztes Jahr hatten wir nur einen Teilnehmer, der dann auch prompt Lehrling bei uns wurde."
Im Chemieunternehmen Radici Chimica zeigte Laborant Frank Kahnt dagegen auf einen Erlenmeyerkolben mit einer rosafarbenen Flüssigkeit, auf eine Reihe Standkolben und Pipetten. "Ist doch schon wie im Chemieunterricht", bemerkte er in die Runde. Um den Mitarbeiter eine Traube Menschen - darunter der 16-jährige Alexander Geyer aus Tröglitz. Nicht der kurze Weg hat ihn in den Industriepark Zeitz geführt: "Chemie macht mir Spaß, vor allem das Experimentieren", sagte der Schüler der Sekundarschule Elsteraue. Aber Frank Kahnt musste da die Euphorie des Zehntklässler bremsen. Denn die Arbeit im Betriebslabor bestehe nicht aus "Knalleffekten". "Wir führen Analysen der verschiedensten Proben durch. Es ist eine saubere und genaue Arbeit", betonte der Laborant, der mit neun Mitarbeitern in diesem Bereich des Unternehmens tätig ist. Hier erhielten weitere Schüler nebst Familienmitgliedern gestern Einblicke in die drei weiteren Berufe Chemikant, Betriebselektroniker und kaufmännischer Angestellter und die Anforderungen an die Bewerber. Laborleiterin Christina Schablowski war angenehm überrascht über die gute Resonanz. "Aber wir brauchen ja auch Nachwuchs", sagte sie. "Und das Interesse, in der Region zu bleiben, ist da, und die Chemiebranche hat in der Region ein gutes Renommee."
Ebenfalls ein positives Fazit zog der Globusmarkt in Theißen, der zum zweiten Mal an der Aktion der Agentur für Arbeit Merseburg teilnahm. Geschäftsleiterin Heidemarie Hauf führte persönlich 16 Jugendliche aus den Klassenstufen sieben bis neun durch das Einkaufszentrum, unter anderem auch durch die Fleischerei. "Wir müssen solche Aktionen nutzen, um frühzeitig Auszubildende zu suchen und Fachkräfte zu bekommen", betonte die Chefin.