Museumspfad in Weißenfels Museumspfad in Weißenfels: Szenen der Geschichte

Weissenfels/MZ - Rektor Christian Weidling grinst, obwohl ihn gerade die Häscher abführen und er zur Haft nach Leipzig gebracht werden soll. Dem Weißenfelser Herzog war zu bunt geworden, was der Rektor da trieb, indem er akademische Grade verlieh, was eigentlich den Universitäten vorbehalten und nicht dem Gymnasium Illustre Augusteum gegeben war. Obwohl die Weißenfelser Bildungseinrichtung, die von 1664 bis 1794 bestand, als eine der berühmtesten Schulen im protestantischen deutschsprachigen Raum galt. Mit der Verhaftungsszene anno 1717 beginnt am Samstagabend im Kloster St. Claren, das damals die Schule beherbergte, der Museumspfad, dem gut und gerne 250 bis 300 Besucher folgen.
400. Geburtstag von Herzog August
Über die Stationen Novalishaus, Schützhaus, Marienkirche und Geleitshaus geht es bis hinauf zum Schloss. Angeführt von Gudrun Schulze alias Christine Wilhelmine von Bünau, und Lutz Teetzen alias herzoglicher Hofschuhmachermeister, gibt es unterwegs so manche Geschichte über das Herzogshaus und berühmte Weißenfelser. Gudrun Schulze mimt mit viel Charme die zweite Gemahlin des Weißenfelser Herzogs Johann Adolf, Teetzen, den man sonst als Schusterjunge in Weißenfels kennt, bleibt seinem Metier im Grunde treu. Alles steht unter dem diesjährigen Jubiläum des 400. Geburtstages von Herzog August, der am 13. August 1614 geboren wurde, was in diesem Jahr noch gebührend zu feiern sein wird.
Herzog August, geboren 1614, war der erste von fünf Weißenfelser Herzögen, die das zwischen 1656 und 1749 bestehende Herzogtum Sachsen-Weißenfels regierten. Nach dem Aussterben der Linie fiel das Herzogtum an die kursächsische Krone zurück, aus der er es einst aus Erbgründen ausgegliedert worden war.
Forthin geht es zum Novalishaus, dessen Geschichte ja eng mit dem Herzogtum Sachsen-Weißenfels verbunden war, ehe es in den Besitz der Familie Hardenberg kam, deren berühmtester Spross der frühromantische Dichter und Schriftsteller Friedrich, genannt Novalis, war. Gebaut wurde es für den Oberhofjägermeister, ehe es der Herzog kaufte und es Christine Wilhelmine von Bünau zur Verfügung stellte, die es 1699 - nach dem Tod von Johann Adolf - mit Gewinn weiterverkaufte, bevor sie auf den Witwensitz im brandenburgischen Dahme zog.
Ohrenschmaus auf Ladegastorgel
Mit Begegnungen geht es in der Marienkirche weiter, wo der hallesche Organist Ralf Malke die Ladegastorgel erklingen lässt, um den Sänger Alexander Schmidt bei zwei Liedern zu begleiten - ein besonderer Ohrenschmaus für die Museumspfadler.
Alles wird launig vorgetragen von den beiden voranschreitenden Figuren. Was letztlich auch Teetzens Vater Kuno begeistert. „Ich bin schon oft auf dem Museumspfad mitgezogen, aber man lernt immer wieder neue Details dazu“, meint er. Ganz begeistert zeigt sich auch Robert Habermann, der mit Frau Anke und den Töchtern Augusta und Charlotte erstmals auf dem Museumspfad wandelt. Vor zehn Jahren aus dem Spreewald zugezogen, lobt er Weißenfels in den höchsten Tönen. Er verweist auf die kulturellen Möglichkeiten, auf die Baudenkmäler. „Wir wollten unseren Kindern auf eine neue Art und Weise zeigen, in welch einer bemerkenswerten Stadt sie leben“, sagt er, nachdem sich die Karawane vom Schützhaus gelöst hat. Dort waren sich gerade Heinrich und Heinrich begegnet. Nämlich der betagte Heinrich Schütz, den man sich mittlerweile schon gar nicht mehr anders vorstellen kann, als in der Gestalt von Johannes Kreis, und der 13-jährige Heinrich Schütz, dem Till Mendrock Leben einhauchte. Denn was heute Museum ist, war Alterssitz des Barockkomponisten und eben auch Elternhaus (Gasthaus) des jungen Schütz, nachdem die Familie von Köstritz nach Weißenfels gezogen war.
Via Geleitshaus wird schließlich aufgestiegen zum Schloss, wo sich die herzogliche Familie für den Empfang der Gäste bereitgemacht hat. Allerlei Kurzweil im Museum und vor dem Schloss lassen den Abend für die begeisterten Besucher ausklingen.