1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Weißenfels
  6. >
  7. Museum Weißenfels: Museum Weißenfels: Mehr als Schuhe auf Neu-Augustusburg

Museum Weißenfels Museum Weißenfels: Mehr als Schuhe auf Neu-Augustusburg

Von Andreas Richter 14.05.2016, 10:00
Andrea Müller (links) und Museumsmitarbeiterin Angela Sengewald sichten Exponate für die neue Schuhausstellung.
Andrea Müller (links) und Museumsmitarbeiterin Angela Sengewald sichten Exponate für die neue Schuhausstellung. Michael Thomé

Weißenfels - Wenn Andrea Müller nach Weißenfels kommt, dann arbeitet sie hier an einem Stoff, der einigermaßen weit in die Zukunft reicht. Die Kulturwissenschaftlerin aus Bremen ist Kuratorin der neuen Dauerausstellung des Schuhmuseums.

„Die Schuhausstellung hat sich seit 1985 kaum verändert“, weiß Museumsleiter Martin Schmager. Längst ist die Schau, eine der prägenden in der einstigen Schuhstadt Weißenfels, nicht einfach nur an ihre räumlichen Grenzen gestoßen. „Wir brauchen neue Möglichkeiten einer zeitgemäßen Präsentation“, so formuliert Schmager den grundsätzlichen Anspruch im Museum auf Schloss Neu-Augustusburg.

Probleme

Das Problem allerdings: Der wirkliche Durchbruch wird erst dann gelingen, wenn die Schuhausstellung, so wie es die vom Stadtrat beschlossene Museumskonzeption vorsieht, in den Westflügel des Schlosses umziehen kann. Während erste Maßnahmen zur statischen Sicherung laufen, ist der notwendige Innenausbau noch Zukunftsmusik. „Wir sind dabei, Geld für die Sanierung des Westfügels im Haushalt 2017 einzuplanen“, blickt Robert Brückner, Leiter des städtischen Kulturamtes, voraus. Allerdings weiß auch er: „Es wird schwierig, denn wir reden hier von Kosten in Millionenhöhe.“

Um eines Tages aber bestens vorbereitet zu sein, arbeitet das Museum seit längerem an der Neukonzeption der Dauerausstellung. Regelmäßig kommt Andrea Müller nach Weißenfels, sichtet, ordnet und archiviert. „Am Anfang stand die Analyse des Bestandes“, berichtet die Kuratorin. Schuhe aus dem 17./18. Jahrhundert, Schuhe aus DDR-Produktion - insgesamt rund 5.000 Exponate rund um das Thema Schuhe gehören zum Bestand des Weißenfelser Museums.

Fünf Bereiche

Die neue Dauerausstellung wird aus fünf Bereichen bestehen, informiert Andrea Müller. Da soll ein erster Teil zunächst in das Thema Schuhe und Fuß einführen. Das Spektrum reicht von der Schuhproduktion bis hin zur kulturellen Bedeutung der Schuhbekleidung. Ein zweiter Teil wird sich mit den Ursprüngen der Schuhmacherei und Lederverarbeitung im Mittelalter beschäftigen. Lederfunde, die bei Grabungen in der Marienstraße in den 1970er Jahren gemacht worden waren, könnten hier interessante Aufschlüsse geben, so die Kuratorin.

Weitere Bereiche seien die Hofschuhmacherei zu Zeiten der Weißenfelser Herzöge und die Stadt in der Zeit der Industrialisierung. „Da hat es richtig geboomt“, sagt Andrea Müller. Dass die Stadt für den Sprung von der handwerklichen zur industriellen Fertigung von Schuhen beste Bedingungen geboten hat - auch dieser Umstand soll in der neuen Ausstellung anschaulicher als bisher dargestellt werden.

Sozialistische Planwirtschaft

Als fünfter Bereich wäre da schließlich die Schuhproduktion in den Zeiten der sozialistischen Planwirtschaft - als Weißenfels das Markenzeichen Schuhstadt anhaftete. „Die neue Ausstellung will deutlicher als bisher zeigen, welche Auswirkungen diese Zeit auf die Entwicklung der Stadt hatte“, so Andrea Müller. Dafür würden unter anderem auch mehrere Interviews mit Zeitzeugen geführt.

„Die neue Ausstellung wird umfassender, moderner und weit besser präsentiert“, fasst Museumsleiter Schmager zusammen. So sollen zum Beispiel auch zeitgemäße interaktive Angebote, wie etwa ein spezielles Schuhlabor für Kinder und Jugendliche, die Besucher locken. Neben den Exponaten, die bisher bereits zur Ausstellung gehören, werden dann auch Stücke zu sehen sein, die bislang im Depot schlummerten und aus Platzgründen nicht gezeigt werden konnten.

So zum Beispiel eine Kanne der Schuhmacherinnung aus dem Jahr 1808. Oder historische Schuhkartons. Schuhfabrikant Otto Herz war um 1900 einer der ersten, der Fußbekleidung in Kartons verpackt hat. Originale solcher Kartons gehören ebenso zum Bestand des Weißenfelser Museums wie restaurierte Mädchenschuhe mit Seitenschleifchen aus der selben Zeit. (mz)

Mehr zum Museum unterwww.museum-weissenfels.de

Eine Kanne der Schuhmacherinnung
Eine Kanne der Schuhmacherinnung
Michael Thomé