Geschenk fürs Museum Museum Weißenfels: Bleibt Geologe auf 10.000 Fossilien und Mineralien sitzen?

Weißenfels - Der verhältnismäßig kleine Stein hat ein beachtliches Gewicht. Mehr als zwei Kilo wiegt der Eisenmeteorit, den Gerhard Beutler einem Handwerker abgekauft hat, der das gute Stück im vergangenen Jahr bei Lützen gefunden hat. Der Meteorit ist eines der neuesten Exemplare einer überaus beeindruckenden Sammlung, die der Weißenfelser Diplom-Geologe seit mehr als 40 Jahren zusammengetragen hat.
In wenigen Tagen nun wird Beutler 80 Jahre alt. Dietrich Büsching, ein langjähriger Freund, weiß, was sich Gerhard Beutler zum Jubiläum am meisten wünscht: „Er möchte, dass nach ihm rechtlich alles geklärt ist und die wertvolle private Sammlung in ordentliche Hände gerät.“ Doch das scheint leichter gesagt als getan.
Steinsammlung soll der Stadt geschenkt werden: Doch das zieht sich seit langem hin
Rückblick: Im Juni 2016 hat der Weißenfelser Stadtrat einen Beschluss gefasst, dem zufolge die Stadt die geologische Sammlung Beutlers als Geschenk annimmt. Was einfach klingt, ist offenbar ein eher schwieriges Unterfangen. Denn anderthalb Jahre später gibt es noch immer keinen von beiden Seiten unterzeichneten Schenkungsvertrag.
Im September 2016, so Beutler, gab es einen ersten Notar-Termin. Doch der Vertragsentwurf sollte aus den verschiedensten Gründen überarbeitet werden.
Geologische Sammlung des Museums in Weißenfels verschwand irgendwo im Speicher
Im vergangenen Jahr fanden zwei Treffen zwischen Gerhard Beutler und Vertretern der Stadt und des Museums statt. Denn nach den Vorstellungen des Geologen soll im Museum auf Grundlage seiner Sammlung ein erdgeschichtliches Kabinett entstehen. Ganz im Sinne der Anfänge des Museums.
Denn einst stellte der Verein für Natur und Altertumskunde dem Weißenfelser Museum eine geologische Sammlung zur Verfügung, die seit 1910 öffentlich zugänglich war. Nachdem das Museum 1964 auf Schloss Neu-Augustusburg gezogen ist, verschwanden aus Platzgründen wertvolle Exponate aus natur- und urgeschichtlichen Sammlungen irgendwo im Speicher.
Will das Museum in Weißenfels überhaupt die Steine-Sammlung?
Doch nach den beiden Treffen kamen dem Geologen Zweifel, ob das Weißenfelser Museum seine Sammlung überhaupt haben will. „Man sagte mir, dass die aktuelle Museumskonzeption ein solches erdgeschichtliches Kabinett eigentlich gar nicht vorsieht“, so Beutler. Was der städtische Kulturamtsleiter Robert Brückner bestätigt.
Vielmehr wolle sich die Einrichtung vor allem auf dem Gebiet der Schuhgeschichte und der Historie der Weißenfelser Sekundogenitur profilieren. Was die historischen Wurzeln betrifft, so meint er: „Es ist doch normal, dass sich die inhaltliche Ausrichtung eines Museums im Laufe der Jahrzehnte auch ändern kann.“
Dennoch: Brückner hat Verständnis für das Anliegen Beutlers. „Wir werden den Beschluss des Stadtrates umsetzen“, versichert er. Und wirbt zugleich um Verständnis dafür, dass die Sache mit dem Schenkungsvertrag etwas länger gedauert hat. Immerhin seien Änderungen einzuarbeiten gewesen und Termine beim Notar auch nicht so leicht zu bekommen.
Für die Steine-Sammlung müssen erst Räume frei werden
Nun sieht es also so aus, dass Gerhard Beutler seiner großen Vision rund um den 80. Geburtstag wenigstens ein Stück näher kommen kann. Sind die Unterschriften unter dem Schenkungsvertrag, so ist das allerdings nur ein kleiner, wenn auch wichtiger Schritt.
Beutler weiß, dass seine Steine erst dann wirklich ins Museum kommen werden, wenn dafür im Schloss die baulichen Voraussetzungen stimmen. Sprich: Wenn nach der Sanierung des Westflügels des Schlosses Räume frei werden, in denen seine Sammlung zusammen mit vorhandenen Beständen des Museums gezeigt werden kann.
Landen kostbare Steine am Ende im Novalis-Haus?
Weil das noch lange dauern kann, sieht sich der Geologe auch nach Alternativen um. Nicht umsonst hielt er kürzlich auf Einladung des Literaturkreises Novalis einen Vortrag zur Geologie im Weißenfelser Land. Schließlich war Friedrich von Hardenberg auch Geologe. Und seine erdgeschichtliche Sammlung würde wohl auch zur Ausstellung im Novalishaus in der Klosterstraße passen.
Ein denkbarer Plan B: Die Stadt könnte Beutlers Sammlung als Dauerleihgabe an den Literaturkreis Novalis übergeben. Noch ist es nicht soweit. Doch für Gerhard Beutler drängt die Zeit. Will er doch sicher sein, dass auch Generationen nach ihm die Faszination wertvoller Zeugen der Erdgeschichte erleben können. (mz)