Mit Umhang und Lanze auf den Spuren der Slawen
Weißenfels/MZ. - So steht er vor dem Weißenfelser Rathaus, als die Gästeführer Susanne Riemer-Ranscht und Jörg Riemer die rund 25 Interessenten zum ersten von mehreren thematischen Rundgängen im 825. Jubiläumsjahr der Stadt willkommen heißen. Diesmal geht es um Slawen und Franken.
Der 38-jährige Strohschein beschäftigt sich mit diesem Teil der Geschichte im Verein "Sippe vom weißen Felsen". Lehrer und Eltern hätten den Grundstein für sein historisches Interesse geweckt. Eigentlich sei er kein Krieger, sondern Handwerker - selbst im realen Leben arbeitet er als Elektriker - und will bei verschiedenen Veranstaltungen zeigen, wie die Leute damals Dinge hergestellt und wie sie gelebt haben. "Wenn man frühe Geschichte interessant darstellt, bleibt sie lebendig und im Gedächtnis." Dass er nun zur Führung gekommen sei, habe auch damit zu tun, dass es über jene Zeit wenig Literatur gebe und er hier mehr erfahren könne.
In einführenden Worten verweist Jörg Riemer darauf, dass um die Jahrtausendwende der Markt Sumpfgebiet gewesen sein dürfte. Im Boden sei man nur nicht versunken, wenn er - wie in dieser Jahreszeit - gefroren gewesen ist. Demzufolge hätten sich die Slawen vor allem festen Baugrund auf den Hügeln ringsum gesucht.
Von einer grünen Region mit Wäldern spricht Susanne Riemer-Ranscht. Kontinuierlich besiedelt gewesen sei das Gebiet seit der Jungsteinzeit vor 7 000 Jahren. "Die meisten Funde aber gibt es aus der Slawenzeit." Diese Menschen hätten in sogenannten Rundlingen mit fünf bis sechs Gehöften gewohnt, die um einen Platz gruppiert waren. Die Dörfer seien anschließend von fränkischen Siedlern weiter genutzt worden und Straßen beziehungsweise Wege entstanden. Die 31-Jährige erinnert an Kuba, ein Ort, der Namensgeber für die heutige Kubastraße in der Neustadt war. Anschließend führt sie die Gäste auf den Georgenberg. Hier stand einst Horklitz. Funde davon gibt es. Im Zuge der Christianisierung um 1000 entstand auch eine kleine Kapelle. Grabungen vor dem Bau der Georgenbergtrasse hätten aber kaum neue Erkenntnisse gebracht.
Am Schloss verweist die Stadtführerin auf rund 100 Begräbnisstätten, die Mitte der 90er Jahre des vorigen Jahrhunderts und nach 2000 bei Ausgrabungen freigelegt wurden. Sie seien auch älteren Datums, aber ebenso wären typische slawische Schläfenringe als Beigaben entdeckt worden. Die Befestigungen hier - zunächst Wälle mit Palisaden und später mit Holzbauten - entstanden, um die Saale als Grenze zu den Slawen zu schützen.
Am Rondell vor der Bergschule beantwortet Susanne Riemer-Ranscht auch die Frage von Dieter Strohschein, der in der Nähe wohnt und wie sein Sohn in der "Sippe zum weißen Felsen" mitwirkt, nach der Johannismark und dem Ort Pulschitz. Dieser verschwand, doch noch zu Beginn des 16. Jahrhunderts habe es eine kleine Johanniskirche gegeben, in der um das Jahr 1000 die Leute mindestens einmal im Jahr aus einem größeren Umkreis zum Gottesdienst kamen und getauft wurden.
Barbara (66) und Horst Reukauf (69) aus Weißenfels traten zufrieden den Heimweg an. Man reise viel und lerne dann bei Führungen andere Städte kennen. Deshalb habe man sich vorgenommen, daheim verstärkt Veranstaltungen zu besuchen, sagte Barbara Reukauf. Und ihr Mann fügte an: "Wenn Verwandte kommen, zeigen wir ihnen natürlich Weißenfels. Doch von der Geschichte weiß man eigentlich zu wenig."