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Mit Tiersymbolik und grober Sprache

24.04.2007, 16:22

Wittenberg/MZ. - Karikierende Kritik

Die Historikerin wird anhand der historischen Schriften, die aus Sammlungsbeständen der Stiftung Luthergedenkstätten stammen, erklären, wie sich die Tiersymbolik dieser Schriften herleitet und in welchem Zusammenhang sie gebraucht wurden. Die Flugschriften stellten neben Bibelauslegungen, theologischen Streitschriften und Erbauungsschriften einen karikierenden Höhepunkt in der Auseinandersetzung zwischen der evangelischen Seite und der römisch katholischen Kirche dar. Die Grobheit der Sprache findet sich in den dazugehörigen Titelholzschnitten wieder.

Martin Luther und seine Weggefährten gingen mit ihren Gegnern hart ins Gericht. Dabei wurde keine Rücksicht auf tradierte Autoritäten genommen oder vor persönlicher Diskreditierung Halt gemacht. Die zunehmende Schärfe der Auseinandersetzung zeigt sich in Darstellungen eines wölfischen Papstes auf einer lutherischen Flugschrift. Dort finden sich auch Katze, Ziegenbock, Esel, Schwein und Schnecke - im Aberglauben des späten Mittelalters Tiere der Hölle. Hinter dieser antichristlichen Tierschar verbargen sich die theologischen Gegner Luthers.

Fürs gemeine Volk

Die anfangs innerkirchliche und akademische Diskussion richtete sich mit Hilfe der Flugschriftenliteratur zunehmend an den "gemeinen Mann" und wurde von diesem aufgenommen. Ein Novum, das ohne die Erfindung des Buchdruckes nicht möglich gewesen wäre. Nadine Willing-Stritzke studierte Kunstgeschichte und Geschichte an der Martin-Luther-Universität. Sie beginnt demnächst ihre Promotion. Seit 2003 ist die Leipzigerin freie Mitarbeiterin der Stiftung Luthergedenkstätten, heißt es in einer Pressemitteilung.

Der Eintritt zur "Begegnung mit Originalen" kostet zwei Euro.