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"Mit nichts angefangen" "Mit nichts angefangen": Wie Weißenfelser vom Pendler zum Investor in der Heimat wurde

Von Meike Ruppe-Schmidt 29.11.2019, 06:00
Geschäftsführer Matthias Dietrich-Petereit zieht mit seiner Firma Asphalt und Fugen in die Tagewerbener Straße.
Geschäftsführer Matthias Dietrich-Petereit zieht mit seiner Firma Asphalt und Fugen in die Tagewerbener Straße. Peter Lisker

Weissenfels - Noch fehlen an den Eingängen die Tore, auch die Fenster und die Elektrik müssen eingebaut werden. „Bis Ende des Jahres sollte die Halle aber fertig sein“, sagt Matthias Dietrich-Petereit. Der 47-Jährige Weißenfelser ist Chef der Firma Asphalt und Fugen. Er ist froh, wieder in seiner angestammten Heimat zu leben, fast 20 Jahre lang pendelte er Woche für Woche gen Westen.

Weißenfelser investiert in seine Heimat

Das Pendler- und auch Angestellten-Dasein hat der Weißenfelser hinter sich gelassen, vor acht Jahren gründete er mit seiner Frau seine eigene Firma und hat jetzt eine Million Euro in einen neuen Standort in der Tagewerbener Straße investiert. Auf 1,3 Hektar entsteht dort eine rund 1000 Quadratmeter große Halle sowie ein Bürokomplex. „Auf dem Gelände werden wir sowohl Material als auch Maschinen und Baufahrzeuge unterbringen“, erklärt Dietrich-Petereit.

Der bisherige Standort in der Merseburger Straße sei aufgrund des Mitarbeiterzuwachses zu klein geworden. Neben ausreichend Stellflächen für Fahrzeuge, Maschinen und Baumaterial soll auch eine eigene Tankstelle für Firmenfahrzeuge entstehen. Und Dietrich-Petereit ergänzt: „Wir planen ab kommenden Frühjahr den Direktverkauf von Kleinstmengen an Sand, Kies und Schotter an Privatleute direkt auf unserem Betriebsgelände.“

Unternehmen des Weißenfelsers ist bundesweit im Straßenbau tätig

2011 hatte der Weißenfelser die Firma zusammen mit seiner Frau Gabriele Petereit gründete. „Wir haben mit nichts angefangen“, erinnert sich der Unternehmer. Als Büro diente der Keller in seinem Elternhaus am Herrenberg. „Anfangs waren wir nur drei Mitarbeiter und spezialisiert auf Fugenbau.“ Mit der Zeit kamen immer mehr Aufträge. „Vor fünf Jahren haben wir schließlich in einen Straßenbaufertiger investiert und unsere erste Asphaltkolonne gegründet.“

Heute gibt es 28 Mitarbeiter, die Firma ist bundesweit im Straßenbau tätig - vorwiegend als Subunternehmen. „Die großen Baufirmen beauftragen uns, wenn sie an die Grenzen ihrer eigenen Kapazitäten stoßen. Auf Deutsch: Wenn wir gerufen werden, herrscht höchste Eisenbahn auf der Baustelle.“ Derzeit sei man unter anderem an der B91 an der Theißener Ortsumgehung im Einsatz.

„Fast 20 Jahre lang klassischer Pendler zwischen den alten Bundesländern und meiner Heimat“

Neben dem Bau von Bundes- und Landstraßen sowie Autobahnen gilt die Firma als Spezialist in der Region, was das Schneiden und Vergießen von Fugen betrifft, so könne man durch das erworbene „WHG-Zertifikat“ auch Tankstellen, Silo- und Wasseranlagen verfugen. Dazu brauche man viel Erfahrung und regelmäßig Schulungen, sagt der Geschäftsführer.

Das Fachwissen dafür sammelte der Bauspezialist zunächst als Polierer und später als Oberbauleiter in Bayern und Baden-Württemberg. „Ich war fast 20 Jahre lang ein klassischer Pendler zwischen meinem Arbeitsort in den alten Bundesländern und meiner Heimat“, so Dietrich-Petereit. Der Traum von der eigenen Firma ließ ihn nie los. „Vielleicht habe ich in der Hinsicht die Gene meines Urgroßvaters in mir“, lacht der 47-Jährige.

Denn was nur wenige wissen: Sein Urgroßvater Oscar Dietrich hatte 1875 das Papierwerk in der Markwerbener Straße in Weißenfels gegründet. „Sie war seinerzeit die größte und modernste Anlage in Europa und wurde bereits mit Strom aus Turbinen angetrieben. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde er allerdings enteignet.“

Fachkräftemangel: Weißenfelser unterstütze mit Firma Fachkräfte-Rückzug

Seinen Urgroßvater hat Dietrich-Petereit nicht mehr kennengelernt. Doch auch er hat einen Sinn fürs Geschäftliche: „Neben viel Fleiß liegt die Stärke unserer Firma darin, dass wir aufgrund ausreichend vieler Reservemaschinen sowie gut aufgestellter Personalbesetzung flexibel auf Aufträge reagieren können.“ In Zeiten des Fachkräftemangels keine Selbstverständlichkeit. „Als ich meine Firma gegründet habe, musste ich gezielt ehemalige Kollegen aus den alten Bundesländern abwerben, weil unsere Gegend diesbezüglich ausgeblutet war“, erzählt der 47-Jährige.

„Die meisten von ihnen stammen ursprünglich aus unserer Region und waren froh über die Gelegenheit, in ihrer Heimat einen Job zu bekommen.“ Einen Job in einem Familienunternehmen, das Wert auf Teambildung legt. „Wir unternehmen oft Radtouren, Wanderwochenenden und Grillabende“, erzählt der Unternehmer. „Das schweißt die Mannschaft zusammen.“ Darum werden auch alle mit anpacken, wenn die Firma nach Weihnachten an ihren neuen Standort umzieht. (mz)