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Mit neuen Uniformen beim Umzug dabei

Von HOLGER ZIMMER 19.04.2010, 18:09

Halle/MZ. - Klaus Schweigel ist bei der letzten Anprobe geduldig. Neben Ulrich Pippel ist er das zweite Mitglied der Interessengemeinschaft Diorama der Schlacht bei Roßbach, das eine neue Uniform erhält. Kerstin Flieger aus Hohenmölsen zupft hier noch einmal und steckt dort den Rockschoß hoch, so dass sie ihn später befestigen kann. Gamaschen, Krageneinsatz und Schärpe sitzen, so dass der 58-Jährige beim Sachsen-Anhalt-Tag in Weißenfels Staat machen dürfte.

Der Reichardtswerbener ist nach 36 Jahren in seinen Heimatort zurückgekehrt, hat zuvor im damaligen Karl-Marx-Stadt (heute Chemnitz) und Grimmen gelebt. Schon in der Kindheit interessierte er sich für Geschichte und bekam in der Christenlehre das Diorama der Schlacht von 1757 zu Gesicht, als es noch nicht saniert war. In den Kirchenbüchern verfolgte er die Familienhistorie bis ins 18. Jahrhundert zurück: Außer ihm und seinem Vater hätten drei weitere Generationen als Maurer gearbeitet. Zurückgekehrt ist er, um seine Mutter zu pflegen. Zudem hält er ein großes Grundstück in Schuss. "Da braucht man mal Abwechslung, die ich im Verein finde." So sei der Rasen zu mähen und seien Bäume zu verschneiden, aber auch die Öffnungszeiten in den Schauräumen ab Mai abzusichern.

Laut Roland Haushälter haben sieben Vereinsmitglieder bereits Uniformen. Er selbst natürlich auch, wie der 65-Jährige bekennt. Bei einer Veranstaltung in Bad Sulza seien sie mal mitmarschiert, "und wenn dann die Sonne brennt, muss öfter mal der Dreispitz gelüftet werden". Vor allem für die Älteren seien solche Umzüge nicht einfach. "Aber es macht Spaß, sonst würden wir ja nicht mitmachen", sagt Haushälter, der auf diese Weise die Erinnerung an die Schlacht auf den Feldern von Reichardtswerben wachhalten will. Mit Schweigel und Pippel habe man nun 40 Mitglieder.

Weil eine Schneiderin aus Gründen ihres Alters absagen musste, sei man an den Verein "Drei Türme" verwiesen worden. Denn in Hohenmölsen war 2005 die 925-Jahr-Feier vorbereitet worden, hatte Kerstin Flieger danach mit anderen Frauen die Vereinsschneiderstube weiterbetrieben, so dass man bislang über 300 Gewänder verfügt. Sie selbst sei nebenberuflich aktiv, habe aber schon in DDR-Zeiten geschneidert. Ein Herold-Gewand hat sie selbst angefertigt und die Kleidung für Kaiser Heinrich IV. und König Rudolf von Schwaben entworfen. Stets vertiefe sie sich im Vorfeld in die Literatur, um mehr über die Vergangenheit zu erfahren. Die Uniformen aus der Zeit des Siebenjährigen Krieges, an denen sie seit November gearbeitet habe, seien da etwas Besonderes gewesen. Finden sie Gefallen, stellt das auch die 49-Jährige zufrieden.