Mit dem Leierkasten in die Kirche
WEISSENFELS/MZ. - "Dazu wünschen wir uns viele Besucher im Gotteshaus", hofft Messer-Lehmann, der erst vor kurzem beim Drehorgelfest in Merseburg dabei war und sich zuvor mit Ehefrau Christine und einem Leipziger Paar Besuchern in der Dehlitzer Kirche im Konzert vorstellte.
Vor zehn Jahren begann sich der heutige Rentner, der sein Fachgeschäft für Schneidwaren, Waffen und Schlüsseldienst in der Großen Kalandstraße an Sohn Wolfgang übergeben hat, für Musik aus dem Leierkasten zu interessieren. Inzwischen hat er mit seiner Liebe zu Drehorgeln nicht nur seine Frau Christine angesteckt, sondern auch die Enkelsöhne beginnen sich für das Hobby des Großvaters zu interessieren. "Das ist ein sehr schönes Gefühl", findet der 65-jährige Weißenfelser.
Ein ganzes Dutzend Drehorgelspieler hat er für die Premiere in Weißenfels mobil gemacht. "Sie kommen nicht nur aus Sachsen-Anhalt, sondern sind auch in Hessen, Sachsen und Niedersachsen zu Hause", verrät Lehmann. Zu jenen, die der Initiator eingeladen hat, gehören darüber hinaus zwei Schweizer: Kurt und Lilo Frei aus Freienstein. "Die beiden sind Mitglieder unseres Dachverbandes, daher kennen wir uns", plaudert Messer-Lehmann weiter. Und weil das Paar nach seinen Worten zurzeit quer durch Deutschland reist, will es auch die Saale-Unstrut-Weinregion erkunden, in der Toskana-Terme in Bad Sulza relaxen und dann eben noch einen Abstecher zum ersten Drehorgelfest nach Weißenfels machen.
Bevor sich die Frauen und Männer mit ihren Leierkästen um 14.30 Uhr in der Marienkirche zum Konzert zusammenfinden und abwechselnd eine gute Stunde Klassik und Modernes zu Gehör bringen wollen, soll das Publikum auf diese Premiere eingestimmt werden. "Deshalb legen Drehorgelspieler schon in der Jüdenstraße los", ist Lehmann in seinem Element.
Als Bänkelsänger würden sie mit Teufelsgeige und Marionetten durch die Einkaufsmeile ziehen und auf das Drehorgelfest aufmerksam machen. "Unsere Leute haben zur Einstimmung auf der Straße neben bekannten Otto-Reutter-Couplets manchen Gassenhauer parat", meint Christine Lehmann schmunzelnd. "Kinder- und auch Küchenlieder", verkündet sie. Die breite Palette reiche dabei von "Sabinchen war ein Frauenzimmer" bis zu Lieschen ging im Wald spazieren".
Sie selbst fiebere schon jetzt dem Konzert und der Begegnung mit den anderen Spielleuten entgegen. "Ich bin jedesmal aufgeregt", gesteht Christine Lehmann. Aber Lampenfieber gehöre zu einer Premiere mit Leierkästen dazu, die an die hundert Jahre auf dem Buckel hätten. Für ihren Auftritt in der Kirche hat sich die Frau des Initiators die "Morgendämmerung" und "Solveigs Lied" aus Edvard Griegs "Per Gynt" vorgenommen.
Klaus-Peter Lehmann freut sich auf den "Jägerchor" aus Carl Maria von Webers romantischer Oper "Der Freischütz". "Das Stück spiele ich zu gerne, das ist schon in anderen Städten und Gemeinden gut angekommen", bekennt der Sammler historischer Drehorgeln. Und vielleicht gebe er ja noch den "Triumphmarsch" aus Giuseppe Verdis Oper "Aida" zum Besten.