Mit 97 noch auf dem Fahrrad: Mit 97 noch auf dem Fahrrad: Margarete Berndt feiert ihren 101. Geburtstag

Weissenfels - Genau vor 101 Jahr ist die Rentnerin im westpreußischen Segenfelde zur Welt gekommen. Mit 20 hat sie die Abenteuerlust gepackt und ist nach Berlin gegangen. Der Krieg und seine Folgen hat die damals 30-Jährige in die Nähe von Zeitz gebracht, die Liebe hat sie nach Weißenfels geholt und hier lebt sie nun schon seit 70 Jahren.

„Wir haben zuerst in der Neustadt gewohnt und meine Mutter ist erst viel später nach West gezogen“, erzählt Heidi Kunert, Berndts Tochter. In der Saalestadt hat sie in der Herderschule, die damals noch Valentina-Tereschkowa-Oberschule geheißen hat, als Hortnerin gearbeitet, ebenso im Kindergarten Rudolph-Götze-Straße als Erzieherin.

Schon seit ihrer Kindheit hat die dynamische Rentnerin auf Bewegung und viel Tanzen Wert gelegt. „Ohne Walzer und Tango ging gar nichts. Ihre Welt sind die klassischen Standardtänze gewesen“, verrät ihre Tochter, die sich jetzt seit drei Jahren um ihre Mutter kümmert und sicherstellt, dass sie in ihrer gewohnten Umgebung weiterhin leben kann. Neben dem Tanzen hat auch immer das Fahrrad zu den Begleitern von Berndt gehört, denn Autofahren hat sie nie gelernt.

Bereits in ihrem Dorf in Westpreußen ist sie schon Fahrrad gefahren und daher verwundert es niemanden, dass sie bis ins hohe Alter von 97 noch Rad gefahren ist. „So ist sie auch nie auf einen Fahrer angewiesen gewesen“, berichtet Kunert weiter. Besonders nach dem Tod ihres Ehemannes Karl vor 40 Jahren ist sie auf das Radfahren angewiesen gewesen.

So ist sie aber auch mobil geblieben und hat über Jahre ihre Frauengruppe am Dienstagnachmittag in der Weißenfelser Begegnungsstätte der Evangelischen Gemeinde Sankt Marien mit dem Drahtesel erreichen können. Seit vier Jahren übernimmt dies nun der Pflegedienst am Schloss, der sie zu ihrer Frauengruppe um Renate Linke hinbringt und auch wieder abholt.

Dort wird nicht nur geredet, sondern auch viel getanzt und gesungen. Die Begegnungsstätte bietet der Seniorin viele verschiedene Möglichkeiten, sich auch mit 101 noch fit zu halten. „Natürlich sind das keine wilden Tänze“, erklärt die 74-jährige Tochter.

Renate Linke trainiert mit ihren Leutchen, wie sie die Teilnehmer immer liebevoll nennt, hauptsächlich ihre Motorik und sie bewegen sich rhythmisch zur Musik im Sitzen mit Tüchern oder Ähnlichem. „Das macht mir viel Freude“, sagt das Geburtstagskind mit kräftiger Stimme. Ohne ihre Bekannten und die Familie würde etwas im Leben der alten Dame fehlen. Ihren 100. Geburtstag hat sie aufgrund eines Sturzes am Rollator ausfallen lassen, seit diesem Tag lässt sie das Gerät stehen und läuft ohne jegliche Gehhilfe.

An ihrem Geburtstag feiert sie erst mit ihrer Familie und eine Woche später mit ihren Damen in der kirchlichen Einrichtung. „Dann holt sie auch den 100. nach“, berichtet Kunert. Ihre Mutter freue sich schon sehr auf diesen Tag und hofft, dass am 8. September viele liebe Menschen, die sie kennen, mit ihr feiern werden. Ihre älteste Bekannte und Freundin, mit der sie früher viel gereist ist und mit der sie noch mit 80 im Leißlinger Waldbad baden gegangen ist, wird wohl an diesem Tag nicht dabei sein. Denn Johanna Eisenschmidt ist selbst schon 101 und damit entschuldigt. (mz)