Ministerin auf Narrenschiff

Lobitzsch/MZ. - Sie erinnert sich noch an jene Zeiten, als ihre Schwiegermutter als Nachtwächter bei den Jecken mitmischte. Dann war es Jahrzehnte ruhig um die Narren, ehe der Verein 1992 den Karneval wieder belebt hat.

Carmen Hentschel ist mit ihrem Mann Klaus-Dieter von Anfang an dabei, jetzt Programmchefin und sagt: "Uns ging es um alte Traditionen und dazu gehört neben dem Pfingstbier der Fasching." Allerdings hält die 44-Jährige nicht nur die Fäden mit in den Händen, sondern singt seit drei Jahren mit Bettina Gebhardt aus Markwerben auch im Duett meist selbst komponierte und getextete Lieder. Nur diesmal wurde "Heut' geht es an Bord" - passend zum Abendmotto "Urlaub auf dem Narrenschiff" - nur leicht geändert. Und sie trällert ebenfalls "Wir sitzen alle im selben Boot" mit den durch den Saal schippernden "Dragonern", einer Truppe, die auch tanzt.

Marcus Weidling (24) wirkt unter seiner schwarzen Perücke als Hula-Mädchen. Vor acht Jahren habe er bei der Saalpolizei begonnen, ist seitdem mit "Lust und Freude" dabei, wie er sagt, denn immerhin ist Karneval Familienangelegenheit. Da hätten sie wenig von Vaters Genen, aber er und seine Schwester Maria umso mehr von Mutter Ricarda Weidling, die am Abend auch als Tigerin in der Zaubershow von Siegfried und Roy (Lars Schiefner und Marcus Pinkny) auftritt.

Dem Karnevalsfieber im 338-Seelen-Ort konnte sich Peggy Rindfleisch (30) nicht entziehen. Vor gut neun Jahren trat sie in die Prinzengarde ein und gehört immer noch dazu. Sie übt ein Mal in der Woche unter Peggy Krößmann und Kerstin Weidenbach, die für die Fitness zuständig ist, und vor den großen Auftritten auch zwei Mal. Begonnen habe sie "ungeküsst und unverheiratet", wie die jetzige Uichteritzerin äußert. Mittlerweile sei das anders, aber ihr Mann bringe Verständnis auf, selbst wenn er nicht dabei sein könne.

Die "Rasselbande" - Mädchen aus Kindergarten und Grundschule in Hawaii-Kostümen - heimst viel Beifall ein. Unter ihnen ist Lena Antoni, die mit ihren sechs Jahren schon ein Mal wöchentlich übt und der sogar die Lehrerin auf dem Zeugnis tänzerische Leidenschaft bescheinigt. An die Kleinen gibt Heike Simon (18) ihr Können weiter. Sie hatte mal so wie Lena angefangen. Inzwischen wirbelt sie mit den "Kessen Miezen" übers Parkett. "Ich arbeite gern mit Kindern. Ihnen soll es Spaß machen, und wenn sie sich mal vertanzen, ist das nicht so schlimm." Auf diese Weise sorgt sie mit für den Karnevalsnachwuchs von morgen.