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Mehr Pflegekinder im Burgenlandkreis Mehr Pflegekinder im Burgenlandkreis: Kinder finden ein Zuhause auf Zeit

Von Petra Wozny 29.04.2017, 06:00
Ein Pflegekind sitzt in seinem Kinderzimmer bei den Hausaufgaben.
Ein Pflegekind sitzt in seinem Kinderzimmer bei den Hausaufgaben. dpa

Weißenfels - So viel steht fest: Muss ein Kind aus dem elterlichen Zuhause genommen werden, ist die Unterbringung in einer Pflegefamilie dem Aufenthalt im Heim vorzuziehen. Dieser Meinung ist das Jugendamt des Burgenlandkreises. Die Zahl der Kinder, die durch das Jugendamt des Burgenlandkreises aus ihren Elternhäusern genommen werden, steigt. Ende März waren es 363 Mädchen und Jungen, die in eine Vollzeitpflege gegeben werden mussten.

Die Gründe dafür sind mannigfaltig, ist aus dem Amt zu hören. Zum einen seien es problematische Familiensituationen, unter denen das Kindeswohl nicht garantiert werden könne. Festgestellt würden jedoch auch durch die Mitarbeiter des Jugendamtes, dass in nicht wenigen Fällen die leiblichen Eltern mit der Erziehung ihres Kindes überfordert seien. Hier würden dann Erziehungsprobleme, aber auch eine Mangelversorgung der Kinder hineinspielen.

Pflegekinder im Burgenlandkreis: Was führt zur Entscheidung des Jugendamtes?

Auch ein nachgewiesener Drogenkonsum könne dazu führen, dass die Kinder aus dem Elternhaus genommen würden. Zudem könne auch der Ausfall eines oder beider Elternteile für eine solche Entscheidung des Jugendamtes sprechen.

In Pflegefamilien werden vorzugsweise Kleinstkinder beziehungsweise. Vorschulkinder vermittelt, um den Kindern ein familiäres Umfeld mit festen Bezugspersonen zu schaffen. Auch ältere Kinder werden vermittelt, wenn es die Rahmenbedingungen zulassen. Danach wird zwischen den Beteiligten ein Hilfeplan erstellt. Er umfasst konkret, wie der Umgang des Kinders mit seinen leiblichen Eltern geregelt ist, die Dauer der Hilfeleistung und gegebenenfalls auch das Ziel der Rückführung  in das eigene Elternhaus.

Pflegekinder im Burgenlandkreis: Hilfen für die Pflegefamilien sind umfangreich

Die Hilfen für die Pflegefamilien sind umfangreich. Dennoch, immer neue zu finden, erweist sich als schwierig. „So ein fremdes Kind aufzunehmen, birgt viel Verantwortung, Zeitaufwand und Veränderung der bisherigen Familienverhältnisse. Hinzu kommt auch die Ungewissheit, für wie lange das Kind die Hilfe zur Erziehung in Form der Vollzeitpflege benötigt. Es ist also gar nicht so leicht“, betont Pressesprecherin der Kreisverwaltung des Burgenlandkreises, Ursula Weise.

Potenzielle Pflegefamilien würden vor der Aufnahme intensiv geprüft. Da gehe es neben den eigenen familiären und wohnlichen Verhältnissen natürlich auch um die finanzielle Grundlage der Familie. „Schließlich müssen wir überzeugt sein, dass das zu vermittelnde Kind auch wirklich in das neue Zuhause passt“, so Weise. Neue Familien werden derzeit vorwiegend über Mundpropaganda gesucht.

Pflegekinder im Burgenlandkreis: Es finden sich nicht genug Pflegefamilien

Und genau hier liegt - deutschlandweit - der Hase im Pfeffer: Es finden sich zwar Familien, die Kinder auf Zeit aufnehmen, aber nicht genug. Dies wird von der Kreisverwaltung bestätigt. Derzeit betreuen hier 223 Pflegefamilien fremde Kinder, mitunter sogar nicht nur eins, sonder mehrere. Insgesamt  ist mehr als in den Jahren davor. „Doch wir müssen einschätzen,dass zukünftig nicht mehr jedes Kind, für welches die Vollzeitpflege die geeignete Hilfeform darstellt, in einer Pflegefamilie Aufnahme finden kann, da keine ausreichenden Kapazitäten vorhanden sind“, argumentiert die Pressesprecherin.

So ist auch zu werten, dass gegenwärtig etwa zehn  Kinder, die potenziell für eine Pflegefamilie geeignet wären, noch in einem Kinderheim untergebracht sind. Für zwei läuft gegenwärtig eine Vermittlung in eine geeignete Pflegestelle.

Im Burgenlandkreis existieren derzeit neun Kinder- und Jugendheime. Diese befinden sich in Naumburg, Weißenfels und Zeitz, als auch im ländlichen Bereich. Bislang leben dort 173 Kinder unter 18 Jahren und 18 volljährige Jugendliche. (mz)