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Streit in Weißenfels Max-Lingner-Straße in Weißenfels: Stadt lässt Rentner abblitzen

Von Jan Iven 11.10.2016, 13:13
Der Weißenfels Oberbürgermeister Robby Risch
Der Weißenfels Oberbürgermeister Robby Risch Lisker /Archiv

Weissenfels - Die Antwort aus dem Weißenfelser Rathaus wird den Anwohnern der Max-Lingner-Straße kaum gefallen. Über seine Sprecherin ließ Oberbürgermeister Robby Risch (parteilos) mitteilen, dass er keinen Handlungsbedarf wegen eines unebenen Weges im Weißenfelser Westen sieht. Mehrere Anwohner hatten sich zuletzt in der MZ über den etwa 20 Meter langen holprigen Kiesweg beschwert, der von der Bushaltestelle Max-Lingner-Straße bis zu den nächsten Wohnblöcken verläuft. Gerade für viele ältere Anwohner, die mit einem Rollator unterwegs sind, sei der Weg nicht mehr zumutbar. Immer wieder würden sie mit den Rollatoren an den Steinen hängenbleiben oder stolpern.

Der Kiesweg befindet sich im Privateigentum

Doch Oberbürgermeister Robby Risch wiegelt ab. Für einen Kiesweg sei die Strecke in einem guten Zustand. Zum einen würde es sich nicht um einen öffentlichen Weg handeln, für den die Kommune Weißenfels zuständig wäre. Vielmehr befindet sich der Kiesweg im Privateigentum der kommunalen Wohnungsbau Wohnungsverwaltung Weißenfels (WVW).

Die Gesellschaft wiederum ist zwar im Eigentum der Stadt, sei jedoch trotzdem nicht verpflichtet, den Weg auch für ältere Menschen auszubauen. Auch als Aufsichtsratsvorsitzender der städtischen WVW sieht Oberbürgermeister Robby Risch demnach keine Notwendigkeit, in der Gesellschaft auf eine Sanierung des Weges hinzuwirken. Ein freiwilliger Ausbau des Weges käme demnach ebenfalls nicht infrage. Zumal die meisten Anwohner nach Angaben der Stadtverwaltung Mieter der Wohnungsbaugenossenschaft (WBG) seien. Die WVW hatte bereits angeboten, der Genossenschaft den Kiesweg zwecks Sanierung zu übertragen. Doch die Genossenschaft hatte abgelehnt.

Hin und Her zwischen Vermieter und Stadtverwaltung

Anwohner Franz Endt lebt seit Jahren an der Max-Lingner-Straße und hatte sich wegen des unebenen Weges an die MZ gewandt. Für das Hin und Her zwischen Vermieter und Stadtverwaltung hat er überhaupt kein Verständnis. „Die machen sich das alle viel zu einfach“, schimpft der 87-jährige Rentner. „Eigentum sollte doch verpflichten. Da muss auch an die älteren Leute im Weißenfelser Westen gedacht werden.“ Zumindest würde es in der Werbung doch immer heißen, dass so viel für ältere Menschen getan werden soll.

Er selber könne den Weg zwar einigermaßen nutzen. „Die Leute im Block kommen aber immer noch zu mir, wenn sie ein Problem haben, weil ich früher Stadtrat war“, erzählt Franz Endt. Gerade die Älteren würden sich immer wieder über den Weg beschweren. Bei Regen würden einige Rentner mit ihrem Rollator über die Wiese fahren, weil der Weg dann nicht mehr begehbar sei. Mindestens zweimal seien auch schon Anwohner auf der Strecke gestürzt, heißt es.

Oberbürgermeister Robby Risch will Streit nicht ignorieren

Was Franz Endt besonders ärgert: Die älteren Anwohner sollen offenbar den Hunderte Meter langen Weg um den Block herum zur Bushaltestelle nehmen. „Das kann man doch niemandem zumuten. Und dass jetzt angedeutet wird, dass der Weg eingezäunt wird, wenn wir nicht endlich still sind, ist doch der Gipfel der Frechheit“, sagt der Rentner, der früher als Stadtrat selbst im Aufsichtsrat der WVW saß. Auch dass die Anwohner alle Mieter der WBG seien, würde nicht stimmen. „Das ist doch Quatsch. Ich bin selber bei der WVW“, sagt Endt verwundert.

Oberbürgermeister Robby Risch will den Streit um den unebenen Weg nun doch nicht komplett ignorieren. Zumindest hat das Stadtoberhaupt angekündigt, das Thema auf die Tagesordnung der nächsten Sitzung des WVW-Aufsichtsrates zu setzen. (mz)