Entlassungen in Weißenfels Lieken-Bäcker aus Weißnefels wollen nicht zu Aryzta nach Eisleben

Weißenfels - 120 neue Mitarbeiter sucht der Schweizer Backwarenkonzern Aryzta derzeit für seine Großbäckereien in Eisleben, Mansfeld und Nordhausen - unter anderem wird für die Jobs auch in Weißenfels geworben.
Denn mit der Schließung der hiesigen Lieken-Großbäckerei werden spätestens im März bis zu 200 Fachkräfte aus der Branche entlassen. Viele von ihnen sind bereits auf der Suche nach einem neuen Arbeitsplatz. Doch das Interesse an den Jobangeboten der Großbäckerei in Eisleben ist verhalten.
Aryzta Eisleben sucht Mitarbeiter: Bisher keine Bewerber aus Weißenfels
„Wir verzeichnen keinen Bewerberansturm aus Weißenfels“, sagte Aryzta-Sprecher Günther Lindinger auf Nachfrage der MZ. Grundsätzlich würden zahlreiche Bewerbungen bei Aryzta eingehen. Dass darunter auch Interessenten aus Weißenfels sind, konnte bisher noch nicht festgestellt werden. „Die Ursachen dafür kennen wir nicht. Vielleicht warten die Weißenfelser aber auch noch aus internen Gründen mit ihren Bewerbungen ab“, sagte der Konzernsprecher.
Auch mehrere Mitarbeiter der Lieken-Großbäckerei bestätigten im Gespräch mit der MZ, dass das Interesse in Weißenfels an den Jobangeboten von Aryzta eher gering sei. Demnach sei bisher kein Fall einer Bewerbung innerhalb der Belegschaft bekannt. Hauptgrund sei vor allem die Entfernung von Weißenfels nach Eisleben. Etwas unter einer Stunde dauert die Fahrt von Weißenfels auf der A38 in die knapp 70 Kilometer entfernte Lutherstadt.
Lieken-Großbäckerei in Weißenfels wird Frühjahr endgültig geschlossen
Grundsätzlich sei die Entfernung zwar machbar, gaben einige Mitarbeiter an. Doch abzüglich der Fahrtkosten würde vom Gehalt nach Haustarif in Eisleben kaum etwas übrig bleiben. Da würden auch das Urlaubs- und Weihnachtsgeld nicht helfen. Viele Lieken-Mitarbeiter suchen daher eher nach einem Job in der Region. Denn selbst wenn in Weißenfels möglicherweise etwas schlechter bezahlt werde als in Eisleben, sei eine Tätigkeit vor Ort aufgrund der Fahrtkosten letztendlich lukrativer. Zumal viele Mitarbeiter doch einigermaßen zuversichtlich sind, eine Stelle rund um Weißenfels zu finden.
Grundsätzlich sei das Problem der Branche, dass die meisten Arbeitgeber zwar nach hoch qualifizierten Fachkräften aus der Lebensmittelindustrie suchen. Auf der anderen Seite werde aber nicht dementsprechend gezahlt, heißt es aus Kreisen der Belegschaft. Demnach erfordere auch die Tätigkeit in einem großen Backwerk gut ausgebildete Mitarbeiter wie Bäcker, Anlagenfahrer, Techniker oder Logistiker.
Umstritten: Land Sachsen-Anhalt unterstützt neues Lieken-Werk in Wittenberg
Im Frühjahr soll die Lieken-Großbäckerei in Weißenfels endgültig geschlossen werden. Der tschechische Mutterkonzern Agrofert spricht von einer geplanten Schließung. Das Unternehmen bestreitet, dass ein Zusammenhang mit dem neuen Werk besteht, das derzeit in Wittenberg anläuft.
Umstritten ist der Neubau auch, weil dort offenbar zahlreiche Leiharbeiter beschäftigt werden sollen. Trotzdem unterstützt das Land Sachsen-Anhalt das neue Werk, das im Wahlkreis von Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) liegt, mit einer Förderung von elf Millionen Euro.
Inhaber von Agrofert und damit auch von Lieken ist der tschechische Unternehmer Andrej Babiš, dessen euro-kritische Partei gerade stärkste Kraft bei den tschechischen Parlamentswahlen geworden ist. Derzeit werden in Prag Verhandlungen geführt, an deren Ende der Unternehmer eine Minderheitsregierung als Ministerpräsident anführen könnte.
In der Kritik steht allerdings auch das neue Aryzta-Werk in Eisleben. Denn die 100 Millionen teure Fabrik wurde ebenfalls mit Hilfe von Fördergeldern des Landes Sachsen-Anhalt errichtet, nachdem der Konzern zuvor ein Werk in der Altmark mit 500 Mitarbeitern geschlossen hat. (mz)