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Leiterin vom Schütz-Haus geht Leiterin vom Schütz-Haus geht: Warum die Stadt ein Problem hat

Von Andreas Richter 05.09.2017, 14:36
Henrike Rucker, hier in der Dauerausstellung zu Leben und Werk des Komponisten, wird das Schütz-Haus in zwei Monaten verlassen.
Henrike Rucker, hier in der Dauerausstellung zu Leben und Werk des Komponisten, wird das Schütz-Haus in zwei Monaten verlassen. Peter Lisker

Weißenfels - Das Weißenfelser Heinrich-Schütz-Haus hat ein Problem mehr: Zum 31. Oktober dieses Jahres wird die langjährige Leiterin Henrike Rucker das Haus verlassen. „Ich werde künftig im Bach-Archiv in Leipzig arbeiten“, bestätigte Rucker im Gespräch mit der MZ. Damit kehrt die 53-Jährige zugleich dorthin zurück, wo sie nach dem Studium als Musikwissenschaftlerin angefangen hat.

Rucker arbeitet seit mehr als zwanzig Jahren in der Weißenfelser Gedenkstätte zu Ehren des Komponisten Heinrich Schütz (1585-1672). Warum will sie dem Haus nun den Rücken kehren? „Ich habe in Leipzig eine sehr attraktive Stelle erhalten, werde dort für die Neukonzeption von Ausstellungen zuständig sein“, sagte Rucker. Dennoch falle es ihr schwer Weißenfels zu verlassen. Immerhin sei das Schütz-Haus in den vergangenen mehr als zwei Jahrzehnten für sie eine Art Lebensaufgabe gewesen.

Rucker hatte 1994 in dem Haus als wissenschaftliche Mitarbeiterin angefangen

Rucker hatte 1994 in dem Haus als wissenschaftliche Mitarbeiterin angefangen. Ihr Auftrag: die Ausstellung zu Heinrich Schütz neu konzipieren. Seit 2003 leitet Henrike Rucker die Gedenkstätte in der Nikolaistraße. Seit jenem Jahr, da der Musikverein „Heinrich Schütz“ die Trägerschaft des Hauses übernommen hatte. Mittlerweile ist die Trägerschaft zum 1. Januar 2016 jedoch wieder an die Stadt zurückgegangen.

In Ruckers Zeit fallen auch die Sanierung des Renaissancebaus, in dem der Komponist von 1651 bis zu seinem Tod gelebt hat, und die Wiedereröffnung einer modernen Dauerausstellung mit dem wiederhergestellten Komponierstübchen unterm Dach im Jahr 2012.

Immer wieder Arbeitskräfte vom zweiten Arbeitsmarkt

„Bei aller Wehmut gibt es aber auch Gründe, die es mir leicht machen zu gehen“, räumte Rucker ein und fügte hinzu: „In den letzten Jahren hat mir vor allem ein festes Mitarbeiter-Team gefehlt, mit dem man das Haus voranbringen kann.“ Damit spielte Rucker darauf an, dass der Betrieb des Hauses immer wieder mit Arbeitskräften vom zweiten Arbeitsmarkt oder aber auf der Grundlage befristet genehmigter Stellen der Kommune abgesichert wurde.

Die Situation nach dem Weggang von Henrike Rucker: Zwei Kassenkräfte und ein Springer sowie eine über den zweiten Arbeitsmarkt beschäftigte Mitarbeiterin werden das Haus geöffnet halten. „Inhaltliche Arbeit ist so nicht möglich“, so die scheidende Leiterin.

Kulturamt Weißenfels: „Die Stadt wird die Stelle neu besetzen.“

Robert Brückner, Leiter des städtischen Kulturamtes, bedauerte, dass Henrike Rucker die Gedenkstätte verlässt. „Ich kann die persönliche Entscheidung nachvollziehen, doch mit ihr verlassen 24 Jahre Erfahrung die Stadt“, meinte er und versicherte zugleich: „Die Stadt wird die Stelle neu besetzen.“ Man werde die Stelle bundesweit ausschreiben. Brückner weiß auch, dass es schwierig werden dürfte, eine geeignete Person mit musikwissenschaftlichem Hintergrund zum Thema Schütz zu finden.

Den Zeitpunkt ihres Abschieds hat Henrike Rucker in Abstimmung mit der Stadt gewählt. Wartet doch im Oktober noch der Jahreshöhepunkt - das Schütz-Musikfest. Dann wird vorübergehend auch wieder jene Weißenfelser Gedenkstätte in den Fokus rücken, die Henrike Rucker viele Jahre maßgeblich geprägt hat. (mz)