Kur für den Drahtesel Kur für den Drahtesel: Für wen die Dekra Fahrräder repariert

Weißenfels - „Hier lernt man viel dazu. Ich bin gern hier“, meint Matthias Schäfer. In der Feldstraße hat der Weißenfelser zumindest vorübergehend einen Anker gefunden. „Nach vielen Schicksalsschlägen“, wie er selbst erzählt.
Matthias Schäfer gehört zu den zehn Mitarbeitern einer besonderen Fahrrad-Werkstatt. In dem Projekt der Dekra Akademie GmbH werden gebrauchte und defekte Drahtesel wieder fahrtüchtig gemacht und an Bedürftige oder soziale oder caritative Einrichtungen weitergegeben. „Die Teilnehmer bleiben jeweils sechs Monate und werden uns vom Jobcenter zugewiesen“, erklärt Sabine Blotevogel, Sozialpädagogin bei der Dekra und verantwortlich für das Projekt.
Fahrradwerkstatt der Dekra: Arbeit in der Gruppe und kleine Erfolgserlebnisse
Es seien vor allem Langzeitarbeitslose, Menschen, die gerade eine schwierige Phase in ihrem Leben durchmachen, die für die Fahrrad-Werkstatt ausgewählt werden. Dabei gehe es nicht schlechthin um das Reparieren von Fahrrädern. Mögliche Einsamkeit aufbrechen, die Arbeit in der Gruppe, kleine Erfolgserlebnisse - das sind laut Blotevogel mindestens ebenso wichtige Anliegen des Projekts.
Wer sich dabei bewährt, für den können sich auch nach den sechs Monaten neue Perspektiven eröffnen. „Wir versuchen, die Teilnehmer danach weiter zu qualifizieren und ihnen im Idealfall eine Chance auf dem ersten Arbeitsmarkt zu ermöglichen“, so die Projekt-Chefin. Ein Beispiel hierfür ist die Qualifikation zum Gabelstaplerführer.
Dekra auf Spenden angewiesen: Wir können immer Fahrräder gebrauchen
Um das Projekt weiterführen zu können, ist die Dekra auf Spenden angewiesen. „Wir können immer Fahrräder gebrauchen, besonders Kinderfahrräder“, sagt die Sozialpädagogin. Kommen die Spender vom Lande, dann sei es günstig, wenn sie ihren Drahtesel direkt in der Feldstraße vorbeibringen. Im Stadtgebiet könne die Werkstatt die Räder auf Nachfrage auch abholen. Wie viele Räder in der Dekra-Werkstatt abgegeben werden, hängt natürlich auch von der Saison ab. Im Durchschnitt seien es in einem Monat etwa zwanzig Räder, so Blotevogel. „Die Fahrräder sollten zumindest reparaturfähig sein “, sagt sie zum Zustand der Drahtesel, die in der Werkstatt abgegeben werden können.
Mitunter machen sie in der Werkstatt aus zwei oder drei Rädern eine neues fahrtüchtiges. Dabei könne man sicher sein, dass man danach ein rundum verkehrssicheres Rad erhält. „Anhand einer Prüfliste werden die Fahrräder am Ende genau kontrolliert“, versichert Blotevogel.
Fahrradwerkstatt bei der Dekra: Teilnehmer werden vom Vorarbeiter qualifiziert
Um die Drahtesel fachgerecht reparieren zu können, werden die Teilnehmer vom Vorarbeiter qualifiziert. So mancher hat am Anfang wenig Ahnung und geht nach sechs Monaten mit dem guten Gefühl nach Hause, dass er ein Fahrrad reparieren kann - ein positiver Lerneffekt eben. Wer aber darf sich ein solches repariertes Fahrrad eigentlich abholen.
„Wir geben die Räder an nachweislich Bedürftige einschließlich Flüchtlinge weiter“, sagt Blotevogel und weiß: „Wir haben eine ständige Nachfrage.“ Auch für Matthias Schäfer bleibt das Gefühl, etwas Sinnvolles zu tun. Noch bis Ende April gehört er zum Team mit seiner familiären Atmosphäre. „Wir lassen auch danach niemanden allein“, versichert die Sozialpädagogin.
››Die Dekra-Akademie in der Feldstraße 4a ist telefonisch zu erreichen unter der Nummer 03443/33 95 990. (mz)
