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Kummerkasten der Kaserne Kummerkasten der Kaserne: Gleichgestelltenbeauftragte für vertrauliche Gespräche

Von Andreas Richter 27.03.2019, 16:30
Anett Escher kümmert sich als Gleichstellungsbeauftragte um Probleme von rund 6.000 Soldatinnen und Soldaten.
Anett Escher kümmert sich als Gleichstellungsbeauftragte um Probleme von rund 6.000 Soldatinnen und Soldaten. Peter Lisker

Weissenfels - „Dein Schutzengel“ steht auf dem Kissen in der Ecke. Kinderzeichnungen an der Wand. Eine Dankeskarte. „Ich hab’ mich dafür eingesetzt, dass ihr Mann hierher versetzt wird. Dafür hat sich die Frau bedankt“, erzählt Anett Escher. Allzu oft kommt es allerdings nicht vor, dass sich jemand auf eine solche Weise für ihre Arbeit bedankt.

Gleichstellungsbeauftragte Vertrauensperson für Mann und Frau

Die 48-Jährige sitzt in einer Ecke ihres Büros in der Weißenfelser Bundeswehrkaserne. In der „Wohlfühlzone“, wie sie es nennt. In jener Ecke, in der die Gleichstellungsbeauftragte des Kommandos Sanitätsdienstliche Einsatzunterstützung oft ihre vertraulichen Gespräche führt. Es ist eine sehr spezielle Aufgabe, die die Berufssoldatin in der Kaserne erfüllt. Ist sie doch eine Art „Kummerkasten“, Ansprechpartner für die Vielfalt der Probleme, die das Leben tagtäglich bereithält. Vertrauensperson für Frau und Mann gleichermaßen.

Dabei war ihr eine solche Mission bei der Bundeswehr nicht unbedingt in die Wiege gelegt. Aufgewachsen ist die 48-Jährige im sächsischen Chemnitz, das in ihrer Kindheit noch Karl-Marx-Stadt hieß. Als gelernte Krankenschwester sah sie nach der politischen Wende keine Perspektive mehr. Ging schließlich 1992 als Sanitätssoldatin zur Bundeswehr. Auch Auslandseinsätze in Sarajevo und Afghanistans Hauptstadt Kabul gehören zu ihrer Laufbahn beim Bund.

Suche nach Lösungen

Seit 2001 lebt Anett Escher in Weißenfels, ist mit ihrem Mann und den beiden Kindern, neun und zwölf Jahre alt, längst tief verwurzelt in der Saalestadt. „Wir lieben Weißenfels“, sagt sie spontan und ist dankbar dafür, dass sie schon lange an ein und demselben Standort arbeiten kann - was bei der Bundeswehr keineswegs selbstverständlich ist.

Als im Jahr 2014 eine Gleichstellungsbeauftragte für das Kommando mit seiner Zentrale in Weißenfels gesucht wurde, da fiel die Wahl schließlich auf sie. 2018 wurde sie wiedergewählt. „Die Hälfte ist Büroarbeit, die andere Hälfte Arbeit mit den Menschen“, beschreibt Anett Escher ihren Alltag. Stellungnahmen abgeben, Anfragen beantworten, recherchieren und Gespräche nachbereiten - all das muss sein. Doch am wichtigsten sind ihr die Gespräche, die Suche nach Lösungen für Probleme. „Bei mir ist kein Tag wie der andere“, sagt sie.

Vielfältige Probleme

Da geht um einen Kindergartenplatz und darum, wie Arbeit und Kinderbetreuung am besten unter einen Hut zu bekommen sind. Da geht es um Krankheitsfälle oder posttraumatische Belastungsstörungen. Aber auch in Fällen sexueller Belästigung ist Anett Escher Ansprechpartner. Erst kürzlich hat sie darüber einen Vortrag im Weißenfelser Fürstenhaus gehalten.

Die Gespräche führt sie dabei keineswegs nur in der „Wohlfühlzone“ in ihrem Büro. Oft ist die Gleichstellungsbeauftragte auch in der Republik unterwegs. Immerhin ist sie für bundesweit zwölf Standorte mit alles in allem mehr als 6.000 Soldatinnen und Soldaten verantwortlich. „An zwei Monaten im Jahr bin ich mit dem Auto unterwegs“, erzählt Anett Escher. In ihrer Heimatregion an der Saale findet sie dann den nötigen Ausgleich. Geht in der Freizeit gern laufen oder setzt sich mit der Angel an den Fluss. (mz)