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Kopfschmerzen vom Gestank Kopfschmerzen vom Gestank: Giftdämpfe in Weißenfelser Grundschule

Von Bärbel Schmuck und Birger Zentner 25.04.2013, 21:38
Ein Kamerateam des MDR-Fernsehens drehte am Donnerstagmorgen vor der Weißenfelser Herder-Grundschule für die Sendung „Hier nach vier“.
Ein Kamerateam des MDR-Fernsehens drehte am Donnerstagmorgen vor der Weißenfelser Herder-Grundschule für die Sendung „Hier nach vier“. peter lisker Lizenz

Weissenfels/MZ - Heftiger Streit um giftige Dämpfe in der Weißenfelser Herder-Grundschule: Obwohl bereits Ende des vergangenen Jahres eine erhöhte Konzentration der gesundheitsgefährdenden Chemikalie Naphthalin festgestellt wurde und bereits mehrere Kinder aufgrund des unerträglichen Gestankes umgekippt sind, soll die Bildungseinrichtung vorerst nicht geschlossen werden. Oberbürgermeister Robby Risch (parteilos) erklärte am Donnerstag nach einer Beratung mit dem Landesschulamt und in Abstimmung mit der Unfallkasse, dass „die Nutzung der Schule weiterhin möglich ist“. Damit stellte er sich gegen die Leiterin der Bildungseinrichtung, Felicitas Beutler, sowie zahlreiche wütende und besorgte Eltern.


Die hatten vor kurzem eine umgehende Schließung der Grundschule gefordert. In der Bildungseinrichtung stinkt es seit Monaten. Mehrere Räume mussten nach einer ersten Untersuchung im Dezember 2012 bereits gesperrt werden. Trotzdem klagen viele Kinder weiterhin über massive Kopfschmerzen und Allergien, Eltern haben Angst und laufen Sturm. „Wir sind enttäuscht, ja wütend, wie verantwortungslos mit dem Problem Schadstoffe, die aus dem Unterbau des Fußbodens kommen, umgegangen wird“, hatte Schulleiterin Felicitas Beutler bereits am Mittwoch gesagt.


Zu der von Oberbürgermeister Robby Risch gestern Nachmittag verkündeten Entscheidung, die Schule vorerst nicht zu schließen, wollte sie sich nicht mehr äußern. Noch am Vormittag wurden mehrere Lehrer einem Bluttest unterzogen. Die Ergebnisse liegen allerdings erst in einigen Tagen vor.


Nach Darstellung der Stadtverwaltung tritt das Naphthalin aus Baustoffen aus, die 1964 bei der Errichtung der Schule verwendet wurden. Warum das jetzt geschieht, ist unklar. Bei Naphthalin handelt es sich um einen sogenannten aromatischen Kohlenwasserstoff, der bei Raumtemperaturen vom festen in gasförmigen Zustand übergehen kann und einen teerigen Geruch verbreitet. Früher war der Stoff Bestandteil von Mottenkugeln. Heute kommt Naphthalin in Lösungsmitteln und PVC-Weichmachern vor.


Das Problem ist nicht neu. 2010 wurde zum Beispiel eine Förderschule im nordrhein-westfälischen Iserlohn geschlossen. Auch im Burgenlandkreis gab es einen ähnlichen Vorfall in der Käthe-Kruse-Schule in Naumburg. Die wurde Ende 2009 wegen erhöhter Naphthalin-Werte in der Luft zunächst gesperrt und anschließend saniert.