Konzert in Goseck Konzert in Goseck: Sänger Falkenberg tritt in Schlosskirche auf

Goseck/MZ - Liedermacher, Rocker, Poppoet - irgendwie steckt von allem etwas in Falkenberg. Vor allem dann, wenn er solo auftritt, was er zunehmend und zunehmend gern tut. „Mittlerweile überwiegen die Soloauftritte gegenüber den Bandauftritten“, sagte der Hallenser nach seinem Konzert in Goseck.
Sechzig, siebzig Zuhörer in der gerade sanierten Schlosskirche am Sonnabend, das „bringt Nähe zum Publikum“, diese Größenordnung sei ihm lieb geworden. Und der 53-Jährige wird dann sogar ein wenig philosophisch, wenn er zum Beispiel darüber sinniert, wie sein Blick am Meer ins Universum schweift, in die Unendlichkeit, die „die eigene Endlichkeit bewusst macht“.
Schlagzeug und Lyrik?
„Sind wir Deutschen nicht alle ein wenig Philosophen?“ fragt Falkenberg zurück auf die Frage, ob er denn das zwischen seinen Liedern sein wolle. Aber vor allem sollen seine gesprochenen Worte zwischendurch Brücken zum nächsten Song bauen, aber auch dem Publikum die Möglichkeit geben, selbst zu reagieren, was es in Goseck eher verhalten tat, nur nicht beim Beifall, der war warm, laut und lang. Und dem Nachdenken über die Un- und die Endlichkeit folgt gemäß dem Brückenbauvorhaben „So nah vorm nächsten Meer“.
Die Feststellung, „alles was ich heute bin, verdanke ich meiner Mutter“, zieht das Lied „Ihr seid immer bei mir“ nach sich, eine Liebeserklärung an die bereits verstorbenen Eltern. Das hat nichts Pathetisches, sondern viel Ehrliches, empfindet der Zuhörer. Wohl auch deshalb, weil Falkenberg den Worten „Alles, was ich heute bin, verdanke ich meiner Mutter“ noch etwas anfügt. Nämlich: Wäre es nach ihm gegangen, säße man heute in Goseck bei Schlagzeug und Lyrik. Doch Schlagzeug sei der Mutter zu laut gewesen.
So wie er am Piano sitzt oder sich auf der Gitarre begleitet, glaubt aber keiner daran, dass er es wirklich bereut hat, dem Ruf des Schlagzeugs nicht gefolgt zu sein. Und so hat er fast zu jedem Titel ein paar Worte während des zweistündigen Konzerts, die manchmal die Entstehung erklären, manchmal eben ein wenig philosophierend sind und manchmal eben Brücken bauend.
Und weil er die auch zu seinem Publikum errichten möchte, gibt es für ihn zwischen Bandauftritt und Soloabend nichts mehr dazwischen, so schön es für Zuhörer noch vor einigen Jahren war, ihn von Gitarrist Michael Lehrmann begleitet zu hören. „Er in Berlin, ich in Halle, das war logistisch schwierig unter einen Hut zu bringen“, sagte Falkenberg im MZ-Gespräch. Aber er habe ja ohnehin das Alleinsein mit dem Publikum gewollt.
Zwei Kirchen im Kopf
Dass der Auftritt in Goseck zudem etwas Besonderes war, lässt er auch durchblicken. „Weil es ein Konzert bei Freunden ist.“ Und Falkenberg meint damit Robert Weinkauf als Veranstalter. So war es letztlich kein Zufall, dass Falkenberg, nachdem er vor drei Jahren eins der letzten Konzerte vor Schließung der Schlosskirche gegeben hat, nach der Sanierung eins der ersten bestritt. „Aber die alte abgerockte Kirche hatte auch etwas“, meinte der Sänger zum Publikum. Nun habe er beim Namen Goseck immer zwei Kirchen im Kopf, die aufgeräumte von heute und die unaufgeräumte von einst.
Ohne erst die Bühne zu verlassen, lässt er die begeistert applaudierenden Konzertbesucher nicht lange auf die Zugabe warten. „Eine Nacht in der Ewigkeit“ kommt und erinnert daran, dass Falkenberg selbst als Solist für viele irgendwie auch heute noch die Stimme von Stern Meißen ist, der man schon vor runden 30 Jahren gern gelauscht hat.