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Kleiderkammern in Weißenfels und Hohenmölsen Kleiderkammern in Weißenfels und Hohenmölsen: Das Geschäft mit alten Klamotten

Von Petra Wozny 18.08.2016, 05:00
Ein Euro pro Kleidungsstück aus zweiter Hand - in den DRK-Kleiderkammern Weißenfels und Hohenmölsen haben die Bedürftigen eine große Auswahl. Im Haus der Sozialen Dienste sind die Regale gut gefüllt, zeigen Jutta Hutschenreuter (rechts) und Birgit Weber.
Ein Euro pro Kleidungsstück aus zweiter Hand - in den DRK-Kleiderkammern Weißenfels und Hohenmölsen haben die Bedürftigen eine große Auswahl. Im Haus der Sozialen Dienste sind die Regale gut gefüllt, zeigen Jutta Hutschenreuter (rechts) und Birgit Weber. Peter Lisker

Weißenfels/Hohenmölsen - Die Kleiderkammern in Weißenfels und Hohenmölsen haben ein Problem. Nach den Worten von Kai Siemon, stellvertretender Geschäftsführer des Kreisverbandes des Deutschen Roten Kreuzes (DRK), werden die Altkleidercontainer längst nicht mehr so gefüllt wie noch vor Jahren.

Zehn Container des DRK stehen in Weißenfels, Hohenmölsen, Lützen, Uichteritz und Großkorbetha. Bis zu zweimal in der Woche würden sie gelehrt und sortiert. Die Hälfte der Spenden gehe in die beiden Kleiderkammern von Weißenfels und Hohenmölsen.

Altkleiderspenden stark rückläufig

Die andere Hälfte werde zur Dohmann Textilverwertung in Wolfen gefahren. Über diese Mengen liegen dem Kreisverband genaue Zahlen vor. Wurden beispielsweise 2010 noch 44 Tonnen Altkleider nach Wolfen geschickt, so waren es im Vorjahr 17 Tonnen weniger, also nur noch 27 Tonnen. Gegenwärtig bekommt das DRK vom Wolfener Textilverwerter für ein Kilogramm Altkleider 19 Cent. Damit machte der Wohlfahrtsverband im vergangenen Jahr einen Umsatz von 8.360 Euro. Auch dies sei schon deutlich mehr gewesen, so Siemon. Der Preis pro Kilo sei in den letzten Jahren um fast sechs Cent gesunken. Das Geld fließe zwar zurück in den Kreisverband, um soziale Projekte, wie eben die Kleiderkammern, zu finanzieren.

Doch: „Wir schießen im Bereich unserer Kleiderkammern nur noch Geld zu“, resümiert Siemon. Und dies, obwohl die Bedürftigen die Altkleider nicht kostenlos bekommen. Für ein Kleidungsstück müsse ein Euro gezahlt werden. Allein im vergangenen Jahr seien allein in Hohenmölsen rund 3.500 Stücke im Haus der sozialen Dienste verkauft worden. Eingenommen wurden in beiden Kammern 17.000 Euro. Für den Transport und die Bezahlung der Mitarbeiter musste das DRK allerdings noch 3.000 Euro oben drauflegen.

Illegale Sammlungen an Haustüren

Die Ursache des Verlustgeschäftes sind nach Siemons Einschätzung die vielen Altkleider-Container unterschiedlicher Inhaber. Die Bevölkerung nehme den kürzesten Weg, also zum Beispiel den zum Container am Supermarkt - ein beliebter Standort meist auf privatem Gelände. Bei den meisten Aufstellern handele es sich aber um Unternehmen, die ausschließlich verwerten und nicht an Bedürftige weitergeben, macht Siemon deutlich. Und nicht selten sehen diese Boxen denen des DRK auch noch zum Verwechseln ähnlich. Hinzu komme ein nicht geringer Teil illegaler Sammlungen direkt an der Haustür, die zunächst mit Zetteln im Briefkasten und später mit bunten Plastekörben auf sich aufmerksam machen. Dieser Anteil, so macht Experte Thomas Ahlmann vom Dachverband FairWertung deutlich, liege mittlerweile in Deutschland bei weit über 30 Prozent. FairWertung ist das bundesweite Netzwerk von gemeinnützigen Organisationen, die Altkleider sammeln.

Betrieb der Kleiderkammern gesichert

Auch die Abfallwirtschaft Sachsen-Anhalt Süd (Awsas) sammelt auf ihren Wertstoffhöfen seit zwei Jahren in grünen Containern Altkleidung. Insgesamt sind es 13 Boxen aufgestellt, so Gundram Mock, Awsas-Vorstandsvorsitzender. Mock verweist auf die Kooperationsvereinbarungen zwischen den DRK-Kreisverbänden in Weißenfels, Zeitz und Naumburg. „Wir akzeptieren die klaren Regeln, die da beinhalten, dass wir uns nicht die Altkleider gegenseitig wegnehmen. Darum sind unsere grünen Container ausschließlich in unseren eigenen Anlagen aufgestellt.“ Aus den Haushalten würden darüber hinaus auch Alttextilien abgeholt, wenn ein Termin über das „Sperrmülltelefon“ vereinbart worden sei. Das habe sich bewährt. Im Vorjahr sammelte das Unternehmen insgesamt 35 Tonnen - es deute sich an, dass dieses Aufkommen rückläufig sei.

„Trotz des immer stärker werdenden Kampfes auf dem Altkleidermarkt werden wir unsere Kleiderkammern in den nächsten Jahren weiter betreiben, da wir wissen, dass der Bedarf in der Bevölkerung und bei den Asylsuchenden sehr groß ist“, versichert Kai Siemon.

Die Kleiderkammer in Weißenfels, Südring 118, hat montags von 9 bis 14, mittwochs 13 bis 17 und donnerstags 11 bis 14 Uhr geöffnet.

Die Kleiderkammer in Hohenmölsen, Werkstraße, Haus der sozialen Dienste, öffnet montags und freitags 9 bis 12 sowie mittwochs 10 bis 15 Uhr. (mz)

Beiger Container des DRK
Beiger Container des DRK
Peter Lisker
Ein grüner Container von der Abfallwirtschaft.
Ein grüner Container von der Abfallwirtschaft.
Peter Lisker
Ein privater Sammler.
Ein privater Sammler.
Peter Lisker