Kita "Anne Frank" Kita "Anne Frank": Anfang mit "Glücksgriff"

weissenfels/MZ - „Mit Kindern zu arbeiten ist doch das Schönste“, meint Hanni Gabler. Und die 81-jährige muss es wissen. Hat sie doch nicht nur viele Jahre lang als Säuglings- und Kinderkrankenschwester gearbeitet, sondern auch die ersten elf Jahre der Weißenfelser Kindertagesstätte „Anne Frank“ maßgeblich mit geprägt. Wie es damals so war in den ersten Jahren, davon wird sie am Sonnabend viel berichten, wenn die Kita ihr Jubiläum feiert.
An das Frühjahr 1963 kann sich Hanni Gabler noch gut erinnern. „Der Kreisarzt hat mich überredet, die neue Krippe zu übernehmen“, plaudert sie munter drauf los. Erzählt vom großen Bedarf an Krippenplätzen, von vielen Leuna-Arbeitern, die damals im neuen Wohngebiet im Norden lebten. Und davon, dass sie sich als künftige Leiterin ihr Personal selbst zusammensuchen musste. Mit 16 Erzieherinnen und acht weiteren Mitarbeitern ging es am 1. Juni schließlich los, schlug die Geburtsstunde der Kita „Anne Frank“.
„Das war damals irgendwie ein Glücksgriff“, schwärmt Hanni Gabler noch heute von den Anfangsjahren und meint das Mitarbeiterteam, das seinerzeit noch Kollektiv hieß. Ohne ihre Truppe hätte sie das in all den Jahren nicht geschafft, weiß die Weißenfelserin, die zusammen mit ihrem inzwischen verstorbenen Mann selbst fünf Kinder großgezogen hat. Nicht leichter wurde es, als sie sich drei Jahre lang nebenbei auf die Schulbank setzte, um ihren Abschluss als Krippenerzieherin zu machen.
Es sollten elf Jahre als Kita-Leiterin werden, ehe Hanni Gabler wieder ins Krankenhaus zurückging. Der Kontakt zum Kindergarten brach auch danach nie ganz ab. „Ich bin begeistert, wie sich alles entwickelt hat“, schwärmt Hanni Gabler vom guten alten Kindergarten, der vor neun Jahren seine letzte große Renovierung erlebt hat.
Zu jenen Erzieherinnen, die sich in späteren Jahren um das Wohl der Jüngsten gekümmert haben, gehört die heutige Leiterin Marion Kahlmann. Für die 59-Jährige, die 1975 in der Kita „Anne Frank“ angefangen und zunächst acht Jahre lang dort gearbeitet hat, ist das Jubiläumsfest der letzte Höhepunkt in ihrem Berufsleben. Am 31. Juli geht sie in Vorruhestand, übergibt die Leitung an Steffi Hosemann. Auf mehr als 40 Jahre Erfahrung kann Marion Kahlmann zurückblicken. „Ich habe keine Zeit bereut“, sagt sie und erinnert sich, wie sie 1983 die neue Kita „Knirpsenland“ auf dem Kugelberg mit eingeräumt und fünf Jahre dort gearbeitet hat. Doch es gab nicht nur freudige Anlässe. Als nach der Wende die kleinen Weißenfelser Kindereinrichtungen „Flohkiste“ und „Sonneneck“ geschlossen werden mussten, war sie diejenige, die die Tür für immer zugeschlagen hat. Zwischenzeitlich arbeitete sie als Sachgebietsleiterin bei der Stadt, bevor sie als Chefin in die Kita „Anne Frank“ zurückkehrte, in der heute rund 175 Mädchen und Jungen im Kindergarten und rund 90 Kinder im Hort betreut werden.
Was unterscheidet Kinder von damals und heute? „Heute wachsen die Kleinen mit Technik auf und sind oft sehr selbstbewusst. Manchmal kommt das Spiel im Freien allerdings zu kurz“, meint Hanni Gabler, die heute bei ihrer jüngsten Tochter in Reichardtswerben wohnt und eine große Familie um sich weiß: 13 Enkel und zehn Urenkel sind überall in Deutschland verstreut. Die älteste Enkelin lebt gar in Brasilien. Die Sache mit der Bewegung an frischer Luft kann die heutige Leiterin nur bestätigen. Deshalb werde in der Kita „Anne Frank“ gerade darauf viel Wert gelegt. Ansonsten aber meint sie: „Jede Zeit hat ihre Vor- und Nachteile“.