Kinderbetreuung Lützen und Großgörschen Kinderbetreuung Lützen und Großgörschen: Männer erobern Herzen

LÜTZEN/GROSSGÖRSCHEN/MZ - Im Lützener Hort weht ein frischer Wind. „Den hat unsere Jugend mitgebracht“, sagt Barbara Walter. Sie konnte mit dem neuen Kinderförderungsgesetz ihr bewährtes Team von zehn Erzieherinnen im „Spielhaus“ und in der „Villa Kunterbunt“ (Hort) in Lützen mit vier Stellen aufstocken und hat so eine Verjüngung erreicht. Im Hort ist nun sogar ein 25-jähriger Mann mit zur Bezugsperson geworden. „Weil er mit seiner Bewerbung den jungen Frauen nicht nachgestanden hat, konnten wir mit seiner Einstellung nur gewinnen“, begründet Walter die Entscheidung.
Gute Erfahrungen mit einem Mann im Team macht die Kindereinrichtung in Großgörschen bereits seit zweieinhalb Jahren. Auch wenn Mark Zeigermann schon zehn Jahre älter ist als sein Lützener Kollege, geht er doch an manches anders heran als die neun Frauen. „Nicht so ängstlich“, versucht Ina Goblirsch, die Leiterin der Einrichtung es zu beschreiben. Einen Partner zum Fußball spielen hätten die Kinder in Großgörschen vorher durchaus schon gefunden, doch eben keinen „Ersatzpapa“, bei dem man mal Rat suchen kann. Gerade weil heute in vielen Familien ein Mann fehle, hält Goblirsch es für wichtig, im Erziehungsbereich auch Männer einzusetzen. Und Zeigermann mache seine Arbeit gut, sagt sie und findet die Zustimmung der Eltern. „Er ist nett und macht viele Späße“, steuert der achtjährigen Vincent noch bei.
„Jetzt haben die Männer Verstärkung“
Mathias Seelig beweist seit August im Lützener Hort, dass es sich lohnt, die Frauendomäne aufzubrechen. Er bringt vor allem viele sportliche Aktivitäten ein, während seine ebenfalls neu eingestellte junge Kollegin Jasmin Krisch ihre Stärken im musikalischen Bereich hat. Und je nachdem, was den Kindern besser gefällt, wählen sie ihre „Lieblingserzieher“ aus. Bei Lucas (8) konnte noch niemand die Chefin des Hauses, Barbara Walter, ausstechen. Und Francis (7) nennt Frau Schubert. „Jetzt haben die Männer Verstärkung“, sagt Marius (8) mit vielsagendem Blick auf „Herrn Seelig“, mit dem er gerade Schach spielen möchte.
Das Schachspiel hat Seelig neu eingeführt und Mädchen und Jungen dafür gewonnen. Aber auch für Slackline. So nennt er das flexible Balancierband, das er zwischen zwei Bäumen aufspannt. Richtig austoben kann man sich mit Mathias Seelig, das wissen alle Hortkinder, die sich gern bewegen, zu schätzen. „Maya erzählt fast jeden Tag von neuen Spielen mit Herrn Seelig“, stellt Sylva Dohm fest. Für den Bewegungsdrang ihrer Tochter sei es prima, dass es den jungen Mann im Hort gibt.
Er bringt da Knirpsen das Schwimmen bei
Die Großen fordern ihn schon ganz schön, gibt Seelig zu. Wenn er mal bei den Null- bis Dreijährigen im „Spielhaus“ eingesetzt ist, müsse er sich mehr um die Pflege kümmern, aufpassen und vor allem den Impulsen folgen, die die Kinder geben. Mit den Hortkindern macht er Hausaufgaben und setzt sich schon mit Fragen zum Handy auseinander. Bastelangebote werden unterbreitet. Wenn er jeden Freitag mit den Kindern in die Turnhalle geht, baut er dort für sie einen sportlichen Stationsbetrieb auf. Dienstags macht er Bewegungsspiele bei den Großen aus dem Kindergarten, damit diese körperlich gefordert werden. Seelig gefällt die Vielseitigkeit in seinem Beruf.
Den sportlichen Touch bringt er mit, weil er über sein Hobby, die Arbeit bei der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft, die besondere Beziehung zu Kindern gefunden hat. Er bringt da Knirpsen das Schwimmen bei und hat dafür schon als Schüler viel positives Echo erhalten. Deswegen wollte er auch beruflich mit Kindern arbeiten. Er hat das zuerst in der Kinderpflege, dann in dem 200 Kinder zählenden offenen Hort in den Franckeschen Stiftungen in Halle und in der Kindereinrichtung des Dorfes Wallendorf bisher schon getan. Die Entwicklung der Kinderzahlen lässt ihn nun auf eine längere Anstellung in Lützen hoffen. Leipzig hat er als sein Zuhause gewählt, um als junger Mensch ohne Familie das Großstadtleben genießen zu können.
