Kartoffelsalat, Wurst und Salmonellen?
Hohenmölsen/MZ. - Die Caféteria des Awo-Pflegeheimes, ansonsten am Nachmittag gut gefüllt, ist am Montag menschenleer. Hektische Betriebsamkeit herrscht dafür im Büro der Vorstandsvorsitzenden Ursula Weber. "Samstagmittag ging es los. Insassen und Krankenschwestern klagten plötzlich über heftige Bauchschmerzen, hatten massiven Durchfall." Stündlich seien die Zahlen nach oben korrigiert worden. Am Sonntag wird klar: 133 Frauen und Männer, die Mehrzahl zwischen 70 und 80 Jahre alt, sind schwer krank. Betroffen ist damit jeder dritte Insasse des Pflegeheimes und des Betreuten Wohnens sowie 80 Senioren aus der Region, die das Essen zugeliefert bekommen.
Nach ersten Untersuchungen wird vom Amtsarzt Dr. Frank Fernau der Verdacht auf eine Salmonelleninfektion geäußert. Alle Erkrankten hätten angegeben, am vergangenen Freitag Mittagessen aus der hauseigenen Küche gegessen zu haben. Auf dem Speiseplan hätten Majonaisesalat mit Bockwurst und Milchreis gestanden. "Die meisten hatten sich für den Salat entschieden", weiß Frau Weber.
Gekocht wird im Awo-Haus von einem bundesweit agierenden Unternehmen, das mehr als 4 400 Mitarbeiter im Catering beschäftigt. In Hohenmölsen sind es neun.
Niederlassungsleiter Thomas Rummel sagt zu den Vorfällen kein Wort und verweist an die Pressestelle in Berlin. "Das Pflegeheim ist die einzige Einrichtung für uns im Weißenfelser Landkreis", erklärt Pressesprecherin Michaela Mehls. Man arbeite nach hohen Qualitätskriterien. Eine Salmonelleninfektion sei erst einmal dem Unternehmen nachgewiesen worden. Das war 1998. Warum wurden bei der gegenwärtigen Hitze Speisen mit Majo und Milch, die als Nährboden für Salmonellenbakterien hinlänglich bekannt sind, angeboten? "Die Frage ist berechtigt", reagiert die Pressesprecherin und verweist bis zur vollständigen Aufklärung des Sachverhaltes - die Ergebnisse werden am Dienstag erwartet - auf die Unschuld. Sollten die Salmonellen jedoch aus der Firmenküche kommen, "ist mit Konsequenzen zu rechnen", kündigt sie an. In den letzten drei Tagen erfolgten durch das Gesundheitsamt sowie das Veterinär- und Lebensmittelüberwachungsamt der Kreisverwaltung umfangreiche Kontrollen. Im Pflegeheim seien die Nachtwachen verstärkt worden, Mitarbeiter wurden aus den Freischichten geholt. Am Wochenende bestand Besuchsverbot. "Alle Stationen sind mit der ausreichenden Menge an Einwegkleidung, Gummihandschuhen und Windeln versorgt worden", schildert Heimleiterin Gabriele Elzer. In der Küche werde auch ein Diätessen für die Erkrankten zubereitet.
Zum gegenwärtigen Zeitpunkt befinden sich noch 25 Betroffene in stationärer Behandlung. Den meisten Patienten, so Dr. Fernau, gehe es gesundheitlich wieder besser. Keiner befinde sich in einer lebensbedrohlichen Situation.