1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Weißenfels
  6. >
  7. Kanalbau in Lützen: Kanalbau in Lützen: Frust an der Baustelle

Kanalbau in Lützen Kanalbau in Lützen: Frust an der Baustelle

Von HEIKE RIEDEL 20.09.2013, 17:30
Aus Richtung Leipzig und A9 bricht der Autostrom neben der Baustelle zeitweise nicht ab. Das zwängt die Bauleute ein.
Aus Richtung Leipzig und A9 bricht der Autostrom neben der Baustelle zeitweise nicht ab. Das zwängt die Bauleute ein. PETER LISKER Lizenz

Lützen/MZ - Sie nervt, die Baustelle auf der Hauptstraße von Lützen. Vor allem die Einwohner, die an der Umleitungsstrecke Richtung Leipzig über Rosenthal und Karl-Marx-Straße wohnen, aber auch die Gewerbetreibenden, deren Geschäfte weniger aufgesucht werden. Und selbst die Bauleute.

„Wir kommen nicht zum Zug“, sagt Oberbauleiter Torsten Enghardt. Ständig muss dem Baggerführer Einhalt geboten werden, damit auf der Fahrbahn neben ihm gefahrlos der Verkehr fließen kann. Denn die Straße ist nur halbseitig gesperrt. Wenn Brummis sie passieren, fehlt der Schwenkraum. Und wegen der Autobahnbaustelle, die sehr oft den Fernverkehr auf die Umleitungsstrecke durch Lützen drängt, passiert das manche Tage so oft, dass der Bagger die Hälfte des Arbeitstages wartet. „Das kostet Zeit und Geld“, beklagt Johanna Michaelis, Geschäftsführerin des Abwasserzweckverbandes Bad Dürrenberg. Im Auftrag des Verbandes verlegt die Firma Tesch Abwasserleitungen.

„Wir sind schon bei zwei Monaten Bauverzögerung“, so Michaelis. Nur sechs Meter würden am Tag geschafft, 200 Meter lägen noch vor den Bauleuten. „Wenn ein Wintereinbruch dazwischen kommt, gibt es in diesem Jahr kein Ende“, deswegen sei jetzt noch einmal eine Vollsperrung der Straße beantragt, sagt Michaelis. „Es geht so nicht“, stellt sie sich hinter die Baufirma, die bei ihr eine Behinderungsanzeige gestellt hat. Was geht, damit muss sich die Sperrkommission der Straßenverkehrsbehörde in Naumburg nun befassen. Diese erwartet laut Sachgebietsleiter Falko Weise noch ein Konzept, wie es mit der Baustelle weitergehen soll. Ihre erste Entscheidung im Sommer war gegen eine Vollsperrung ausgefallen.

Ende Juni haben die Bauarbeiten begonnen, die unter der Voraussetzung einer Vollsperrung der Ernst-Thälmann-Straße ausgeschrieben wurden und Ende Oktober beendet sein sollten. Weil nur eine halbseitige Sperrung genehmigt wurde, musste die Bautechnologie umgestellt werden. Material muss auf der Festwiese gelagert werden. Eine Bauzeitverlängerung bis Ende des Jahres ist schon angekündigt. Doch könnte nun selbst dieser Termin nicht gehalten werden.

„Zum Glück“, sagt Lützens Bürgermeister Dirk Könnecke (parteilos). Er sieht die Karl-Marx-Straße angesichts des Umleitungsverkehrs von der Autobahn jetzt schon überlastet. Bürger, die dort wohnen, beklagen, dass es enorm laut, schmutzig und gefährlich geworden sei. Heinz Rometsch zeigt auf dem Fußweg vor seinem Haus auf erste Absenkungen, die verursacht wurden, weil Lkw auf den Fußweg gefahren sind, als es eng wurde. Nicht einmal in ihrem Garten im Rosenthal fänden er und seine Frau Ruhe vor dem Lärm, den zu schnelle und schwere Fahrzeuge selbst in der Nacht verursachten. Weil der mit einer Vollsperrung nur noch größer zu werden droht, ist das für sie kein Ausweg.

Rometschs sind sich darin mit vielen einig, die die derzeitige Lösung mit halbseitiger Sperrung und längerer Bauzeit als Kompromiss verstehen. Ein junger Mann aus der Karl-Marx-Straße 40, der seinen Namen nicht nennen will, hätte es aber lieber, dass es schneller geht, auch wenn dafür die Ernst-Thälmann-Straße voll gesperrt werden müsste.

„Das wäre aber für die Geschäftsleute das Ende“, sind sich im Bäcker-, Fleischer- und Blumenladen am Markt Kunden wie Christine Reimann und Verkäuferinnen wie Claudia Topf mit der Inhaberin des Blumenladens Anne Behne einig. „Dann kämen noch weniger als jetzt“, befürchtet Behne, die die dritte Sperrung der Straße innerhalb der letzten vier Jahre für eine unerträgliche Zumutung hält.

„Eine Vollsperrung fände ich gar nicht gut“, sagt Annett Wirth, die im eigenen Laden Uhren, Schmuck und Geschenkartikel verkauft. Die Arbeiter hätten sich immer darum bemüht, dass sie das Geschäft offen halten konnte. Sie habe noch keine Umsatzeinbuße. Man sähe die Bauleute nicht immer, wenn sie auf den Grundstücken zu tun hätten, doch von halb sieben bis 18 Uhr seien sie zu hören. Als Bewohnerin der Friedrich-Engels-Straße sieht sich Edith Kretzschmar nicht betroffen von der Baustelle, doch könne sie die Situation der Bauleute ebenso nachvollziehen wie die der Geschäftsleute und Einwohner an der Umleitungsstrecke. Das Beste sei da als Kompromiss die halbseitige Sperrung.

In Richtung Leipzig rollt der Verkehr jetzt durch die Karl-Marx-Straße.
In Richtung Leipzig rollt der Verkehr jetzt durch die Karl-Marx-Straße.
Peter Lisker Lizenz