Kanalbau in Lützen Kanalbau in Lützen: Entdeckungen in der Tiefe

LÜTZEN/MZ - Es ist geschafft. Ein Kanalrohr aus Glasfaserkunststoff durchquert die Lützener Hauptstraße. Ob es wirklich so genau positioniert werden konnte, wie beabsichtigt, wird sich in den nächsten Tagen zeigen. Dann, wenn die Baustelle in der Ernst-Thälmann-Straße von Lützen von der Rathausseite hinüber zur anderen Häuserzeile wechselt. Dort wird in etwa reichlich vier Meter Tiefe das Rohr freigelegt, für das am vergangenen Freitag die Straße unterirdisch durchstoßen wurde.
Hydraulisch wurden nacheinander dreimal zwei Meter lange Stücke eines Metallrohres mit 600 Millimeter Durchmesser in leichtem, nach oben geneigtem Winkel aus 4,50 Meter Tiefe durch die Straße gebohrt, während der Verkehr darüberrollte. Mit Abstandshaltern wurde dann das etwas kleinere Abwasserrohr darin fixiert.
Wasser im Weg
40 Meter Kanal haben die Bauleute im Auftrag des Zweckverbandes für Wasserversorgung und Abwasserbeseitigung (ZWA) Bad Dürrenberg in den vergangenen Wochen in Lützen verlegt. In sechs Meter Tiefe saugen sogenannte Lanzen das Grundwasser ab, das ihnen bei 2,20 Metern das Arbeiten verwehrte. Die Grabensohle im fließenden sandigen Boden ist mit Schotter stabilisiert worden. Auf ein paar Feldsteine sind die Bauleute schon gestoßen, so dass sie nicht verführt werden, nur von leichten Arbeiten im Untergrund auszugehen. Sie müssen die Straße mit kleineren Rohren für die Schaffung einzelner Hausanschlüsse auf der Rathausseite nämlich wiederholt durchbohren.
Zu einer besonderen Herausforderung, aber auch sehr interessanten Sache wurde der Hausanschluss für die Ernst-Thälmann-Straße 15. Denn der musste in 3,50 Meter Tiefe ins Haus geführt werden, in ein vier- oder gar fünfhundert Jahre altes Kellergewölbe. Denn das Haus gilt als eines der ältesten in Lützen, soll den großen Stadtbrand 1632 schon überstanden haben. Ehrfürchtig klettert Oberbauleiter Torsten Enghardt die steilen Stufen hinab. Auf sandigem Boden steht er in 2,50 Meter Tiefe, wo an einer Stelle nun das Hausanschlussrohr von 150 Millimeter Durchmesser zur zukünftigen Aufnahme von Abwasser emporsteigt.
Neuland für Arbeiter
Bisher ist in der Ernst-Thälmann-Straße offenbar nirgends unter eine Tiefe von zwei Metern gegangen worden. Doch die Erkundung dieses Neulands bereitet den Bauleuten keine Probleme. Der Verkehrsfluss neben der Baustelle kostet dafür Zeit und Nerven. Die geringste Unachtsamkeit des Baggerführers kann einen Zusammenstoß verursachen. „Als die Autobahn kürzlich mal gesperrt war und der ganze Lkw-Verkehr durch Lützen rollte, konnten wir gar nicht arbeiten“, berichtet Polier Maik Nowak. Außerdem fehlt den Bauleuten Platz zum Ablegen von Aushub- und Baumaterial. „Leider wurde uns keine Vollsperrung genehmigt“, bedauert Norbert Engel, Mitarbeiter für Anschlusswesen des ZWA. Er erwartet den Abschluss der Arbeiten nun erst im nächsten Jahr.
