Junge Mutter aus Großkorbetha Junge Mutter aus Großkorbetha: Kein Job trotz 30 Bewerbungen

Grosskorbetha - Johanna Gudat ist die einzige aus ihrer ehemaligen Sekundarschulklasse der Großkorbethaer Celook-Schule, die noch keine Lehrstelle hat, obwohl sie an die 30 Bewerbungen abgeschickt hat. Der Grund: Sie konnte erst viel später als die anderen auf die Suche gehen, weil sie im Vorjahr mit 17 Jahren ein Kind erwartete und ganz andere Sorgen hatte.
Lilly ist zwar kein ausgesprochenes Wunschkind für die junge Großkorbethaer Mutti, doch eines, auf das sie sich sehr gefreut hat. 50 Zentimeter war Lilly bei der Geburt Mitte September groß und wog 3.170 Gramm. Weihnachten hat sie mit großen Augen in die vielen Kerzen am Tannenbaum geschaut. Ostern gab es ein Buch, das Geräusche macht und Würfel, mit denen sie das Zufassen üben kann.
Heute gibt Johanna Gudat Gleichaltrigen den Tipp, richtig zu verhüten. Doch wenn man verliebt sei, denke man über manches nicht nach. Und: Sie verpasse schon einiges, weil man manches mit Baby nicht mehr tun könne, auch wenn ihre Mutter bei vielem helfe.
Im Sommer 2013 hatte sie bei einem Treffen mit Freunden Carsten kennengelernt, der drei Jahre älter ist. „Wir haben uns gleich gut verstanden.“ Im Oktober sei dann aus Freundschaft mehr geworden. Ihrer Mutter, Ines Gudat, seien später die Veränderungen an ihrer Tochter nicht verborgen geblieben. Das Ergebnis beim Schwangerschaftstest, bei dem Mutter und Freund dabei waren, „war mit einem großen Schreck verbunden“. Doch trotz der Aufregung sei für sie ein Abbruch nie in Frage gekommen. Auch ihr Freund hat versprochen: „Das schaffen wir“. Als dann Ende Januar die Herztöne zu hören waren, gab es ohnehin kein Zurück. „Das ist ein wundervolles Gefühl gewesen“, so Johanna Gudat.
Ines Gudat hat ihrer Tochter nicht vom Kind abraten wollen. Vor allem aber sei es die Tatsache gewesen, dass eine Abtreibung psychisch schwer zu verkraften sei. Das hätte sie der Tochter nicht zumuten können. Sie sagt: „Die ganze Familie steht hinter ihr.“
Und was die Schule angeht? „Zunächst haben einige Mitschülerinnen dumme Kommentare abgelassen. Am Ende haben sich aber fast alle die Ultraschallbilder der Kleinen angeschaut.“ Auch die Lehrer hätten hinter ihr gestanden. Ihre Leistungen auf dem Halbjahreszeugnis ließen sich letztlich zwar nicht ganz halten, aber mit Noten zwischen Gut und Befriedigend könne sie zufrieden sein, meint Johanna Gudat, die zwischenzeitlich auch mal ins Krankenhaus musste. Vor allem Schulleiterin Angelika Müller und Klassenlehrer Frank Mattstedt hätten sich sehr für sie eingesetzt. Dieser machte ihr auch Mut: „Du schaffst den Abschluss.“ Die Prüfungsangst freilich blieb und die hat auch das Heranwachsende mitbekommen.
Mit der Geburt warteten dann ganz andere Verpflichtungen auf sie. Da war die Versorgung der Kleinen, musste sie natürlich auch nachts raus, die täglichen Spaziergänge und die Beschäftigung mit dem Mädchen. Ab und zu sei auch im Haushalt etwas zu tun, doch die Tochter sagt, dass Mutti helfe, wo sie könne. Und sie lässt ihr auch mal Freiräume zum Weggehen. So kann Johanna Gudat sagen: „Das Kind ist keine Belastung, es ist etwas sehr Schönes.“ Und demnächst könne sie auch mit ihrem Freund eine eigene Wohnung beziehen. Die baut ihr Vater in ehemaligen Wirtschaftsräumen auf dem Grundstück aus.
Nun steht seit einigen Monaten auch ihre berufliche Zukunft wieder im Mittelpunkt. Derzeit macht sie die Fahrerlaubnis. Und wollte sie ursprünglich Immobilienkauffrau werden, so hat sie sich nun realistischere Ziele gesetzt, möchte medizinisch-technische Fachangestellte werden, hat auch schon mal in einer Zahnarztpraxis ein Praktikum absolviert. Außerdem stehen die Berufe Industrie- oder Bürokauffrau auf der Wunschliste. Bei gut 30 Bewerbungen habe es bisher ein halbes Dutzend Absagen gegeben und in einem persönlichen Gespräch hat sie auch gemerkt, dass eine junge Mutti mit Kind mitunter doch ein Hinderungsgrund sein kann. „Dabei ist Lilly eine ganz liebe.“ Und sie soll bald nicht nur getauft werden, sondern auch in die Kindereinrichtung gehen, um beim Umgang mit Gleichaltrigen nichts zu verpassen. (mz)
