Gesundheit im Burgenlandkreis Jubiläum mit Krone: Neue Apotheke in Hohenmölsen wird 30 Jahre alt
Inhaberin Ina Leischner erzählt, wie vor 30 Jahren alles begann, vor welchen Herausforderungen die Apotheke steht und warum sie die Apotheken-Pläne von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach für falsch hält.

Hohenmölsen/MZ. - Gefeiert wird mit Krone und Schulterband – auf beiden ist eine 30 abgebildet. In dieser Aufmachung wird man Ina Leischner und das Team der Neuen Apotheke in der kommenden Woche öfter zu Gesicht bekommen. Die Apotheke in der Hohenmölsener Innenstadt feiert ihr 30-jähriges Bestehen.
„Das ist schon Wahnsinn und eine lange Zeit. Auch wenn es einem nicht so vorkommt“, sagt Leiterin Ina Leischner. 1993 – im Alter von 26 Jahren – wagte sie direkt nach ihrem Pharmazie-Studium den Schritt in die Selbstständigkeit. „Nach der Wende war das die Gelegenheit, eine Apotheke zu eröffnen“, sagt die gebürtige Heidelbergerin.
Gründung war ein großer Schritt und ein Abenteuer
Ihrer Heimat kehrte sie nach der Wende den Rücken, um nach Hohenmölsen zu ziehen. Die Drei-Türme-Stadt war Ina Leischner aber nicht unbekannt. Die Familie ihres Vaters fand nach dem Zweiten Weltkrieg als Vertriebene aus dem heutigen Polen in Hohenmölsen eine neue Heimat. Kurz vor dem Mauerbau ging Ina Leischners Vaters in den Westen, ihre Großmutter blieb in Hohenmölsen. „Sie hat im Krankenhaus genäht und Wäsche gewaschen“, erinnert sich Ina Leischner an die Besuche bei der Großmutter.
Da ihr Vater auch Pharmazeut war, zog es sie ebenfalls in diesen Beruf. Ursprünglich wollte die 56-Jährige Medizin studieren – das Pharmazie-Studium war aber kürzer. „Und mir hat die Arbeit während eines Praktikums viel Spaß gemacht“, sagt sie. 1993 eröffnete sie dann die Neue Apotheke in der Hohenmölsener Friedensstraße. Eigentlich sollte der Name City-Apotheke lauten. Da es damals aber eine Stadtapotheke gab, musste sich Ina Leischner etwas anderes einfallen lassen. Und da es ja eine neue Apotheke war, habe sie diese auch so genannt. „Das war ein großer Schritt, ein Abenteuer, das auch mit Ängsten verbunden war“, sagt Ina Leischner. Mit vier Angestellten fing sie damals an, zwei davon arbeiten heute immer noch für sie. Damals habe sie noch viel mehr ihre Kunden bedient – ihre vier Kinder seien praktisch in der Apotheke großgeworden.
Bürokratie ist eine Belastung
Vor etwa 15 Jahren folgte dann der Umzug in das Eckhaus in der Bad-Friedrichshaller-Straße. Aktuell beschäftigt Ina Leischner 15 Angestellte – sie selbst verbringt den Großteil mittlerweile am Schreibtisch. Denn die Aufgaben sind im Laufe der Jahre immer mehr geworden. Digitalisierungsprozesse und vor allem die Bürokratie sind zunehmend eine Belastung geworden. „Man benötigt mittlerweile Beauftragte für Datenschutz und Brandschutz“, sagt Ina Leischner. Dazu kommen unzählige Vorgaben, Wartungsaufgaben und Kontrollen – kleine Apotheken hätten es schwer, das alles stemmen zu können. Dazu kommen bekannte Probleme wie Medikamentenmangel. „Das zu leisten, geht eigentlich nur mit Wachstum. Ich vermisse hier auch die Wertschätzung der Politik – zum Beispiel haben wir keine Inflationspauschale erhalten“, sagt Ina Leischner.
Auch mit den Plänen von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) kann die Apothekerin wenig anfangen – wie etwa dem Modell „Apotheke light“ ohne studierte Apotheker vor Ort. „Das ist eine Zerschlagung des Systems und der Apotheker wird entwertet“ meint die Unternehmerin. Auch befürchtet Ina Leischner, dass durch die Politik der Trend immer mehr zu Apotheken-Ketten und Online-Versand hingeht und es nur noch eine Art Abgabestellen gibt – dabei sei die persönliche Beratung vor Ort entscheidend, genauso wie eine Vernetzung mit Ärzten, Pflegeheimen und Pflegeeinrichtungen. „Wir sind auch eine Anlaufstelle von Sorgen“, sagt Ina Leischner. Nach all den Jahren kenne man viele Patienten und habe eine persönliche Beziehung zu ihnen aufgebaut.
Kleine Geschenke für die Kunden
Deshalb möchte die Neue Apotheke zu ihrem Jubiläum der Kundschaft auch etwas Gutes tun. In der kommenden Woche gibt es bis Sonnabend bei Vorlage eines Coupons, der im aktuellen Amtsblatt zu finden ist, für jeden ein kleines Geschenk.
Spannung verspricht derweil auch die Zukunft: Im April 2024 soll das neue Gesundheitszentrum eröffnet werden, in das die Neue Apotheke und eine Hausarztpraxis ziehen sollen. „Die Räume hier sind einfach zu klein geworden“, sagt Ina Leischner, die als Investorin hinter dem Großprojekt steht. „Ich tue das auch aus Liebe zu Hohenmölsen“, sagt die 56-Jährige. Und wie schaut es in Sachen Nachfolge eines Tages aus? Zumindest eine Tochter könne sich vorstellen, in ihre Fußstapfen zu treten, meint Ina Leischner.