1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Weißenfels
  6. >
  7. Jubiläum in Weißenfels: Jubiläum in Weißenfels: Tönnies-Schlachthof feiert 25-jähriges Bestehen

EIL

Jubiläum in Weißenfels Jubiläum in Weißenfels: Tönnies-Schlachthof feiert 25-jähriges Bestehen

Von HEIKE RIEDEL 11.10.2015, 15:29
Zur Feier kamen Clemens Tönnies (links) und Reinhold Dierkes mit ihren Frauen.
Zur Feier kamen Clemens Tönnies (links) und Reinhold Dierkes mit ihren Frauen. PETER LISKER Lizenz

WEISSENFELS - Nach 25 Jahren ist die Tönnies-Unternehmsgruppe mit Schlachthof und Fleischwerk an der Saale fest etabliert und ihr Vorstandsvorsitzender Clemens Tönnies nennt Weißenfels seine zweite Heimat. Am Sonnabend gab es mit der Jubiläumsfeier im Kulturhaus überzeugende Belege dafür.

Es drängten hunderte Mitarbeiter in den Saal und auf die Ränge. „Ihr seid das eigentliche Kapital dieses Unternehmens, weil ihr ihm 25 Jahre loyal zur Seite gestanden habt“, bedankte sich Clemens Tönnies in seiner Ansprache bei diesen Menschen. Und sie waren nicht nur deutscher Herkunft. Einen hob er ganz besonders hervor, Holm Rausch aus Markröhlitz, diesen Mann, der von der Fleischerlehre an bis zu seiner Zeit als Bereichsleiter der Schlachtung 50 Jahre lang in dem Betrieb gearbeitet hat. Mit Stolz und aus der Überzeugung heraus, dass er beiträgt, die Menschen zu ernähren. Mit dem Blick auf den Umgang mit den Menschen und mit den Tieren und mit dem auf die Qualität der Produkte. Er, der sich nach Tönnies Worten in dem Augenblick wohl nichts lieber wünschte, als nicht auf der Bühne zu stehen, erhielt, begleitet von großem Applaus für sich und seine Frau, einen 14-tägigen Urlaub in einem noblen Ostseehotel auf dem Darß als Dankeschön. Und es wurde auch der Geschäftsführer vor Ort, Reinhold Dierkes, gefeiert, der Münsterländer, für den aus einem dreitägigen Besuch die ganz persönliche Zukunft in Weißenfels und seinem Tönnies-Werk geworden ist.

Das 1971gegründete Familien-Unternehmen befasst sich im Kerngeschäft mit der Schlachtung, Zerlegung und Verarbeitung von Schweinen, Sauen und Rindern.

Es hat seinen Hauptsitz in Rheda-Wiedenbrück (Nordrhein-Westfalen). Dort werden täglich 26 000 Tiere geschlachtet. Ein neues Werk hat die Gruppe in diesem Jahr in Kellinghusen (Schleswig-Holstein) übernommen.

Dass es kein einfacher Weg war, den die Tönnies-Familie 1990 beschritt, als ihr Notar Hans-Dieter Swienty den nach ihren Angaben ersten Vertrag mit der Treuhand zur Übernahme des Weißenfelser Schlachthofs abschloss, klang nur kurz an. Denn die „verdammt schlechten Zeiten in Weißenfels“, so Clemens Tönnies, hat das Fleischwerk hinter sich gebracht. Einer, der diese schlechten Zeiten selbst einst befüttert hat, entschuldigte sich am Sonnabend dafür, der Weißenfelser Oberbürgermeister Robby Risch (parteilos). „Mit dem Kenntnisstand von 2008 gehörte auch ich zu den Wortführern der Kritik, erkannte aber relativ schnell kommunale Defizite, nicht gehaltene Zusagen und den Versuch, dies durch falsches Handeln zu kaschieren“, sagte Risch. Die Stadt und von ihr beauftragte Unternehmen hätten unangemessen reagiert auf die klaren Aussagen zu den unternehmerischen Zielen. „Ein Fehler, der der Stadt einen Abwasserskandal bescherte und dem Unternehmen mannigfaltige Negativschlagzeilen“, so der OB. Doch nach allem was geschehen und gesprochen sei, sehe er jetzt erwartungsvoll der zukünftigen Entwicklung entgegen.

Die Feierlaune wurde angeregt durch viele Gäste aus Politik und Wirtschaft. Ans Rednerpult traten auch Landrat Götz Ulrich (CDU) und die Staatssekretärin Anne-Marie Keding (CDU) aus dem Landwirtschaftsministerium Sachsen-Anhalts. Ihre Anerkennung galt einem Unternehmen, das Arbeitsplätze schaffe und sichere sowie immer wieder Impulse setzte, einem Betrieb, mit dem der Burgenlandkreis gewachsen sei, das seine Arbeit kritisch betrachte, Investitionen und eigene Forschung dort ansetze, wo es an Grenzen stößt. Das reiche von Tiertransportbedingungen, über Verarbeitungs- und Fleischqualitätsfragen bis hin zum Emissionsschutz. „Wenn wir mal ein Jahr keinen Baukran stehen haben, legt man uns das als Schwäche aus.“ So begründete Clemens Tönnies, dass am Standort Weißenfels weiter gebaut wird. Etwas gegen die Lärm- und Geruchsbelästigung zu tun, sei jetzt das Wichtigste, äußerte er im MZ-Gespräch. Mit der Schlachtung von 20 000 Schweinen täglich sei man in Weißenfels an der Kapazitätsgrenze angekommen. Als erstes deutsches Fleischunternehmen kommt Tönnies nun auch auf den amerikanischen Markt. Barbecue-Produkte sind dort gefragt. Auslandsmärkte wie China (dorthin gehen Schweineohren und Pfötchen), Japan (Edelteile) und Korea (Rippchen) hat der Betrieb schon erobert. Der Exportanteil liegt über 50 Prozent. (mz)