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Jakobsleiter im Paradies

Von Yvette Meinhardt 12.07.2007, 17:48

Halle/MZ. - Nessa / MZ. Kichererbse und Puffbohne, Granatapfel und Feigenbaum, Waid und Myrte - nahezu paradiesisch mutet der Pfarrgarten in Nessa an. Der Glaube versetzt bekanntlich Berge. Und so verwandeln ungezählte fleißige Hände ein unscheinbares Stückchen Erde in einen hübschen Bibelgarten. "Etwa 120 Pflanzen kommen namentlich in der Bibel vor. Das fängt beim Urweizen Tamut an und reicht bis zum Apfelbaum von Adam und Eva", plaudert die Vorsitzende des Nessaer Gemeindekirchenrates, Anneliese Böhme.

Poetisch geht es bei manchen Namen zu, ob Himmelschlüsselchen oder Jakobsleiter, Christrose oder Marienglöckchen. Genau genommen geben jene Namen biblische Hinweise wie zum Beispiel der Judasschilling.

"Die Besinnung auf die Natur hat sogar direkt etwas mit der Schöpfung zu tun. Auf der anderen Seite nähern wir uns der Bibel unter einem völlig neuen Gesichtspunkt", fährt Frau Böhme fort. Über 40 Pflanzen habe man bereits zusammengetragen, sie thematisch geordnet, ausgesät oder gepflanzt. Ein Hingucker ist heute schon das Heiligenkraut Santoline. Daneben wachsen indaischer Salbei, Ysop und Lorbeer. "Im Laufe der Arbeit sind bereits zahlreiche Christen und Nichtchristen zu einem großen Freundeskreis Bibelgarten zusammengewachsen", erzählt Frau Böhme. So mancher brachte Pflanzen und Sämereien mit. Andere Sachen habe man gezielt im Internet gesucht und sei in der Behindertenwerkstatt Ottendorf besonders fündig geworden.

Mittlerweile steht die Pflege im Mittelpunkt. Kein einziges Unkraut wächst, dafür gedeiht manch anderes zartes Pflänzchen. Hübsch eingefasst in Sandsteinmauern sind die Beete, Trittplatten markieren kleine Wege. Erbsen und zahlreiche Kräuter sind durchaus zum Verbrauch bestimmt. Tafeln mit Beschriftung fehlen noch. Doch noch eine zweite Überraschung gibt es zu entdecken. Ziemlich nah an dem kleinen Wasserlauf Nessa wächst ein Weidendom. "Die Idee haben wir uns sozusagen von der Bundesgartenschau in Rostock abgeschaut", verrät Frau Böhme. Natürlich sei das Bauwerk in Pfarrgarten von Nessa deutlich kleiner.

Im März erfolgte wortwörtlich der erste Spatenstich. Ohne Pauken und Trompeten. Freiwillige hoben einen gut 50 Zentimeter tiefen Graben aus, dahinein wurden Pflöcke gerammt. Diese wiederum geben gut und gerne 40 stattlichen Weidenstangen Halt. Sie wurden zum Halbkreis gruppiert, mit Naturfäden zu einem Dom verbunden. Mittlerweile treiben die Weiden kräftig aus. So entsteht ein natürliches Blätterdach. "Auch hier wartet noch viel Arbeit auf uns. Wir wollen aus Birkenholz ein Kreuz bauen, darum Bänke gruppieren, so dass der Dom wirklich für Gottesdienste genutzt werden kann", umreißt die Vorsitzende weitere Pläne. Auch Führungen für Schulklassen, angefangen von Sachkundeunterricht bis zu den Fächern Biologie oder Religion, wären denkbar. Doch bis dahin müssen die Pflänzchen noch wachsen.

Die erste Führung findet am

9. September zum Tag des offenen Denkmals statt.